Schweizer Großbank Credit-Suisse-Chef Thomas Gottstein erwägt Aufspaltung der Vermögensverwaltung

Stärkere Konzentration auf den Heimatmarkt.
Zürich Credit-Suisse-Chef Thomas Gottstein stellt vor dem Hintergrund des Greensill-Skandals die Struktur der Vermögensverwaltung zur Disposition. Er erwäge, das Geschäft mit Profianlegern (Asset-Management) vom Geschäft mit reichen Privatkunden zu trennen, sagte er am Dienstag auf einer Investorenkonferenz.
Das Asset-Management als Teil der übergeordneten Vermögensverwaltung sei etwas, „das wir uns anschauen, zusammen mit dem Verwaltungsrat. Es ist etwas, an dem ich immer gezweifelt habe“, sagte der frühere Investmentbanker Gottstein.
Der Umstand, dass verschiedene Geschäftsbereiche der Credit Suisse mit Greensill Geschäfte machten, brockte der Credit Suisse ein gewaltiges Klumpenrisiko ein. Die Großbank vertrieb Lieferkettenfinanzierungs-Fonds auf der Basis von Greensill-Wertpapieren an Profianleger, reichte einen Kredit an Greensill Capital aus und soll auch in die Betreuung des Vermögens von Unternehmer Lex Greensill involviert gewesen sein.
Nach der Pleite des einst gefeierten Fintechs steht daher auch Gottstein so stark wie nie seit seinem Amtsantritt vor einem Jahr unter Druck. Am Dienstag warnte die Credit Suisse im Zusammenhang mit der Auflösung der gemeinsam mit Greensill Capital betriebenen Fonds vor möglichen finanziellen Belastungen.
„Wenngleich sich diese Angelegenheiten noch in einer frühen Phase befinden, möchten wir darauf hinweisen, dass der Credit Suisse in diesem Zusammenhang möglicherweise Kosten entstehen können“, teilte die Schweizer Großbank am Dienstag mit.
Die Credit Suisse hat die vier Lieferkettenfinanzierungs-Fonds mit einem Gesamtvolumen von rund zehn Milliarden Dollar zusammen mit Greensill Capital betrieben. Doch Greensill geriet ins Straucheln, nachdem die britisch-australische Finanzgesellschaft den Versicherungsschutz für ihr Umschuldungsgeschäft verloren hatte.
Dies veranlasste die Credit Suisse, die Fonds aufzulösen und den Anlegern Geld zurückzuzahlen. Bisher seien erste Ausschüttungen in Höhe von insgesamt 3,1 Milliarden Dollar vorgenommen worden. In den kommenden Monaten wolle das Institut weitere Barauszahlungen leisten.
Bezüglich eines besicherten Überbrückungskredits in Höhe von 140 Millionen Dollar an Greensill Capital habe der Insolvenzverwalter der britisch-australischen Gesellschaft vor Kurzem 50 Millionen Dollar zurückgezahlt, sodass sich der ausstehende Betrag auf 90 Millionen Dollar verringere.
Trotz der finanziellen Schäden aus den Greensill-Engagements bemühte sich Gottstein am Dienstag gegenüber Investoren, Optimismus zu verbreiten.
Ertrag der Investmentbank hat sich deutlich erhöht
Insgesamt setzte sich der starke Geschäftsverlauf der Credit Suisse fort. Im Januar und Februar habe das Züricher Geldhaus den höchsten Vorsteuergewinn der letzten zehn Jahre eingefahren. Der Ertrag der Investmentbank habe sich seit Jahresbeginn um mehr als 50 Prozent erhöht, so Gottstein.
Das Geschäft mit Kapitalmarktemissionen und der Handel florierten. Auch die reichen Privatkunden seien überdurchschnittlich aktiv, was dem Vermögensverwaltungsgeschäft ebenfalls zugutekomme. Der Zinserfolg habe sich gegenüber dem Vorquartal stabilisiert, und die wiederkehrenden Kommissions- und Gebührenerträge tendierten weiterhin aufwärts. Ungeachtet der anhaltenden Pandemie seien bislang verhältnismäßig wenige Kredite ausgefallen.
Derweil ist die Credit Suisse Medienberichten, wonach eine Topmanagerin bereits seit Längerem über einen möglicherweise auslaufenden Versicherungsschutz in Zusammenhang mit Greensill-Fonds Bescheid wusste, entgegengetreten. Lara Warner habe den ersten Hinweis auf eine möglicherweise am 1. März 2021 ablaufende Versicherungstranche von Tokio Marine am 22. Februar erhalten, erklärte eine Sprecherin der Schweizer Großbank am Dienstag.
Die formale Bestätigung der Nichtverlängerung sei erst am 1. März eingetroffen und sei ein zentraler Faktor für die Schließung der Fonds gewesen, hieß es weiter.
Mit Material von Reuters und Bloomberg.
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