Schweizer Großbank UBS regelt Nachfolge von Axel Weber als Chefaufseher – und verpflichtet Ex-Morgan-Stanley-Banker

Der frühere Bundesbankpräsident scheidet nach zehn Jahren aus dem Verwaltungsrat aus.
Zürich Axel Weber übergibt sein Amt als Chefaufseher der Schweizer Großbank UBS im kommenden Frühjahr an Colm Kelleher. Wie die UBS am Samstag mitteilte, werde Weber beim Aktionärstreffen im April 2022 nach zehn Jahren aus dem Verwaltungsrat ausscheiden. Sein designierter Nachfolger, Kelleher, ein früherer Top-Manager der US-Bank Morgan Stanley, muss am 6. April noch von den Aktionären bestätigt werden.
Zuvor hatte die Nachrichtenagentur Bloomberg über die Personalie berichtet. Zudem soll Lukas Gähwiler aus dem Verwaltungsrat der UBS Schweiz als Vize-Chef in das Aufsichtsgremium der UBS-Gruppe aufsteigen.
Damit beendete die UBS monatelange Spekulation um die Weber-Nachfolge. Weber, von 2004 bis 2011 Präsident der Deutschen Bundesbank, hatte durchblicken lassen, im kommenden Jahr nicht wieder für das Amt des Verwaltungsratspräsidenten antreten zu wollen. Als Nachfolger wurde zwischenzeitlich etwa Philipp Hildebrand, Chef von Blackrock Schweiz sowie ehemaliger Chef der Schweizerischen Nationalbank gehandelt.
Auch der Name des scheidenden Bundesbank-Präsidenten Jens Weidmann fiel am Zürcher Finanzplatz – seine Berufung galt jedoch als höchst unwahrscheinlich. Erst am Freitag hatte die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, Ex-Unicredit-Chef Jean Pierre Mustier habe Aussichten auf den Top-Job.
Colm Kelleher war wiederum als Aufsichtsratschef bei der Deutschen Bank im Gespräch. Der Finanzinvestor Cerberus soll sich Medienberichten zufolge für den früheren Morgan-Stanley-Banker als Nachfolger für Paul Achleitner eingesetzt haben. Der gebürtige Ire hatte 25 Jahre bei Morgan Stanley gearbeitet und es dort bis zur Nummer zwei gebracht.
Während der Finanzkrise 2008 und 2009 war Kelleher Finanzvorstand und Co-Leiter Strategie. Zuletzt verantwortete er das internationale Wertpapiergeschäft sowie die Vermögensverwaltung (Wealth Management). 2019 ging er in den Ruhestand und war seither externer Berater bei Morgan Stanley.

Der Ire verbrachte den größten Teil seiner Karriere bei Morgan Stanley.
Kellehers Berufung ist eine Überraschung – und sie bricht mit einer ungeschriebenen Regel: Dass zumindest entweder das Amt des CEOs oder des Verwaltungsratspräsidenten der größten Schweizer Bank von einem Schweizer ausgeübt werden soll.
Bereits seit der Berufung von Ralph Hamers zum Chef der UBS ist diese Konvention außer Kraft gesetzt. Daher hatten jedoch einige Beobachter in Zürich auf eine Schweizer Lösung für die Weber-Nachfolge getippt.
Die Verpflichtung von Kelleher ist jedoch ein logischer Schritt: Aus seiner Bewunderung für Morgan Stanley hat Axel Weber keinen Hehl gemacht. Auch der Abschlag in der Börsenbewertung der UBS gegenüber der US-Konkurrenz hat den scheidenden Verwaltungsratschef immer umgetrieben.
Axel Weber lobte laut Mitteilung Kellehers „tiefes Verständnis der globalen Bankenlandschaft.“ Der langjährige Morgan-Stanley-Manager sei „die perfekte Besetzung“ für die Spitze des UBS-Verwaltungsrates.
Seine Zukunftsvision sah daher vor, die UBS zu einer Art grünen Morgan Stanley umzubauen. Als Experte für den Wertpapierhandel und die Vermögensverwaltung bringt Kelleher zudem Fachwissen in den beiden für die UBS wichtigsten Geschäftsfeldern mit.
Weber hält sich zur eigenen Zukunft bedeckt
Bis zuletzt hatten einige am Zürcher Finanzplatz es für möglich gehalten, dass Weber doch nochmal um ein Jahr an der Spitze des UBS-Verwaltungsrates verlängert. „Axel Weber braucht die große Bühne“, sagt einer, der ihn lange kennt. Zu seinen eigenen Zukunftsplänen gab der Ökonomie-Professor und frühere deutsche Wirtschaftsweise bislang nichts bekannt.
Weber hinterlässt die Bank in glänzender Verfassung: Die UBS ist die unumstrittene Nummer eins in der Schweiz. Allein in den ersten neun Monaten des Jahres hat die Bank einen Nettogewinn von über sechs Milliarden Dollar erwirtschaftet.
In Webers Amtszeit hat die Bank zudem zahlreiche Rechtsstreitigkeiten bereinigt. Auch ein noch laufendes Verfahren wegen Beihilfe zur Steuerhinterziehung und Geldwäsche in Frankreich dürfte zum Amtsantritt von Kelleher abgeschlossen sein. Damit kann sich Kelleher der strategischen Weiterentwicklung der UBS - und der Auswahl möglicher Übernahmeziele widmen.
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