Sanierungsplan Einschnitte schockieren Deutschbanker

Tief greifender Umbau des Geldhauses geplant.
Frankfurt Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing hat „harte Einschnitte“ angekündigt – und noch in dieser Woche könnte sein Sanierungsplan offiziell werden. Zwischen 15.000 und 20.000 Jobs stehen nach Informationen aus Finanzkreisen bei Deutschlands größtem Geldhaus auf der Kippe, auch wenn noch nicht klar ist, auf welchen Zeitraum sich die Sparpläne beziehen. Für die Arbeitnehmer kommen die Zahlen, die den Wegfall jeder fünften Stelle bedeuten würden, offenbar überraschend.
„Wir werden uns nicht an Personalspekulationen beteiligen, die insbesondere in dieser Größenordnung für uns auch überhaupt nicht nachvollziehbar sind“, sagte Jan Duscheck, Fachgruppenleiter Banken bei der Gewerkschaft Verdi und Mitglied im Aufsichtsrat der Deutschen Bank.
Bislang gilt offiziell nach wie vor die „Strategie 2020“ der Deutschen Bank, die weltweit den Abbau von rund 9000 Stellen vorsieht – davon 4000 in Deutschland. In der Politik fallen die Reaktionen auf den tief greifenden Umbau der Bank unterschiedlich aus: „Natürlich hoffe und erwarte ich von allen Unternehmen, dass mit jedem einzelnen Arbeitsplatz verantwortlich umgegangen wird“, meint Antje Tillmann, finanzpolitische Sprecherin von CDU/CSU.
Deutlich kritischer sieht Lisa Paus, finanzpolitische Sprecherin der Grünen, die Situation der Bank: „Ein Neustart ist überfällig, so kann es nicht weitergehen. Statt einer Beruhigungspille für die Märkte erwarten wir, dass endlich ein Umdenken beim Führungspersonal einsetzt.“ Für massive Einschnitte werde es nur Akzeptanz geben, wenn die Bank endlich ein langfristiges und krisenfestes Geschäftsmodell vorlege, dazu gehöre auch ein Gesundschrumpfen des Investmentbankings.
„Kosten senken allein ist auch keine Lösung. Die Deutsche Bank braucht Erträge, und die werden nicht aus dem Investmentbanking kommen. Bei Privat- und Firmenkunden hat die Deutsche Bank den Anschluss verloren“, warnt Fabio de Masi, Finanzexperte der Linkspartei im Bundestag.
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Bei den Investoren kommen die Informationen über Sewings Pläne dagegen gut an. Erstmals seit Anfang Mai kletterte der Kurs der Deutschen Bank wieder über die Marke von sieben Euro und stieg in der Spitze um 3,5 Prozent. Neben dem Stellenabbau sieht Sewings Umbauplan Insidern zufolge tiefe Einschnitte im Investmentbanking vor, vor allem im Aktienhandel und dem Geschäft mit Staatsanleihen außerhalb Europas. Stattdessen will sich die Bank stärker auf stabilere Geschäftsfelder wie den Zahlungsverkehr und die Vermögensverwaltung konzentrieren.
DZ-Bank-Analyst Manuel Mühl sieht die geplanten Einschnitte im Investmentbanking positiv. Dadurch könne die Deutsche Bank Kapital freisetzen und in profitablere Bereiche wie die Transaktionsbank und das Privatkundengeschäft investieren, schrieb er in einer Kurzanalyse. „Kurzfristig höhere Restrukturierungskosten würden unseres Erachtens langfristig zu Einsparungen und potenziell zu einer höheren Eigenkapitalrendite führen.“ Mühls Fazit: „Wir sind der Meinung, dass die Chancen auf dem jetzigen Bewertungsniveau die Risiken überwiegen.“ Deshalb stuft der Analyst die Deutsche-Bank-Aktie von „halten“ auf „kaufen“ hoch und erhöht das Kursziel von 6,50 Euro auf acht Euro.
Mehr: Der Chef der Deutschen Bank will bis zu 20.000 Jobs abbauen und den Vorstand verkleinern.
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