Smartphone-Bank N26 geht auf die Finanzaufsicht Bafin zu

Die Rolle des Risiko-Vorstands übernimmt Geschäftsführer Thomas Grosse.
Frankfurt Der wachsende Druck der Finanzaufsicht Bafin auf die Smartphone-Bank N26 zeigt Wirkung: Die Berliner Neobank kündigte an, ihre Führungsebene um einen Risikovorstand zu erweitern und sich stärker um die Bekämpfung von Finanzkriminalität und die Einhaltung regulatorischer Vorschriften zu kümmern.
Etwa eine Stunde nachdem das Handelsblatt über drohende Sanktionen der Finanzaufsicht Bafin wegen mangelnder Kontrollsysteme des Start-ups berichtet hatte, kündigte die Neobank an, seine Führungsebene „mit der Ernennung von erfahrenen Governance-, Risiko-, Compliance- und Finanzexperten“ zu erweitern und das Management der Bank so „für die zunehmend komplexen regulatorischen Anforderungen im Bankbereich“ zu stärken.
Die Behörde erwägt eine Beschränkung des Neugeschäfts des stark wachsenden Start-ups, etwa durch Beschränkungen bei der Neukunden-Aufnahme, wie mehrere mit dem Thema vertraute Personen dem Handelsblatt bestätigt hatten. Hintergrund sind Mängel in der Organisation sowie bei der Bekämpfung von Geldwäsche und anderen illegalen Geschäften bei dem Start-up, die aus Sicht der Aufsicht weiter bestehen.
Die Bafin kommentierte das nicht. N26 wollte sich zu Einzelheiten zur Zusammenarbeit mit der Aufsicht nicht äußern, teilte aber mit: „Wir befinden uns aber in einem regelmäßigen Austausch zu allen wichtigen Themen und arbeiten eng mit den Aufsichtsbehörden zusammen“.
Nun soll der Geschäftsführer der N26-Bank, Thomas Grosse, zusätzlich Risikochef auf Ebene der neu geschaffenen Finanzholding werden. Vor seiner Zeit bei N26 hatte Grosse unter anderem für Google gearbeitet, war Vorstand der Wüstenrot Gruppe und Direktor im Privat- und Firmenkundengeschäft der Deutschen Bank.
Gründer versprechen engeren Austausch mit Behörden
Der N26-Compliance-Direktor Stephan Niermann übernimmt auf Gruppenebene zudem die Rolle des Geldwäschebeauftragten. Niermann war vor seinem Wechsel zur Neobank als unabhängiger Governance- und Compliance-Berater aktiv und war davor bei Instituten wie JP Morgan, der Commerzbank und der WestLB im Compliance-Bereich aktiv. Neu geschaffen hat N26 außerdem die Rolle eines für Risiko zuständigen Direktors auf Holdingebene. Sie wurde mit Volker Vonhoff besetzt.
Der Co-Gründer und Co-Chef von N26, Valentin Stalf, ging verbal auf die Bafin zu: „Der Ausbau unserer Führungsstrukturen im Bereich Governance, Compliance, Risikomanagement und Geldwäschebekämpfung ist ein wichtiger Schritt auf unserem Wachstumspfad hin zur globalen digitalen Bank“, sagte er. N26 sei sich „unserer besonderen Verantwortung als digitaler Pionier bewusst und (wir) pflegen deshalb eine offene und konstruktive Beziehung zu den Aufsichtsbehörden“.
Sein Co-Gründer Maximilian Tayenthal ergänzte: „Wir wissen, dass der enge und vertrauensvolle Austausch mit den Regulierungsbehörden für unsere weitere Entwicklung auch in Zukunft eine zentrale Rolle spielt, und deshalb werden wir diesen mit Nachdruck intensivieren.“
Das Unternehmen versprach nun Verbesserungen auf allen Ebenen: eine „intensivierte Zusammenarbeit mit den Aufsichtsbehörden“, die Umsetzung der – von der Aufsicht erwarteten – Finanzholding-Struktur, die Stärkung der Governance-, Risiko- und Compliance-Funktionen und den Kampf gegen Finanzkriminalität. Allein in diesem Jahr habe das Unternehmen mehr als 25 Millionen Euro in die Geldwäschebekämpfung investiert und „nachhaltige Fortschritte bei der Eindämmung von Online-Betrug gemacht“, teilte die Neobank mit.
Der Kurswechsel ist bitter nötig: Branchenexperten zufolge hat sich N26 lange zu sehr auf Wachstum konzentriert und dabei den Aufbau solider Strukturen und Kontrollen vernachlässigt. Das Start-up zählt inzwischen 1500 Mitarbeiter und sieben Millionen Kunden. Doch zuletzt häuften sich die Indizien dafür, wie schwer sich das Institut bei der Verifizierung neuer Kunden und der Überwachung verdächtiger Transaktionen tut.
Viele verdächtige Kontoverbindungen
Eine Liste, die dem Handelsblatt vorliegt, zeigt, dass bei der Neobank auffällig viele Kontoverbindungen wohl für betrügerische Aktivitäten – etwa für Fake-Shops oder Betrügereien auf Ebay – genutzt worden waren. Die Liste, die von einem Experten unter dem Synonym „Detektei Köhler“ stammt, der seit langem solche Informationen sammelt, enthält knapp 1600 Konten, die zwischen Mai 2019 und Juli 2021 auffielen und von denen mehr als 1000 allein aus diesem Jahr stammen.
N26 hatte bestätigt, dass die „Übersicht N26-Konten enthält, die wir aufgrund von betrügerischen Vorgehen bereits fast alle erfasst und geschlossen haben“. Die Bank wollte nicht explizit bestätigen, dass alle genannten Konten in Betrügereien verstrickt waren, identifizierte gegenüber dem Handelsblatt aber auch keine Konten, die zu Unrecht auf der Liste auftauchen. Auch zur Größenordnung der genannten Kontoverbindungen nahm das Institut keine Stellung.
Mit der Finanzaufsicht Bafin gab es deshalb wiederholt Konflikte: Vor zwei Jahren etwa ordnete die Behörde nach einer Sonderprüfung viele Verbesserungen an, etwa in der Geldwäscheprävention. Im Mai 2021 schickte sie einen Sonderbeauftragten in das Institut, der sicherstellen soll, dass sich das Institut bei der Kontrolle neuer Kunden und der Überwachung von Transaktionen verbessert. Am schmerzlichsten dürfte das Institut die nun drohende Wachstumsbremse treffen. Schließlich befindet sich das Fintech mitten in einer Finanzierungsrunde, von der sich die Neobank Finanzkreisen zufolge eine Bewertung von bis zu 10 Milliarden US-Dollar erhofft.
Formal ist die letzte Entscheidung darüber noch nicht gefallen, denn das Anhörungsverfahren läuft noch. Es deute jedoch alles darauf hin, dass die Behörde zeitnah einen entsprechenden Bescheid erlassen werde, sagten mit dem Thema vertraute Personen dem Handelsblatt.
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Ich sehe das andres, Bafin sollte dafür sorgen dass sich selbst überprüft. N26 ist die einzige "Bank" die Zeitgemäß einwandfrei funktioniert. Alle anderen Banken "funktionieren nicht", ich mache ganz großen Bogen um diese unter andrem ganz großen Deutschen Banken, ich muss mit meinem wenig Geld niemanden finanzieren. Kontext meiner Meinung ist nicht Investment, Aktiengeschäft oder ähnliches sondern einfach nur Private-Banking.