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Report des Insolvenzverwalters „Fatale Fehler“ rissen MF Global in den Abgrund

Die Pleite des Brokerhauses MF Global erschütterte 2011 die Wall Street. Nun gerät Ex-Chef Corzine unter Druck. Er forcierte Investments in Anleihen europäischer Schuldenstaaten: eine milliardenschwere Fehlspekulation.
05.04.2013 - 17:11 Uhr 5 Kommentare
Milliarden verzockt? Der ehemalige Chef des Pleite-Brokers MF Global, Jon Corzine, bei einer Anhörung. Quelle: Reuters

Milliarden verzockt? Der ehemalige Chef des Pleite-Brokers MF Global, Jon Corzine, bei einer Anhörung.

(Foto: Reuters)

New York Der Insolvenzverwalter des Brokerhauses MF Global erhebt schwere Vorwürfe gegen den ehemaligen Vorstandschef Jon Corzine. Dessen riskante Strategie sowie das Missmanagement der Führungsriege hätten den Niedergang des Handelshauses beschleunigt, so Insolvenzverwalter Louis Freeh in einem Prüfbericht. MF Global hatte sich massiv mit europäischen Staatsanleihen verspekuliert und rutschte im Oktober 2011 in die Pleite. Der Untergang erschütterte nach der Pleite der Investmentbank Lehman-Brothers einmal mehr die amerikanische Finanzwelt.

In dem 124 Seiten langen Report wirft der Insolvenzverwalter dem Management um Corzine vor, den Ausbau des Geschäftsmodells von MF Global verpfuscht zu haben. Zudem seien Mängel in der Risikokontrolle ignoriert worden, berichtet die Nachrichtenagentur Bloomberg. Corzines „aggressive Handelsstrategie“ habe keine nennenswerten Gewinne erwirtschaftet. Er und Finanzvorstand Henri Steenkamp hätten bereits im Mai 2010 gewusst, dass die Kontrollmechanismen des Unternehmens fehlerhaft waren.

Annahmen über die Kapitalausstattung des Unternehmens waren dem Report zufolge „mit fatalen Fehlern“ behaftet. Corzine und einige Führungskräfte hätten Monate lang von den Mängeln gewusst, bevor die Kapitalausstattung im Oktober 2011 über die Grenzen strapaziert wurde, berichtet Insolvenzverwalter Freeh.

„Der Vorwurf der Nachlässigkeit, den der Bericht erhebt, ist ein klarer Fall der Besserwisserei“, kontert ein Sprecher von Corzine gegenüber der Nachrichtenagentur Bloomberg. „Der Bericht ignoriert vorsätzlich, dass Handelspartner ihre Verpflichtungen gegenüber MF Global nicht erfüllt haben und welche schweren Folgen dies gegenüber Kunden und Anteilseignern von MF Global hatte.“

MF Global ging Pleite, nachdem eine 6,3 Milliarden Dollar schwere Spekulation im eigenen Handelsbuch auf Anleihen hoch verschuldeter Euro-Staaten schief lief. Das Brokerhaus verfügte über Guthaben von 41 Milliarden Dollar und Schulden von 39,7 Milliarden Dollar.

Corzine, der frühere Gouverneur von New Jersey und Aufsichtsratsvize von Goldman Sachs, stieg im Mai 2010 bei MF Global ein. Da strauchelte das Haus bereits. Corzine drehte die herkömmliche Strategie weg von einem Händler im Kundenauftrag hin zu einer vollwertigen Investmentbank mit Spekulationen auf eigene Rechnung.

Im September 2010 bat Corzine den Aufsichtsrat, das Risikolimit zu erhöhen um in europäische Schuldtitel investieren zu können. Der Anteil von Auslandsinvestments stieg von 400 Millionen auf 8,3 Milliarden Dollar bis Ende August 2011. „Das Ausmaß der Handelsaktivitäten hat die unzulänglichen Kontrollmechanismen des Unternehmens unter Druck gesetzt ohne die Erlöse bedeutend verbessert zu haben“, schreibt Freeh in dem Bericht.

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5 Kommentare zu "Report des Insolvenzverwalters: „Fatale Fehler“ rissen MF Global in den Abgrund"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • @ Nachrechner:
    stimme voll zu.
    Ich weiß nur nicht was noch alles passieren muß, damit sich da was in der BRD tut. Aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt ;-)

  • @BRDsklave: Im Gegensatz zu Deutschland, wo Wirtschaftskriminelle regelmäßig für ein Taschengeld ohne Schuldeingeständnis eine Verfahrenseinstellung bekommen, ist das Klima für solche Manager in den USA deutlich rauer. Da sorgen schon allein die Anleger dafür, wie auch bei Jon Corzine::
    http://www.businessinsider.com/jon-corzine-has-19-class-action-lawsuits-pending-against-him-2012-6
    Es wird Zeit, dass auch in Deutschland härter durchgegriffen wird: Strengere Managerhaftung und bessere Klagemöglichkeiten für Anleger sind von Nöten.

  • und ? Wurden die Versager eingesperrt bei Wasser und Brot ?
    Die laufen sicher noch frei herum als Berater womöglich noch der Regierung ;-)))

  • echt interessant zu lesen, so einen Bericht was die dealer/broker so tagtäglich machen findet man eher selten

    http://www.scribd.com/doc/134047871/Freeh-Report-on-MFGlobal

    - wie Kundengeld in Notsituationen benutzt wurde
    - wie gesetzte Risikolimits tagelang auch mal um's doppelte überschritten werden
    - neue trader auf dem weg zur von boston consulting group vorgeschlagenen investment bank eingestellt wurden und von der prekären geldnotsituation nicht wussten

    VG Stefan

  • "Er forcierte Investments in Anleihen europäischer Schuldenstaaten"

    Macht der deutsche Steuerzahler nicht auch sowas ähnliches? Beim deutschen Michel läufts allerdings indirekt, so dass der arme Dumme nichts merkt, jedenfalls jetzt noch nicht.

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