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Schweizer Großbank Das macht die Suche nach dem neuen UBS-Chef so schwierig

Nichts drängt, doch die UBS will die Weichen für die Nachfolge von CEO Sergio Ermotti stellen – und spricht dafür mit externen Kandidaten. Denn die eigenen Reihen sind ausgedünnt.
18.01.2019 - 18:47 Uhr Kommentieren
Er will noch einige Jahre CEO der Bank bleiben. Trotzdem wird bereits über seine Nachfolge spekuliert. Quelle: Bloomberg
Sergio Ermotti

Er will noch einige Jahre CEO der Bank bleiben. Trotzdem wird bereits über seine Nachfolge spekuliert.

(Foto: Bloomberg)

Zürich, Frankfurt Wenn Sergio Ermotti am Dienstag an die Mikrofone tritt, um die Bilanz der UBS vorzustellen, dann gilt eine Frage schon jetzt als ausgemacht: Wer hat das Zeug zu seinem Nachfolger? Seit Verwaltungsratschef Axel Weber in der vergangenen Woche bestätigt hat, dass die UBS mit Kandidaten für ihre Chefetage spricht, wird nicht nur in Zürich fleißig spekuliert, wer den Tessiner eines Tages beerben könnte.

Das Problem: In den Reihen der Bank gibt es zwar viele erfahrene Manager, doch für den CEO-Posten drängt sich kein Kandidat wirklich auf. Den drohenden Mangel an Talenten in der UBS-Chefetage hat auch Ermotti erkannt – und spricht mit externen Managern über einen Wechsel zur UBS.

Die Anforderungen an seinen Nachfolger sind hoch. Denn die größte Bank der Schweiz schreibt zwar verlässlich Milliardengewinne, doch der Aktienkurs ging im vergangenen Jahr auf Talfahrt. Und das Wachstum in der Paradedisziplin, der Vermögensverwaltung, dürfte zunehmend schwieriger werden.

Eigentlich ist die Nachfolgefrage bei der UBS nicht akut: Weber hat mehrfach klargemacht, dass er noch bis zum Jahr 2022 den Verwaltungsrat führen möchte, wenn ihn die Aktionäre lassen. Und auch Ermotti möchte CEO bleiben. „Er will noch einige Jahre weitermachen“, heißt es in Finanzkreisen. Trotzdem wird in Zürich fleißig über das Thema spekuliert – spätestens, seit die Gespräche mit dem Spitzenbanker Christian Meissner publik wurden.

Der Ex-Chef der Investmentbank der Bank of America könnte demnach zunächst eine Rolle im Verwaltungsrat der Bank übernehmen – und möglicherweise zum Nachfolger von Ermotti aufsteigen. Meissner und die Bank selbst wollten das nicht kommentieren. Auch wenn über Meissners Eignung für den Posten gestritten wird, gilt das Szenario in Zürich als plausibel: Ein externer Kandidat müsste sich wohl erst in einer leitenden Position beweisen, bevor er die Nachfolge Ermottis antritt.

Neue Fahrt gewann die Debatte durch Aussagen von Verwaltungsratschef Weber selbst. In einem Bloomberg-Interview räumte er ein, dass ihn das Nachfolgethema umtreibt: „Der CEO und ich sind nun in unserem achten Jahr bei der Bank – das ist ein Zeitpunkt, an dem man beginnen muss, darüber nachzudenken, wie man die Bank seinen Nachfolgern übergibt“, sagte Weber vergangene Woche – und landete damit erneut in den Schlagzeilen.

„Man kann nur staunen, dass sich der Verwaltungsratschef ohne Not so in eine Debatte reinziehen lässt“, sagt ein Schweizer PR-Manager. Dabei wollte Weber mit der Aussage wohl lediglich demonstrieren, dass die UBS das Nachfolgethema frühzeitig angeht.

Mangel an Alternativen in den eigenen Reihen

Weber und Ermotti haben ihre Präferenzen bereits mehrfach durchblicken lassen. Der Deutsche und der Tessiner präferieren interne Kandidaten. Doch die Reihen der UBS sind ausgedünnt. Der langjährige Investmentbanking-Chef Andrea Orcel, der sich Hoffnungen auf den Posten gemacht hatte, reichte im September seine Kündigung ein.

Orcels Wechsel zur spanischen Santander scheiterte zwar spektakulär im Streit um ausstehende Boni-Zahlungen. Eine Rückkehr zur UBS gilt nach dem unrühmlichen Abgang aber als quasi ausgeschlossen. Mit Jürg Zeltner, dem einstigen Leiter der Vermögensverwaltungssparte, hatte zuvor ein weiterer Topmanager die Bank verlassen.

