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Risikokapital 680 Millionen Dollar für junge Unternehmen: Europas führender Start-up-Finanzierer traut sich künftig mehr zu

Der Risikokapitalgeber Balderton erweitert sein Geschäft und legt erstmals einen Fonds für Wachstumsrunden auf. Dahinter steht ein SAP-Aufsichtsrat.
10.06.2021 - 09:19 Uhr Kommentieren
Balderton will sich im Wettstreit um die besten Gründer als Alternative zu den großen Investoren aus den USA und Asien positionieren. Quelle: Balderton Capital
Partner von Balderton Capital: Bernard Liautaud, David Thévenon und Rana Yared (von links)

Balderton will sich im Wettstreit um die besten Gründer als Alternative zu den großen Investoren aus den USA und Asien positionieren.

(Foto: Balderton Capital)

Hamburg Geld für neue Geschäftsideen bekommen Start-up-Gründer in Europa inzwischen leicht. Schwieriger ist es für sie, Wachstumskapital zu beschaffen – zumindest bei europäischen Risikokapitalgebern (VCs). Einer der bekanntesten europäischen Start-up-Finanzierer steigt nun in großem Stil in die Wachstumsfinanzierung ein: Der Londoner VC Balderton legt einen neuen, 680 Millionen Dollar schweren Fonds auf. Das will der Investor am Donnerstagvormittag mitteilen.

„Europa wird dank der Erfolge großer Gründungen in der Tech-Szene immer sichtbarer. Daher ist es für uns ein natürlicher Schritt, dass wir unser Geschäft auf Wachstumsfinanzierung erweitern“, sagte Managing-Partner Bernard Liautaud dem Handelsblatt.

Bisher konzentrierte sich Balderton mit 3,1 Milliarden Dollar an eingesammelten Kapital weitgehend auf Anschubfinanzierungen und sieht sich als europäische Nummer eins in dem Bereich. Balderton ist auch an deutschen Start-ups wie Infarm, McMakler und dem Fintech Raisin beteiligt.

Der neue Fonds ist der größte in der 20-jährigen Firmengeschichte. Er soll sich in den kommenden Jahren an etwa 15 Unternehmen beteiligen und jeweils 25 Millionen bis 50 Millionen Dollar zu Wachstumsrunden B und C beisteuern.

Balderton will sich im Wettstreit um die besten Gründer auch als Alternative zu den großen Investoren aus den USA und Asien positionieren. Aktuell kommt das Geld für dreistellige Millionenrunden laut der Dealroom.co-Studie europaweit zu 60 Prozent aus anderen Kontinenten. Als Hauptkonkurrenten definieren die Londoner dabei die US-Fonds Accel und Index Ventures. Das Ziel ist ambitioniert: Das Team solle in solche Wachstumsunternehmen investieren, die ihren Wert verfünf- bis verzehnfachen könnten.

Balderton-Chef ist Aufseher bei SAP

„Europäische Gründer müssen anders als noch vor einigen Jahren ihren Sitz nicht mehr in die USA verlagern, um erfolgreich zu sein“, sagte Balderton-Chef Liautaud. Das helfe, geistiges Eigentum in Europa zu halten.

Der 58-Jährige ist einer der erfahrensten Tech-Köpfe Europas und berichtet aus eigener Erfahrung. 1994 führte er seine Gründung Business Objects als ersten europäischen Softwarehersteller an die US-Technologiebörse Nasdaq. 2007 übernahm SAP den Anbieter für 4,8 Milliarden Euro. Liautaud sitzt seitdem im Aufsichtsrat des Dax-Konzerns.

Chancen erwartet der Franzose vor allem in den Feldern Fintech und Enterprise-Software. In Deutschland ist Balderton etwa an den B2B-Anbietern Contentful und Demodesk beteiligt. „Wir sehen in Deutschland großes Potenzial“, sagte Liautaud. Daher habe Balderton vor eineinhalb Jahren sein erstes Büro in Berlin eröffnet.

Für den neuen Fonds kommt Rana Yared zu Balderton. Die 37-jährige frühere Goldman-Sachs-Partnerin will europäische Gründer davon überzeugen, dass Balderton sie mit seinem Team vor Ort in London besser beraten kann – etwa bei der Expansion auf andere Kontinente, der Ausweitung des Produktportfolios oder bei der Professionalisierung des Managements. „Wir glauben an die Kraft der Nähe“, sagte Yared.

Auch das Geld für den Fonds komme überwiegend aus Europa, sagte Liautaud. Die meisten seiner Geldgeber seien Europäer – trotz steigenden Interesses aus den USA.

Bedarf ist da: Laut einer Studie von Dealroom.co fließen zwar 38 Prozent des weltweiten Seed-Kapitals an europäische Start-ups, aber nur 16 Prozent des gesamten Risikokapitals. „Unternehmen, die eine Serie B oder C durchführen wollen, treffen auf eine Finanzierungslücke“, warnen die Studienautoren.

Renditeaussichten locken Investoren

Dabei haben sich die Exit-Möglichkeiten für europäische Gründer verbessert, wie in Deutschland etwa erfolgreiche Börsengänge von Unternehmen wie Auto1 und Delivery Hero zeigen. Sie profitieren davon, dass sich für die VCs in Europa inzwischen in einigen Fällen sogar bessere Renditen ergeben als in den USA.

Das bringt zunehmend auch deutsche Investoren dazu, sich an größeren Runden zu beteiligen. So kündigte zuletzt auch die deutsche HV Capital an, mit dem jüngsten Fonds verstärkt in Wachstumsrunden einsteigen zu wollen.

Sein neuer Fonds löst bei Balderton einen deutlich kleineren Fonds ab, mit dem der Investor Angel-Investoren oder Start-up-Mitarbeitern ihre frühen Anteile abkaufte – sogenannte Secondaries. Die 145 Millionen Dollar aus diesem Topf sind bereits ausinvestiert.

Aktuell investiert Balderton neben dem neuen Fonds Growth I noch aus einem 2019 aufgelegten Frühphasen-Fonds über 400 Millionen Dollar und konkurriert dabei beispielsweise mit dem Londoner VC Atomico des Skype-Gründers Niklas Zennström.

Dabei unterscheidet sich die Strategie der beiden Bereiche: Während Frühphasen-Investoren ihr Risiko durch viele kleine Investments in Start-ups streuen und einzelne große Erfolge viele kleine Misserfolge überkompensieren müssen, konzentrieren sich Wachstumsfinanzierer auf wenige Unternehmen, von denen möglichst viele einen guten Exit erreichen sollen – etwa einen Börsengang oder den Verkauf an einen Konzern. Seit Anfang 2020 hat sich Balderton an 22 neuen Start-ups beteiligt. Drei Portfolio-Unternehmen gingen seitdem an die Börse.

Mehr: Impact Fonds - so entlarven Investoren leere Versprechen von Weltverbesserer-Fonds

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