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Quartalszahlen US-Banken ziehen Zwischenbilanz – Milliardengewinne erwartet

Die US-Geldhäuser können trotz der Coronakrise ihre Risikovorsorge weiter abbauen. Das verschafft ihnen Rückenwind – und nicht nur das.
14.04.2021 - 04:00 Uhr Kommentieren
Bankaktien sind bei Anlegern wieder gefragt. Quelle: picture alliance / Westend61
Finanzdistrikt in New York

Bankaktien sind bei Anlegern wieder gefragt.

(Foto: picture alliance / Westend61)

New York Vor einem Jahr herrschte Krisenstimmung an der Wall Street. Die Großbanken mussten Milliarden für ausfallgefährdete Kredite zurücklegen, um für die Pandemie möglichst gut gerüstet zu sein. Das führte zu Gewinneinbrüchen, die Erfolgsserie der Banken war fürs Erste beendet.

Doch die Finanzwelt hat die Krise weitgehend hinter sich gebracht. Schon im vierten Quartal begannen die Geldhäuser damit, die Risikovorsorge abzubauen. Dies wird sich laut Analystenschätzungen auch im ersten Quartal fortsetzen und den Instituten Rückenwind verschaffen. Verglichen mit dem schwachen ersten Quartal 2020 könnten die Gewinne nun branchenweit um 120 Prozent steigen.

Die Banker profitieren vor allem von zwei Entwicklungen: dem Boom bei Börsenmänteln, den sogenannten Spacs, sowie üppigen Konjunkturhilfen aus Washington. Diesen Hilfspaketen haben sie zu verdanken, dass die Kreditausfälle nicht so hoch ausgefallen sind wie zunächst befürchtet.

Joe Biden verabschiedete Anfang März das 1,9 Billionen Dollar schwere Stimuluspaket, das unter anderem auch Konsumschecks in Höhe von 1400 Dollar an die meisten US-Haushalte vorsah. 2020 wurden unter der Regierung des damaligen Präsidenten Donald Trump mehrere Konjunkturpakete in Höhe von insgesamt 3,7 Billionen Dollar verabschiedet. Hinzu kommen diverse Stützprogramme der Fed, die die Märkte zu Beginn der Pandemie stabilisiert und Unternehmen den Zugang zu Krediten erleichtert hatten.

Es gebe zwar immer noch „Unsicherheiten, was das Timing und das Ausmaß möglicher Verluste angeht“, warnt Jeff Harte, Analyst von Piper Sandler. Doch insgesamt habe sich die Lage deutlich entspannt. „Branchendaten und Äußerungen des Managements deuten nicht auf die Welle von Verlusten hin, die viele befürchtet hatten.“

Die Bank of America ist laut Gerard Cassidy, Analyst von RBC Capital, besonders gut positioniert. 90 Prozent des Geschäfts kommen aus den USA. Die Bank habe eine Reihe starker Einnahmequellen und sei in einer Position, um vom breiten US-Aufschwung deutlich zu profitieren.

Die US-Bank erwartet einen Wirtschaftsboom, „der locker bis 2023 anhalten könnte“. Quelle: Reuters
Zentrale von JP Morgan in New York

Die US-Bank erwartet einen Wirtschaftsboom, „der locker bis 2023 anhalten könnte“.

(Foto: Reuters)

Jamie Dimon, CEO der größten US-Bank JP Morgan Chase, stellt sich angesichts der fiskal- und geldpolitischen Stützen auf einen „Wirtschaftsboom“ ein, „der locker bis 2023 anhalten könnte“, schreibt er vergangene Woche in seinem viel beachteten Brief an die Aktionäre. JP Morgan startet die Quartalssaison am Mittwoch, gemeinsam mit Goldman Sachs und Wells Fargo.

Am Donnerstag legen dann Citigroup und die Bank of America nach. Am Freitag folgt Morgan Stanley. Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) geht davon aus, dass die US-Wirtschaft in diesem Jahr um 6,5 Prozent wachsen wird, so viel wie zuletzt 1984.

Anleger haben schon seit Monaten Bankaktien wieder für sich entdeckt. Der S&P Bank ETF hat in diesem Jahr bereits 25 Prozent zugelegt, deutlich stärker als der breit gefasste S&P 500 mit plus zwölf Prozent. Das sei noch nicht das Ende, glaubt Matt O’Connor, Analyst der Deutschen Bank. „Wir haben nur die Hälfte der Rally hinter uns.“ Er geht davon aus, dass die Gewinne pro Aktie in den kommenden zwei bis drei Jahren um bis zu 50 Prozent steigen könnten.

