Sparkurs Deutsche Bank will im Privatkundengeschäft 6000 Jobs streichen
Frankfurt Die Deutsche Bank will Finanzkreisen zufolge in den nächsten Jahren im Privatkundengeschäft bis zu 6000 Arbeitsplätze abbauen. Die Zahlen beziehen sich sowohl auf Arbeitsplätze, die direkt in der Privatkundensparte angesiedelt sind, als auch auf Infrastruktur- und Querschnittsaufgaben, die zum Teil im Konzern, etwa in der IT, angesiedelt sind, sagten mit dem Sachverhalt vertraute Personen dem Handelsblatt.
Bislang hat die Bank den Abbau von knapp 2000 Stellen in der Zentrale und im Bereich Operations – also bei IT- und Verwaltungsarbeiten – ausgehandelt. Der neue Chef des deutschen Privatkundengeschäfts, Manfred Knof, will mit den Arbeitnehmervertretern nun aber den Abbau weiterer Stellen in der Zentrale und bei den IT- und Infrastrukturfunktionen vereinbaren, wie Insider berichteten.
Hintergrund sind ehrgeizigere Sparziele, auf die sich Knof beim Investorentreffen der Bank Anfang Dezember verpflichtet hatte. Statt um 600 Millionen Euro will er die Kosten bis 2022 nun um eine Milliarde Euro drücken.
Die Deutsche Bank hat das Ziel ausgegeben, die Zahl der Arbeitsplätze bis 2022 um 18.000 auf 74.000 zu reduzieren. Ende September wies die Bank noch knapp 90.000 Vollzeitstellen aus. Bislang hat das Geldhaus seine Ziele beim Personalabbau aber noch nicht auf einzelne Regionen oder Sparten heruntergebrochen.
Vorstandschef Christian Sewing hatte direkt nach Verkündung der neuen Strategie im Sommer dem Handelsblatt gesagt: „Natürlich wird auch in Deutschland eine substanzielle Zahl an Stellen wegfallen.“
Hunderte Filialen fallen weg
Neben Einschnitten beim Personal will das Institut auch 200 bis 300 Zweigstellen schließen. In Finanzkreisen wurde ein entsprechender Bericht des „Manager Magazins“ bestätigt. „Allerdings ist erst ein kleiner Teil von vielleicht 50 Zweigstellen identifiziert“, schränkte eine mit den Überlegungen vertraute Person ein. Die Zahl der Filialschließungen sei nicht in Stein gemeißelt. Es könnten am Ende auch mehr oder weniger Standorte geschlossen werden. Die Bank optimiere ihr Netz und prüfe in jedem Einzelfall, ob eine Filiale benötigt werde oder nicht.
Ein Sprecher des Instituts sagte, die Bank habe bereits auf dem Investorentag angekündigt, dass sie ihr Filialnetz noch einmal unter die Lupe nehmen wolle. Dazu sei man mit den Arbeitnehmervertretern im Gespräch. „Zur Anzahl von Filialzusammenlegungen und Standorten können wir deshalb zurzeit noch keine Informationen geben.“ Die angedachten Einschnitte im Vertriebsnetz bedeuten nicht, dass Knof dort besonders viele Stellen einsparen will. „Er legt viel Wert auf die Vertriebsmannschaft“, heißt es in Finanzkreisen. Weniger Wert soll Knof den Informationen zufolge auf die üppig besetzten Führungsfunktionen legen. Bei den „Managing Directors“ wolle der frühere Allianz-Manager deutlich sparen, hieß es.
Konkrete Belege für diese Strategie gibt es bislang aber nicht. Zu diesen Spekulationen passt allerdings, dass Vorstandschef Christian Sewing auf dem Investorentag das Beispiel der Deutsche-Bank-Tochter DWS lobte. Der Fondsanbieter hatte beschlossen, Titel wie Vice-President oder Managing Director abzuschaffen. DWS-Chef Asoka Wöhrmann hat in den vergangenen Monaten außerdem kräftig die Führungsebenen ausgedünnt.
Modernisierung der IT
Besonders große Hoffnung setzt Knof bei seinen Sparbemühungen auf modernere IT-Systeme, die sowohl Stellen in der Informationstechnik als auch bei Abwicklungsarbeiten wie etwa der Kreditbearbeitung überflüssig machen könnten. In einem ersten Schritt plant Knof, die Postbank-IT auf die Systeme der Deutschen Bank zu migrieren. In einem zweiten Schritt will er mit IT-Chef Bernd Leukert ein neues System auf Cloud-Basis entwickeln, auf die das Privatkundengeschäft später gehoben werden soll.
Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi übt Kritik an den Plänen Knofs, Filialen und Personal einzusparen. „Wie dies mit den Zielen der Bank, den aktuellen Kundenschwund aufzuhalten und in die Beratung sowie Kundenansprache zu investieren, zusammenpasst, wird nicht erläutert“, heißt es in einem Flugblatt.
Vor allem die Folgen der IT-Umstellung fürchten die Gewerkschaften. Da die Postbank-Systeme auf die Deutsche-Bank-IT „umgeklappt“ würden, sei davon auszugehen, dass es besonders in diesem Bereich zu zahlreichen Einschnitten komme. Ebenso werde an einer Neuaufstellung der Unternehmensbank gearbeitet. „Alle diese Maßnahmen sollen mit einem nicht näher bezifferten Personalabbau einhergehen“, so die Gewerkschaft.
Mehr: Der Vorstandschef der Deutschen Bank will Kosten in Milliardenhöhe einsparen. Auch die Bonuszahlungen für Mitarbeiter werden sinken – um bis zu 20 Prozent.
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