Sparkassen-Fondsanbieter Deka verdoppelt Gewinn – und verkauft Flugzeugfinanzierungen
Frankfurt Steigende Börsenkurse und die wirtschaftliche Erholung nach dem Coronajahr 2020 verhelfen dem Sparkassen-Fondsanbieter Deka zu deutlich besseren Zahlen. Das wirtschaftliche Ergebnis hat sich im ersten Halbjahr mehr als verdoppelt auf 343 Millionen Euro. Für das Gesamtjahr hob das Institut seine Ziele am Donnerstag an und rechnet nun mit einem Gewinn von 480 bis 560 Millionen Euro.
„Die Anhebung unserer Jahresprognose ist vor allem auf die erfreuliche Entwicklung der Risikovorsorge und des Provisionsergebnisses zurückzuführen“, sagte Finanzchef Daniel Kapffer dem Handelsblatt. „Dabei haben wir vom starkem Neugeschäft sowie vom Börsenboom und vom gestiegenen Wert des Wertpapierbestands profitiert.“
Im ersten Halbjahr 2020 hatten die Frankfurter für drohende Ausfälle von Krediten und Wertpapieren noch 69 Millionen Euro zurückgelegt. Nun konnte das Institut Risikovorsorge in Höhe von 18 Millionen Euro wieder auflösen. Verantwortlich dafür sei vor allem das Wertpapiergeschäft gewesen, sagte Kapffer. „Dort haben wir im vergangenen Jahr beispielsweise Wertberichtigungen bei Anleihen vorgenommen, die sich mittlerweile wieder erholt haben.“
Im Kreditgeschäft lag die Risikovorsorge im ersten Halbjahr laut Kapffer unter dem Strich bei null. „Positiv wirkte sich dabei aus, dass wir einige Flugzeugfinanzierungen an Investoren verkaufen konnten“, sagte der Finanzchef. Das Gesamtengagement der Deka im Flugzeugsegment sei dadurch von 2,9 auf 2,5 Milliarden Euro gesunken. „Das ist ein Wert, mit dem wir uns auch künftig wohlfühlen.“
Wegen der Coronakrise ist die Nachfrage nach Flugzeugen und der Wert vieler Maschinen gesunken. Im vergangenen Jahr musste die Deka die Risikovorsorge in diesem Bereich deshalb deutlich erhöhen und kündigte an, die Ausrichtung ihres Kreditgeschäfts nach den Erfahrungen in der Pandemie zu überprüfen.
Die Deka vergibt keine Kredite an Unternehmen und Privatpersonen, sondern konzentriert sich auf Immobilien- und Spezialfinanzierungen. Das Engagement in der gewerblichen Immobilienfinanzierung beläuft sich aktuell auf zehn Milliarden Euro, bei Schiffen ist es inzwischen weniger als eine Milliarde.
Beide Segmente bereiteten Kapffer im ersten Halbjahr keine Sorgen. „Bei den gewerblichen Immobilienfinanzierungen ist die Entwicklung unkritisch“, sagte er. „Im Schiffssegment bestand aufgrund der anlaufenden Weltwirtschaft sogar ein Nachfrageüberhang.“
Immer mehr Deutsche investieren in Wertpapiere
Im Gegensatz zu Konkurrenten wie der Deutsche-Bank-Tochter DWS oder Union Investment ging das Neugeschäft bei der Deka im ersten Halbjahr allerdings leicht zurück auf 13,6 Milliarden Euro. Verantwortlich dafür war nach Angaben der Bank ein Profi-Investor, der ein Mandat „in hoher einstelliger Milliardenhöhe“ abzog.
Kapffer ist mit der Nettovertriebsleistung dennoch sehr zufrieden. „Der Rückgang im Vergleich zum Vorjahr ist allein auf ein großes Einzelengagement zurückführen, das für unsere Ertragsentwicklung keine entscheidende Rolle spielte“, sagte er. „Grundsätzlich gilt: Je größer Mandate sind, desto geringer ist in aller Regel auch die Gewinnmarge.“
Die Aussagen des Finanzchefs spiegeln sich auch im Provisionsergebnis wider, dass um 28 Prozent auf 738 Millionen Euro zulegte. Dazu trug maßgeblich das Neugeschäft mit Privatkunden bei, das um 60 Prozent auf elf Milliarden Euro anzog.
Besonders beliebt bei den Sparkassen-Kunden sind weiter Wertpapiersparpläne. Von Januar bis Ende Juni schlossen Privatanleger bei der Deka 590.000 neue Wertpapiersparpläne ab, der Gesamtbestand kletterte damit auf 6,4 Millionen Verträge. „Immer mehr Sparerinnen und Sparer in Deutschland entdecken im anhaltenden Niedrigzinsumfeld die Wertpapieranlage für sich“, frohlockt Deka-Chef Georg Stocker.
OSV-Präsident Ermrich sorgt für Irritationen
Keine Äußerungen gab es von der Deka am Donnerstag zu einem möglichen Zusammenschluss mit der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba). Fusionsgespräche zwischen beiden Instituten waren im vergangenen Frühjahr wegen der Coronakrise auf Eis gelegt worden.
Sparkassen-Präsident Helmut Schleweis hat eine Wiederaufnahme in Aussicht gestellt, wenn die Risiken aus der Corona-Pandemie abschätzbar sind. Innerhalb des Sparkassen-Sektors glaubt jedoch kaum jemand, dass es zeitnah zu einem Zusammenschluss kommt.
Dazu muss nämlich Einigkeit unter den Sparkassen bestehen, denen die Deka gemeinsam gehört – und die ist aktuell nicht in Sicht. Der Präsident des Ostdeutschen Sparkassenverbands (OSV), Michael Ermrich, bekräftigte kürzlich, dass sein Verband gegen eine Fusion beider Institute ist. Er sei zwar für eine Konsolidierung unter den Landesbanken, die Deka als Wertpapierhaus solle aber „nicht Bestandteil eines Zentralinstituts werden“, sagte Ermrich.
Im öffentlich-rechtlichen Sektor hat Ermrich mit seinen Äußerungen für Irritation gesorgt, denn ein Zentralinstitut ohne Beteiligung der Deka wäre aus Sicht von Beteiligten betriebswirtschaftlich nicht sinnvoll. Ein solches Institut wäre nämlich stark abhängig vom Zinsgeschäft und müsste der Deka deshalb vermutlich in einigen Segmenten verstärkt Konkurrenz machen, um sein Provisionsergebnis auszubauen.
Innerhalb des Sparkassen-Sektors haben viele den Eindruck, dass Ermrich und auch andere Regionalpräsidenten grundsätzlich keine Konsolidierung unter den Spitzeninstituten wollen. Dazu werde es wohl erst in fünf oder mehr Jahren kommen, wenn wieder ein Institut in Not gerate und gerettet werden müsse, prognostiziert ein Beteiligter. Andere halten die Positionierung von Emrich und anderen Regionalpräsidenten dagegen nur für Verhandlungstaktik und sind zuversichtlich, dass es schon früher zu Zusammenschlüssen kommt.
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