Beispielloser Spac-Boom

Zudem profitierten die Großbanken im ersten Quartal von dem beispiellosen Spac-Boom. Spac steht für Special Purpose Acquisition Company. Das sind Mantelgesellschaften, die Start-ups übernehmen und ihnen so den Weg an die Börse erleichtern. Im ersten Quartal haben Banken mehr Spacs an die Börse gebracht als im gesamten vergangenen Jahr. Das Geschäft ist lukrativ, weil Spacs oft komplizierte Strukturen haben und zusätzliche Investoren an Bord holen, was von Finanzinstituten orchestriert wird.

So könnte das Handelsgeschäft im Vergleich zum Vorjahr um knapp sieben Prozent eingebrochen sein, wie aus Berechnungen von RBC Capital hervorgeht. Vor allem der Anleihehandel sei im ersten Quartal schwächer ausgefallen. Die Erträge aus dem Investmentbanking hätten dagegen deutlich zugelegt. Cassidy erwartet ein Plus von 66 Prozent.

Neben der hohen Nachfrage nach Spacs profitieren die Banken insgesamt von einem guten Klima, was Fusionen und Übernahmen sowie traditionelle Börsengänge angeht.

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Gleich am Mittwoch steht der nächste Megadeal an. Dann geht die größte US-Kryptobörse Coinbase via Direktplatzierung an die Börse. Der Marktwert wird auf rund 100 Milliarden Dollar geschätzt. Goldman Sachs ist dabei die führende Investmentbank.

Die Entwicklung zeigt auch eine Trendwende, die die großen Banken in den vergangenen Monaten vollzogen haben. 2020 standen angesichts turbulenter Märkte vor allem die Wertpapierhändler mit ihren Rekordumsätzen im Fokus. Nun schlägt die Stunde der Dealmaker.

Wie lange der Spac-Boom noch anhalten kann, ist allerdings fraglich. Die Zeichen mehren sich, dass der Enthusiasmus erst einmal vorbei sein könnte. Anfang des Jahres konnte quasi jeder Spac direkt nach seinem Börsengang mit Kursgewinnen rechnen.

Das hat sich inzwischen geändert. So lag im Januar das durchschnittliche Plus am ersten Handelstag nach Berechnungen des Wirtschaftsforschers Jay Ritter von der University of Florida noch bei über sechs Prozent, im Februar waren es nur noch 5,4 Prozent, und im März waren es dann null Prozent.

Nach Berechnungen des „Wall Street Journal“ rutschte von den 231 Spacs, die von November 2020 bis Februar 2021 an den Markt kamen, kein einziger bei der Erstnotiz unter den Ausgabekurs, inzwischen kommt das häufig vor. Zudem hat sich die US-Börsenaufsicht SEC eingeschaltet und strengere Regulierungen angekündet.

Debatte über hohe Arbeitszeiten

Angesichts der hohen Arbeitslast in den vergangenen Monaten haben junge Banker von Goldman Sachs eine Debatte über Burnout und hohe Arbeitszeiten ausgelöst. Seitdem sind Banken mit einer ganzen Reihe von wohlklingenden Initiativen vorgeprescht.

Citigroup-Chefin Jane Fraser führte Zoom-freie Freitage ein und ermutigte die Mitarbeiter, Urlaub zu nehmen. Jeffries bietet seinen Analysten unter anderem Peloton-Bikes als Zeichen des Dankes für ihren Einsatz an. Goldman kündigte an, mehr Mitarbeiter einzustellen.

Investoren interessieren sich auch für neue Details rund um den Kollaps des Family Offices Archegos, der im März vor allem bei der Credit Suisse und der japanischen Bank Nomura für milliardenschwere Verluste gesorgt hat. US-Institute wie Morgan Stanley und Goldman Sachs dagegen haben schnell reagiert und Aktienpakete von Archegos vor anderen auf den Markt gebracht, um Verluste abzuwenden.

Morgan Stanley soll einem Bericht des Börsensenders CNBC zufolge die erste Bank gewesen sein, die noch in der Nacht vor dem Zusammenbruch von Archegos Aktienpakete verkauft hat. JP-Morgan-Chase-Analyst Kian Abouhossein geht davon aus, dass sich die Verluste branchenweit auf bis zu zehn Milliarden Dollar belaufen könnten.

Auch Finanzministerin Janet Yellen und Fed-Chef Jay Powell haben den Fall genau verfolgt. Noch ist unklar, ob Hedgefonds, Family Offices und andere Schattenbanken als Folge des Skandals mit strengeren Regulierungen rechnen müssen.

Mehr: JP-Morgan-Chef Dimon warnt vor Konkurrenz durch Tech-Firmen.

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