Schweizer Großbank Guter Jahresstart für die Credit Suisse – schlechte Vorzeichen für die Deutsche Bank

Der Credit-Suisse-Chef freut sich über gute Zahlen.
Zürich Tidjane Thiam ist gut drauf: Der Credit-Suisse-Chef präsentierte am Mittwoch einen Quartalsgewinn von 694 Millionen Franken, das sind 16 Prozent mehr als noch im Vorjahr. Die jahrelange Restrukturierung des Instituts zahle sich endlich aus. „Was wir jetzt sehen, ist das Ergebnis unserer harten Arbeit“, sagte Thiam. Während der Pressekonferenz überschüttete der französisch-ivorische Manager seine Führungsriege mit Lob. Als sein Vortrag plötzlich von lauter Musik unterbrochen wurde, hatte er sogar noch einen flotten Spruch parat: „Man muss immer das Unerwartete erwarten“, sagte er.
Dass die Credit Suisse nach jahrelangem Umbau so gut ins neue Jahr starten würde, damit hatten wohl auch die Aktionäre nicht mehr gerechnet: Obwohl der schweizerische Leitindex SMI im Minus notierte, lagen die Credit-Suisse-Aktien am Mittwochmittag rund viereinhalb Prozent im Plus. Dass die meisten Sparten der Credit Suisse ihr Ergebnis steigern konnten, kam gut an – auch wenn sich die Investmentbank als Bremser erweist.
In den vergangenen drei Jahren hatte Thiam die Vermögensverwaltung für reiche Kunden forciert und das Kapitalmarktgeschäft der Bank eingedampft. Mit der Ausrichtung auf die Vermögensverwaltung wandelt Thiam auf den Spuren des Erzrivalen UBS, der seine Zahlen am Montag präsentiert hatte.
Lediglich 20 Prozent des Vorsteuergewinns der Credit Suisse stammten aus Marktaktivitäten, erklärte Thiam stolz. „Wir sind keine globale Investmentbank mehr, die den falschen Baum ankläfft“. Doch das habe sich noch nicht überall herumgesprochen. „Es ist Zeit, die Credit Suisse als das zu sehen, was sie ist“, sagte Thiam. „Und nicht als das, was sie war“. So konnte die Credit Suisse im ersten Quartal rund 14,4 Milliarden Franken an Netto-Neukundengeldern einwerben. Das verwaltete Vermögen erreichte einen neuen Rekordstand.
Auch die Sparmaßnahmen der vergangenen Jahre scheinen sich auszuzahlen: Die Kosten sanken um sechs Prozent, während die Erträge leicht zulegten (plus 2 Prozent). In der internationalen Vermögensverwaltung kletterte der Vorsteuergewinn um 45 Prozent auf 474 Millionen Franken. Auf ihrem Schweizer Heimatmarkt machte die Bank ebenfalls Boden gut. Die Rede ist vom besten Quartalsergebnis seit 2015 mit einem Vorsteuergewinn von 554 Millionen Franken. Erfreulich lief auch das Geschäft in Asien und dem Pazifik, wo der bereinigte Vorsteuergewinn bei 288 Millionen Franken lag.
Im Investmentbanking, an dem die Credit Suisse weiter festhalten möchte, ging das Vorsteuerergebnis dagegen um acht Prozent auf 559 Millionen US-Dollar zurück. Die Bank erklärt das mit einer „verhaltenen Kundenaktivität“. Nicht nur bei Fusionen und Übernahmen hielten sich die Kunden zurück – auch das Geschäft mit Anleiheemissionen schwächelte.
Für die Deutsche Bank, die am morgigen Donnerstag ihre Zahlen präsentiert, sind das schlechte Vorzeichen – sie kämpft ohnehin mit Problemen im Investmentbanking und denkt über eine Korrektur der Strategie nach. Ein kleiner Lichtblick für die Frankfurter: Im Anleihehandel, der zu den Paradedisziplinen der Deutschen Bank zählt, berichten die Schweizer von gestiegenen Erträgen. Auch beim Aktienhandel profitierte die Credit Suisse von der gestiegenen Volatilität.
Bei Analysten kamen die Zahlen gut an. Mit Ausnahme der Investmentbanking- und Kapitalmarktsparte (IBCM) hätten alle Segmente positiv überrascht, schreibt Javier Lodeiro, Analyst bei der Zürcher Kantonalbank. Lodeiro erwartet, dass die Bank die Kosten im laufenden Jahr weiter senken wird.
Eine Möglichkeit dafür wären auch Kooperationen mit anderen Instituten im so genannten Backoffice, also etwa bei der Prüfung neuer Kunden oder der Abrechnung von Transaktionen. Dass die Credit Suisse mit dem Erzrivalen UBS über eine Zusammenarbeit verhandle, wollte Thiam zwar nicht bestätigen. Aber grundsätzlich sei man an Kooperationen interessiert. „Das ist eine valide Idee, die wir uns anschauen.“
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