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Schnellplatzierungen von Aktien Deutsche Bank verbrennt sich bei Osram die Finger

Schnellplatzierungen von Aktien sind für Banken ein gefährliches Spiel. Das bekommen Citi und Deutsche Bank bei Osram zu spüren. Weil sie sich verspekuliert haben, kommen nun Millionenverluste auf die Institute zu.
12.10.2017 - 19:03 Uhr Kommentieren
Die Banken hoffen bei dem Leuchtmittelproduzenten auf steigende Kurse. Quelle: Bloomberg
OLED-Autorücklicht von Osram

Die Banken hoffen bei dem Leuchtmittelproduzenten auf steigende Kurse.

(Foto: Bloomberg)

Frankfurt Den Kunststoffhersteller Covestro trifft es, den Leuchtmittelproduzenten Osram und auch die Internet-Kleinanzeigenbörse Scout24. Ihre Muttergesellschaften – der Chemie- und Pharmakonzern Bayer, die Technologieschmiede Siemens und der Finanzinvestor Hellman & Friedman – nutzen die hohen Bewertungen an der Börse und verkaufen Aktienpakete, die Milliarden einspielen können. Die Banken rangeln dabei um die Platzierungsaufträge, hoffen sie doch, in den Ranglisten der besten betreuenden Institute für Aktienemissionen aufzusteigen. Wer hier eine Top-Position einnimmt, hat bessere Chancen, bei weiteren Platzierungs-Aufträgen ausgewählt zu werden.

Allerdings: Was einfach aussieht, kann Banken teuer zu stehen kommen, wenn sie zu aggressive Konditionen für Schnellplatzierungen bieten. Im schlimmsten Fall drohen Millionenverluste – wie jetzt bei Osram. Wettbewerber gehen von Verlusten von bis zu 50 Millionen Euro aus, die Deutsche Bank und Citi aus der Platzierung eines Aktienpakets von 17,3 Prozent in der vergangenen Woche drohen. „Viel höher ist der Gewinn über das ganze Jahr gesehen im Blockgeschäft der Banken nicht“, sagt ein Investmentbanker. Die Institute wollten sich nicht äußern.

Interessenten sind rar

Die sogenannten Block Trades sind nichts Ungewöhnliches, wenn ein Großaktionär Aktien in großer Stückzahl verkaufen möchte. Das direkte Platzieren über das Börsenparkett würde meist die Nachfrage bei weitem übersteigen und so den Kurs drücken. Ein großes Paket kann also nur außerbörslich zu einem verabredeten Preis sinnvoll verkauft werden. Da die Interessenten für derartige Aktienpakete rar gesät sind, treten Finanzinstitute als Vermittler zwischen Käufern und Verkäufern auf.

Gerade in diesem Jahr läuft das deutsche Geschäft mit Schnellplatzierungen rund. Insgesamt 20 Transaktionen über 13,6 Milliarden Dollar hat es nach den Berechnungen des Finanzdatenanbieters Dealogic bislang gegeben. Die größte betraf Covestro-Aktien über knapp 1,5 Milliarden Dollar im März dieses Jahres. Die Nummer eins in diesem Geschäft ist die Citi mit einem Marktanteil von 15,8 Prozent, gefolgt von der Deutschen Bank mit 13,8 Prozent.

Für Siemens hatten beide Institute vier Jahre nach der Abspaltung Mitte vergangener Woche die milliardenschwere restliche Beteiligung am Münchener Leuchtenhersteller verkauft. Der Industriekonzern warf 18,155 Millionen Osram-Aktien auf den Markt, wie er nach Börsenschluss mitteilte. Die Papiere hatten einen Wert von gut 1,2 Milliarden Euro und sollten über Nacht bei Großinvestoren untergebracht werden. „Das ist der richtige Zeitpunkt dafür. Osram steht jetzt auf eigenen Füßen“, sagte ein Siemens-Sprecher dazu.

Siemens steht gut da

Für Siemens konnte nichts schiefgehen. Citi und Deutsche Bank nahmen die Osram-Aktien auf ihre eigenen Bücher und versuchten sie zu verkaufen, fanden aber nicht genug Abnehmer. Finanzkreisen zufolge hatten sie einen Abschlag von drei Prozent auf den Aktienkurs aushandeln können. Das war nicht genug, wie sich eine Woche später herausstellte, als die Deutsche Bank eine Beteiligung von knapp sechs Prozent veröffentlichen musste. Einen Teil dürfte sie über die Tochter Deutsche Asset Management schon vorher gehalten haben.

In Finanzkreisen heißt es, dass beide Banken auf jeweils knapp fünf Millionen Osram-Aktien im Wert von rund 300 Millionen Euro sitzen geblieben sind, was einer Beteiligung an Osram von knapp fünf Prozent entspricht. Citi als gleichberichtigter Partner musste seine Position offenbar nicht melden, da sich deren Osram-Aktien wohl im Handelsbuch befinden. Hier gilt die Meldeschwelle von fünf Prozent. Im Anlagebuch greift sie schon beim Überschreiten von drei Prozent, was im Fall der Deutschen Bank zum Tragen kam.

Die Citi hat etwas Ähnliches schon einmal erlebt: Für Siemens sollte sie 2004 zum Garantiepreis insgesamt 150 Millionen Aktien der Halbleiter-Tochter Infineon verkaufen und konnte die Papiere nur erheblich billiger als geplant platzieren. Marktkreisen zufolge verlor das Institut etwa 37,5 Millionen Euro.

Damit das nicht wieder passiert, müssen die Banken bei Osram auf steigende Kurse hoffen, um am Ende doch noch zweistellige Millionen-Verluste zu vermeiden. Nur dann lohnen sich die Gebühren für die Platzierung der Aktien, die Banker in der Regel bei 0,5 bis einem Prozent sehen.

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