Schweizer Großbank Im Machtkampf bei der Credit Suisse wächst die Unterstützung für CEO Thiam

Auslöser eines Führungsstreits um den CEO der Credit Suisse war eine Überwachungsaffäre.
Zürich Sieht so jemand aus, an dessen Stuhl gesägt wird? Auf dem sozialen Netzwerk Instagram übte sich Credit-Suisse-Chef Tidjane Thiam am Dienstagabend in demonstrativer Gelassenheit. Sein jüngster Post zeigt ihn in gelöster Stimmung umgeben von seinem Führungsteam. Die meisten Mitglieder lächeln.
Das Foto vom Dienstagabend steht in krassem Gegensatz zu den jüngsten Vorgängen um die Credit Suisse: Schon länger deutet sich ein Machtkampf zwischen Thiam und Verwaltungsratschef Rohner an. Jetzt spitzt sich die Lage zu.
Im Vorfeld einer Verwaltungsratssitzung am morgigen Donnerstag schlagen sich gleich mehrere Aktionäre der Schweizer Großbank auf die Seite von CEO Thiam – und nehmen stattdessen Verwaltungsratschef-Chef Rohner ins Visier. Sollte Rohner seinen CEO nicht öffentlich unterstützen, müsse er seinen Posten vorzeitig verlassen, teilte der britische Großaktionär Silchester International Investors mit. Silchester hält nach eigenen Angaben knapp 3,3 Prozent der Credit-Suisse-Anteile.
Auch Fondsmanager David Herro von der Firma Harris Associates erhöht den Druck auf Rohner. Rohner versuche offenbar, Thiam aus seiner Position zu entfernen, erklärte der Fondsmanager dem Schweizer Branchenportal „The Market“. „Deshalb verlangen wir vom Verwaltungsrat, Urs Rohner mit sofortiger Wirkung zu ersetzen, wenn dieser nicht in der Lage ist, Tidjane Thiam als CEO öffentlich zu unterstützen“. Eine Absetzung Thiams wäre ihm zufolge ein „furchtbarer Fehler“.
Laut eigenen Angaben hält Harris rund 8,4 Prozent der Credit-Suisse-Aktien. Damit wäre das Unternehmen der größte Einzelaktionär vor den Staatsfonds von Qatar und Norwegen und der saudischen Olayan-Group. Harris-Manager Herro gilt schon länger als getreuer Unterstützer Thiams. Auch der amerikanische Hedgefonds Eminence machte sich für Thiam stark.
Als Auslöser des Führungsstreits gilt die Überwachungsaffäre, die die Bank seit September in Atem hält. Damals war bekannt geworden, dass die Credit Suisse ihren einstigen Topmanager Iqbal Khan von Detektiven beschatten ließ. Einer Untersuchung zufolge soll es sich dabei um eine Einzelaktion des Stabschefs der Bank, Pierre-Oliver Bouée, handeln. Dieser verließ die Bank, er selbst hat sich zu der Affäre bis heute nicht geäußert. Thiam soll nicht eingeweiht gewesen sein.
Kurz vor Weihnachten wurde dann ein weiterer Überwachungsfall publik, der eine neuerliche Untersuchung nach sich zog. Auch die Finanzaufsicht Finma schaltete sich ein.
Obendrein beschäftigt sich die Bank nun offenbar erneut mit einem möglichen dritten Fall: Ihre Anwälte sollen in der vergangenen Woche eine amerikanische Managerin befragt haben. Die ehemalige Compliance-Chefin für die Region Amerika wirft der Bank schon länger vor, von ihr beschattet worden zu sein. Laut der Credit Suisse soll die Managerin erfolglos mehrere Gerichtsverfahren gegen die Bank angestrengt haben, in denen sich die Vorwürfe nicht erhärteten.
Zunächst hatte sich Rohner in der Überwachungsaffäre hinter Tidjane Thiam gestellt. Doch angesichts immer neuer Enthüllungen wurde die Forderung nach personellen Konsequenzen laut. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg zuerst berichtete, soll Rohner für die Verwaltungsratssitzung am Donnerstag eine Liste potenzieller Nachfolger für den CEO-Posten vorbereitet haben. Die Credit Suisse hatte diese Darstellung dementiert. Zu den Forderungen der Aktionäre wollte sich das Institut nicht äußern.
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