Die Vermögensverwaltung wird vom Amerikaner Tom Naratil und dem Deutschen Martin Blessing geführt, denen ebenfalls Ambitionen für den Chefposten zugeschrieben werden. Naratil kann dabei für sich verbuchen, dass er nicht nur den wichtigen US-Markt kennt, sondern auch den Konzern: Er war von 2011 bis 2015 Finanzchef der UBS. Martin Blessing hat sogar Erfahrung als Chef einer Großbank gesammelt – wenn auch mit einer umstrittenen Bilanz.

Im Jahr 2008, kurz vor dem Ausbruch der Finanzkrise, hatte er die Führung der Commerzbank übernommen. Nach diversen Sanierungsrunden wechselte er 2016 zur UBS, wo er die Führung des Schweiz-Geschäfts übernahm. Ende 2017 stieg er dann zum Co-Chef der Vermögensverwaltung auf.

Naratil und Blessing werden als aussichtsreichste interne Kandidaten gehandelt, doch angesichts ihres Alters stünden sie nicht für einen Generationenwechsel: Naratil ist 58, Blessing 56 Jahre alt. Manche Beobachter geben auch Chief Operating Officer Sabine Keller-Busse Chancen.

Noch bleibt Weber und Ermotti Zeit, um einen Kandidaten – oder eine Kandidatin – aus dem Hut zu zaubern. Investoren stellen dem Duo ein gutes Zeugnis aus, auch wenn sie sich über den mauen Aktienkurs ärgern. Im vergangenen Jahr hatten die Papiere der UBS um rund 30 Prozent nachgegeben. Dass die Aktie über ihrem Buchwert notiert, ist da nur ein schwacher Trost.

„UBS ist wahrscheinlich in der weltweiten Vermögensverwaltung der beste Markenname, und das spiegelt der Kurs nicht wider“, sagt ein Investor. Weber und Ermotti hätten aber stetig daran gearbeitet, die Altlasten zu verringern. „Wir trauen dem Duo zu, seinen erfolgreichen Kurs zu halten, das so weiter zu machen.“ Aus Sicht der Aktionäre tut der Führungswechsel also nicht not.

Schwacher Börsenkurs

Auch Mainfirst-Analyst Daniel Regli sieht die Debatte relativ gelassen. Schließlich hätten Verwaltungsratschef und CEO unter Beweis gestellt, dass sie langfristig planen. „Ich glaube, dass Weber und Ermotti auch bei der Nachfolgefrage gemeinsam frühzeitig die Weichen stellen“, sagt Regli. „Die Ablösung von Sergio Ermotti drängt nicht.“

Für den nächsten UBS-Chef gebe es aber durchaus noch mögliche Stellschrauben, sagt Regli. Die UBS müsse nicht nur die Digitalisierung weiter vorantreiben. Auch bei der Investmentbank sieht der Analyst noch Verbesserungspotenzial: „Die Sparte wurde zwar verkleinert, aber trotzdem könnte man das Angebot in gewissen Bereichen noch verschlanken.“ Vor allem stehe der nächste UBS-Chef aber vor der Herausforderung, in der größten Sparte für mehr Wachstum zu sorgen: der Vermögensverwaltung.

Die Konzentration auf das Kerngeschäft der UBS durch Weber und Ermotti gilt als das Erfolgsgeheimnis der UBS. In den kommenden Jahren will die Bank den Vorsteuergewinn der Sparte um zehn bis 15 Prozent steigern. Doch der Gegenwind wird stärker. Einerseits haben diverse Konkurrenten ihre Präsenz im Vermögensverwaltungsmarkt ausgebaut, die Margen geraten unter Druck. Zudem ändern sich die Rahmenbedingungen.

Mit den USA und China liegen ausgerechnet die beiden Wachstumsmärkte der UBS im politischen Clinch. Und auch die Geldpolitik ist keine Hilfe mehr. Jahrelang sorgten die Notenbanken durch Anleihekäufe für stetige Kurszuwächse an den Märkten.

Doch nach der US-Notenbank Fed hat auch die Europäische Zentralbank das Ende der ultralockeren Geldpolitik eingeläutet. Die verwalteten Vermögen wachsen also nicht mehr von allein. Ein Strategiewechsel wird von Ermottis Nachfolger nicht erwartet – aber ein Rezept für mehr Wachstum.

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