Restrukturierung Deutsche Bank holt Privatkundentochter womöglich zurück in die Muttergesellschaft

Die Deutsche Bank hat Anfang Juli einen radikalen Umbau und Strategiewechsel angekündigt, dem 18.000 Stellen zum Opfer fallen sollen.
Frankfurt Die Deutsche Bank stellt im Rahmen ihres Umbaus auch ihre aktuelle Struktur auf den Prüfstand: Der Vorstand denkt darüber nach, das deutsche Privatkundengeschäft, das bislang in einer eigenständigen Aktiengesellschaft mit eigener Banklizenz gebündelt ist, wieder in die Muttergesellschaft zu integrieren.
Das böte die Chance, die Sparte effizienter und weniger komplex aufzustellen, sagten mehrere mit dem Sachverhalt vertraute Personen dem Handelsblatt. Eine Entscheidung darüber sei aber noch nicht gefallen. Die Bank wollte sich dazu nicht äußern.
Die Deutsche Bank hatte Anfang Juli einen radikalen Umbau und Strategiewechsel angekündigt, dem 18.000 Stellen zum Opfer fallen sollen. Die Bank will damit unter anderem ihre Profitabilität deutlich verbessern. Viele Investoren halten den eingeschlagenen Weg zwar für richtig, zweifeln aber daran, dass sich die Strategie so einfach umsetzen lässt. Die Pläne sehen vor allem drastische Einschnitte im Investmentbanking vor. Doch die Überlegungen über die Integration des deutschen Privatkundengeschäfts zeigen, dass sich auch die Privatkundensparte auf Veränderungen einstellen muss.
Die Deutsche Bank führt ihr deutsches Privatkundengeschäft seit Jahren als eigene Aktiengesellschaft. Erst im vergangenen Jahr wurde die Postbank in die AG integriert und diese neue Einheit DB Privat- und Firmenkundenbank AG genannt. Diese Konstruktion ist aufwendig und führt zu Doppelstrukturen: Die DB Privat- und Firmenkundenbank hat einen eigenen Vorstand und einen eigenen Aufsichtsrat.
Hinzu kommt, dass nur das deutsche Privatkundengeschäft auf diese Art ausgegliedert ist. Das internationale Privatkundengeschäft sowie das Wealth Management für vermögende Kunden zählen zwar auch zur Privatkundensparte, sind aber seit jeher im Konzern aufgehängt und nicht Teil der „PUF“-Bank, wie mancher Mitarbeiter die Privat- und Firmenkundenbank scherzhaft nennt.
Eine Auflösung der Extra-AG für Deutschland würde den Aufbau der Privatkundensparte damit auf jeden Fall vereinfachen. Das ist erklärtes Ziel der Führungsriege: Die Bank müsse „noch intensiver an der Reduktion der Komplexität des Bereichs arbeiten“, hatten Vorstandschef Christian Sewing und sein mittlerweile für das Privatkundengeschäft zuständiger Stellvertreter Karl von Rohr den Mitarbeitern der Privatkundensparte nach Ankündigung der neuen Strategie geschrieben. „Wir sind immer noch erheblich komplexer als die meisten unserer Mitbewerber.“ Das verlangsame die Prozesse und lenke die Mitarbeiter ab.
Überlegungen über die richtige Organisationsstruktur im Privatkundengeschäft hat es bei der Deutschen Bank immer wieder gegeben. Allerdings kann das Institut nicht alleine über die Rechtsform ihrer Privatkundentochter bestimmen, auch die Bankenaufsicht hat dabei ein Wörtchen mitzureden: Denn die separate Rechtseinheit diente als Schutzschild des deutschen Privatkundengeschäfts vor den Risiken aus dem Investmentbanking des Instituts.
Noch im vergangenen Jahr, als die Postbank mit der deutschen Privatkundensparte verschmolzen wurde, legten die Aufseher großen Wert darauf, dass die DB Privat- und Firmenkundenbank genügend eigene Kontrollfunktionen aufweist und nicht alle diese Aufgaben an die Konzernmutter delegiert.
Seither hat die Deutsche Bank ihr schwankungsanfälliges Handelsgeschäft weiter eingedampft. Den Aktienhandel hat das Institut fast vollständig geschlossen, außerdem will das Institut sein Prime Brokerage, also das Geschäft mit Hedgefonds, an die französische Großbank BNP Paribas verkaufen. Dadurch sinken die Risiken aus dem Investmentbanking für das Institut.
Einige Manager halten es deshalb für möglich, dass die Bankenaufseher zumindest mittelfristig keine Einwände gegen eine Integration des Privatkundengeschäfts hätten. Immerhin hatte die Europäische Zentralbank dem Institut im vergangenen Mai auch erlaubt, die Einlagen der Postbank konzernweit einzusetzen. Um diese im Fachjargon „Waiver“ genannte Befreiung hatte sich das Institut lange bemüht.
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Der Niedergang der Deutschen Bank wird sich erst kehren, wenn auch radikale Veränderungen im Aufsichtsrat vollzogen werden.