Sparkassen-Fondsanbieter Gewinn der Dekabank bricht um ein Viertel ein – aber Anleger lassen Gelder am Aktienmarkt

Wie bei vielen Konkurrenten florierte auch bei der Deka im ersten Halbjahr das Wertpapiergeschäft.
Frankfurt Die Coronakrise hat dem Sparkassen-Fondsanbieter Deka im ersten Halbjahr kräftig zugesetzt. Wegen drohender Kreditausfälle infolge der Pandemie brach das wirtschaftliche Ergebnis um gut ein Viertel auf 163 Millionen Euro ein. Auch im Gesamtjahr rechnet das Institut, das den deutschen Sparkassen gehört, mit einem Gewinnrückgang von 20 bis 30 Prozent.
Die Risikovorsorge hat sich von Januar bis Ende Juni versechsfacht auf 69 Millionen Euro. Zusätzlich legte die Deka pauschal 50 Millionen Euro für weitere Risiken zurück. Tatsächliche Kreditausfälle habe es bisher zwar nur wenige gegeben, berichtete Vorstandschef Georg Stocker. „Wir reden über eine Hand voll Einzelfälle.“ Doch die Ratings vieler Kreditnehmer hätten sich verschlechtert.
Ein großer Teil der Risikovorsorge bei der Deka ist auf Schiffs- und Flugzeugfinanzierungen zurückzuführen. Das knapp acht Milliarden Euro schwere Portfolio an gewerblichen Immobilienfinanzierungen hat sich nach Angaben der Bank dagegen bisher relativ stabil entwickelt.
Die Ratingagentur Moody’s hatte kürzlich vor erheblichen Risiken für deutsche Banken durch gewerbliche Immobilienfinanzierungen gewarnt. Hotels und Einzelhändler hat die Coronakrise schließlich schwer getroffen. Zudem dürfte die Nutzung von Büros auch mittelfristig nachlassen, weil viele Menschen häufiger von zu Hause arbeiten werden.
Deka-Vizechef Matthias Danne räumte ein, dass die Situation bei Hotels und Einzelhändlern derzeit schwierig ist. Diese Segmente machten jedoch nur 15 Prozent aller Immobilienfinanzierungen aus. Bei den Immobilienfonds, in die Deka-Kunden mehr als 40 Milliarden Euro investiert haben, seien es knapp 30 Prozent.
Die Mehrheit der Deka-Investitionen entfällt somit auf den Bereich Logistik, der von der Coronakrise tendenziell profitiert, sowie auf Büroimmobilien. Hier erwartet Danne, dass die Nachfrage nach modernen Gebäuden in Toplagen weiter hoch bleiben wird. Büros in schlechteren Stadtlagen könnten dagegen „ein bisschen leiden unter der derzeitigen Situation“.
„Starkes Signal für Wertpapierkultur“
Sehr erfreut ist die Deka darüber, dass sich die Anleger im Gegensatz zur vorangegangenen Krise nicht im großen Stil vom Aktienmarkt verabschieden, sondern teilweise sogar verstärkt investieren. Im ersten Halbjahr sammelte das Institut 14,5 Milliarden Euro ein und damit mehr als doppelt so viel wie im Vorjahreszeitraum.
Auch andere deutsche Fondsanbieter wie Union Investment und die Allianz haben laut einer Statistik des Branchenverbands BVI im ersten Halbjahr Mittelzuflüsse verzeichnet. Die Zuwächse fielen bei ihnen jedoch geringer aus als bei der Deka.
Dort stammten die Zuflüsse im ersten Halbjahr nahezu hälftig von institutionellen Investoren und von Privatkunden, die Deka-Produkte über die Sparkassen kaufen. Insgesamt investierten Privatanleger 4,6 Milliarden Euro in Fonds und 2,3 Milliarden Euro in Zertifikate.
Deka-Kunden hätten den kräftigen Kurseinbruch an den Börsen im Frühjahr weitgehend unbeschadet überstanden, betonte Vorstandschef Stocker. „Sie sind besonnen geblieben und haben dadurch die Kurserholung voll mitgenommen.“ Viele Anleger hätten die niedrigen Kurse zudem genutzt, um zuzukaufen. „Das Verhalten der Kunden ist ein starkes Signal für die Wertpapierkultur in Deutschland.“
Stocker räumte ein, dass der Betrugsskandal bei Wirecard dem Vertrauen der Anleger in die Kapitalmärkte großen Schaden zugefügt hat. „Natürlich ist das nicht erfreulich für eine Aktienkultur.“ Der Deka-Chef geht jedoch nicht davon aus, dass sich Kunden deshalb nun in Scharen von den Börsen zurückziehen. In Zeiten niedriger Zinsen gebe es schlicht keine Alternative zu Wertpapieren.
Fusionsgespräche mit Helaba liegen auf Eis
Verhalten äußerte sich Stocker zu einer möglichen Fusion mit der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba). Gespräche zwischen den beiden Frankfurter Instituten waren im Frühjahr wegen der Coronakrise auf Eis gelegt worden – und eine schnelle Wiederaufnahme ist unwahrscheinlich.
„Wichtig ist derzeit, dass wir unser Haus gut durch diese Krise bringen“, erklärte Stocker. „Damit sind wir ordentlich beschäftigt.“ Bei den Gesprächen mit der Helaba habe man deshalb die Pausetaste gedrückt. Aber: „Wenn uns unser Eigentümer wieder mit der Frage beauftragt, werden wir uns selbstverständlich wieder damit beschäftigen.“
Sparkassen-Präsident Helmut Schleweis sieht eine Fusion von Deka und Helaba als Ausgangspunkt für eine grundlegende Konsolidierung unter den öffentlich-rechtlichen Spitzeninstituten. Am Ende soll nur ein einziges Zentralinstitut für die Sparkassen übrig bleiben.
Innerhalb der Sparkassenfamilie gibt es gegen dieses Projekt jedoch an vielen Stellen Widerstand. Und die Tatsache, dass die Helaba im ersten Halbjahr einen Vorsteuerverlust von 274 Millionen Euro geschrieben hat, dürfte einige Deka-Eigentümer in ihrer kritischen Grundhaltung bestärken.
Mitarbeit: Ingo Narat
Mehr: Helaba-Deka-Fusion entscheidet sich womöglich nicht vor 2022.
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