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SEC US-Börsenaufsicht erwägt Verbot von Geschäftsmodell bestimmter Neobroker

SEC-Chef Gary Gensler denkt über ein Verbot der Praxis der Broker nach, Aufträge ihrer Kunden an bestimmte Handelsplattformen weiterzuleiten. Damit gerät deren Geschäftsmodell in Gefahr.
31.08.2021 Update: 31.08.2021 - 17:39 Uhr Kommentieren
Der SEC-Chef erwägt ein Verbot von PFOF. Quelle: Reuters
Garry Gensler

Der SEC-Chef erwägt ein Verbot von PFOF.

(Foto: Reuters)

New York Das Geschäftsmodell der US-Trading-App Robinhood steht weiter in der Kritik. Die US-Börsenaufsicht SEC erwägt nun sogar ein komplettes Verbot der Praxis von Robinhood und anderer Broker, Kundenaufträge im Gegenzug für Rabatte und Zahlungen an bestimmte Handelsblattformen weiterzuleiten. SEC-Chef Gary Gensler sagte der Finanzzeitung „Barron‘s“, ein Verbot dieser Rückvergütungen, in der Fachsprache „Payment for Order Flow“ (PFOF) genannt, liege auf dem Tisch.

Im US-Handel schloss die Robinhood-Aktie am Montag fast sieben Prozent im Minus. Am Dienstag gab der Kurs weiter nach, zunächst aber nur um ein Prozent.

Bei PFOF leiten Brokerhäuser Aufträge ihrer Kunden, darunter viele Privatanleger, meist an bestimmte Handelspartner weiter. Im Gegenzug erhalten die Broker von diesen Handelspartnern Rabatte oder Zahlungen. Gensler hatte bereits im Juni angekündigt, dass sich die SEC diese Rückvergütungen der neuen Online-Trading-Plattformen genauer anschauen werde. Doch bisher hatte er ein mögliches Verbot nicht so klar ins Spiel gebracht.

Die Handelsplattformen bekämen mit den Aufträgen nicht nur eine kleine Marge für jeden Handel, sondern wahrscheinlich auch mehr, sagte der SEC-Chef. „Sie bekommen die Daten, sie bekommen einen ersten Blick, sie können Käufer und Verkäufer aus diesen Orderflüssen zusammenbringen“, erklärte Gensler. Damit gebe es bei dieser Praxis einen „inhärenten Interessenkonflikt“. Eine Entscheidung der SEC über ein mögliches Verbot könne in den kommenden Monaten kommen, sagte Gensler.

Die Praxis ist bei Regulierungsbehörden wegen möglicher Interessenkonflikte schon länger umstritten. Die SEC untersucht unter anderem, ob die Rückvergütungen Broker dazu animieren, die Aufträge nicht zu den Handelshäusern mit den besten Kursen, sondern zu denen mit den höchsten PFOF-Zahlungen weiterzuleiten.

Rückvergütung stehen für großen Teil der Einnahmen

Nicht nur Neobroker, sondern auch etablierte Broker erhalten Rückvergütungen. Bei den Neobrokern machen sie aber häufig einen deutlich größeren Teil der Einnahmen aus, wie beispielsweise der aktuelle Quartalsbericht von Robinhood zeigt: In den drei Monaten bis Juni 2021 machten Rückvergütungen für Aktien- und Optionsgeschäfte sowie Transaktionsrabatte, die der Broker bei Kryptowährungen erhält, 79 Prozent der gesamten Einnahmen aus. 72 Prozent der Umsätze generierte Robinhood mit fünf Handelspartnern.

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Vor dem Börsengang Ende Juli hatte der Finanzvorstand von Robinhood, Jason Warnick, das Geschäftsmodell mit den Rückvergütungen verteidigt: „Wir glauben, dass PFOF der bessere Deal für die Kunden ist als die alte Gebührenstruktur“, sagte er. „Es erlaubt den Investoren, geringere Summen zu investieren, ohne sich um die Kosten der Gebühren Sorgen zu machen.“

Auch in Europa schauen sich die Aufseher die Rückvergütungen an. Die europäische Börsenaufsicht Esma sagte im Juli, dass sie ernsthafte Bedenken hinsichtlich des Anlegerschutzes habe. In den meisten Fällen sei es unwahrscheinlich, dass die Annahme von Rückvergütungen mit den Wertpapiergesetzen (Mifid II) in der Europäischen Union vereinbar ist. Auch sie sehe einen klaren Interessenkonflikt zwischen den Brokern und ihren Kunden. Die Aufseher in den Mitgliedstaaten sollten dieses Thema 2021 oder Anfang 2022 vorrangig im Blick haben.

Bafin momentan gegen Verbot der Rückvergütungen

Hierzulande schaut sich daher die Finanzaufsicht Bafin die Neobroker genauer an. Aus deutscher Sicht erachte man es allerdings nicht für erforderlich, die aktuelle Praxis zu ändern, sagte ein Bafin-Sprecher dem Handelsblatt: „Die Bafin würde sich momentan nicht für ein Verbot der Rückvergütungen aussprechen.“

Neobroker wie Trade Republic betonen, dass es für die Kunden ein großer Vorteil sei, dass sie gebührenfrei handeln können. Ohne die Rückvergütungen von den Handelspartnern wäre das nicht möglich. „Einen Interessenkonflikt sehen wir dadurch nicht, denn die Rückvergütungen kommen direkt unseren Kunden zugute, indem diese provisionsfrei handeln können“, sagt Trade Republic-Gründer Christian Hecker. Der immer wieder geäußerte Vorwurf, dass die Geld-Brief-Spanne dadurch höher sei, sei „faktisch falsch“. Durchschnittlich sei sie sogar besser als der Referenzmarkt. Das Angebot sei daher das beste Paket für den Kunden.

Ein Verbot für die Annahme von Rückvergütungen würde den Wertpapierhandel für Privatanleger bei vielen Brokern wieder teurer machen. Insbesondere die Neobroker könnten sich dann nicht mehr auf Rückvergütungen verlassen, sondern müssten „eine Gebühr von den Kunden selbst nehmen“, sagt Philipp Bulis, Brokerage-Experte von Oliver Wyman. Dennoch würden Neobroker seiner Ansicht nach auch dann gegenüber etablierten Brokern im Vorteil bleiben, da die Infrastruktur der jungen Anbieter neuer und somit kostengünstiger sei.

Mehr: Der Trading-Hype ebbt ab: Neobroker stehen vor Bewährungsprobe

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