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Sprachassistenten Alexa, wann hilfst du beim Banking?

Seit einem Jahr zieht Amazons Sprachassistentin Alexa in deutsche Wohnzimmer ein. Banken würden sie gerne für sich einspannen, bekommen aber noch keine Erlaubnis. Das könnte Alexas Konkurrenten attraktiver machen.
20.11.2017 - 06:16 Uhr Kommentieren
Das Banking per Sprachsoftware funktioniert in Deutschland noch nicht. Quelle: AP
Amazons Echo mit der digitalen Assistentin Alexa

Das Banking per Sprachsoftware funktioniert in Deutschland noch nicht.

(Foto: AP)

Frankfurt Amazons Sprachassistentin Alexa ist schon in viele Lebensbereiche vorgedrungen. Die mit dem Internet verbundene Mikrofon- und Lautsprecher-Box unterstützt beim Einkaufen, Kochen, spielt Musik und schaltet das Licht an. Bei Bankgeschäften hakt es aber noch. Alexa kann zwar Börsenkurse referieren, aber nicht bei Überweisungen helfen. Wenn man sie fragt, wann sich das ändert, sagt sie bloß „Darauf habe ich leider keine Antwort“.

Nach Informationen des Handelsblatts sind einige deutsche Geldhäuser ebenso ratlos. Schon Anfang September gaben diverse Institute und IT-Dienstleister auf Nachfrage an, dass sie nur auf den Startschuss von Amazon warten. Doch der ist bis heute nicht gefallen und eine Prognose wagt jetzt keiner mehr. Trotzdem laufen die Entwicklungen bei deutschen Instituten weiter, denn Amazon ist längst nicht der einzige interessante Kooperationspartner für sprachgesteuertes Banking.

Die Verbindung zwischen den Banken und Alexa entsteht über sogenannte Skills – vergleichbar mit Apps für das Smartphone. Als erste deutsche Bank hat im Mai die Comdirect einen solchen Skill gestartet. Nutzer können mit Befehlen wie „Alexa, frage Comdirect nach dem Kurs von Siemens“ Börsenkurse abfragen oder sich Börsennachrichten ansagen lassen. Ähnliche Funktionen bietet seit wenigen Tagen der Skill der Consorsbank, dort gibt es zusätzlich ein Finanzlexikon. Drei Volksbanken bieten über Alexa zudem einen „virtuellen Serviceberater“ an, der Kurse nennt, Finanzfragen beantwortet und Auskunft rund um die Filialen gibt.

Die Abfrage solcher allgemeiner Informationen funktioniert schon ganz gut. Im nächsten Schritt sollen auch der Abruf von Kontoständen und Umsätzen sowie Überweisungen – zumindest von Kleinstbeträgen – möglich sein. Das ist das erklärte Ziel von Instituten wie der Deutschen Bank, den Sparkassen und den Genossenschaftsbanken. Doch so wie die Entwickler der Geldhäuser sich das vorstellen, spielt Amazon offenbar nicht mit. „Angebot und Nachfrage kommen gerade nicht zusammen“, erklärt eine mit dem Projekt vertraute Person. Offiziell möchte aber niemand etwas zu den Gesprächen sagen und auch Amazon selbst erklärt auf Anfrage des Handelsblatts, man könne sich aktuell nicht zu dem Thema äußern.

Über die Gründe für die verzögerte Freigabe der Banken-Anwendungen durch Amazon wird in Finanzkreisen viel spekuliert. „Sobald es um individuelle Kundendaten und Transaktionen geht, kommen sehr komplexe Fragen ins Spiel“, sagt Christian Ulrich Haas, Group Managing Director Europe des internationalen Finanzdienstleisters FIS. „Ein zentrales Thema ist der Datenschutz und die Frage, auf wessen Servern – in Deutschland oder den USA – die Daten gespeichert werden.“ Außerdem müsse das System vor Manipulationen geschützt werden, es müsse eine sichere Authentifizierung des Kunden gewährleistet sein und Haftungsfragen müssten geklärt werden: Wer steht im Zweifel dafür ein, falls Unberechtigte auf Kunden-Konten zugreifen könnten?

Gerade beim Datenschutz sind auch die Bankkunden sehr sensibel. So fürchtet laut einer aktuellen Umfrage des Bundesverbands Digitale Wirtschaft (BVDW) jeder dritte Befragte bei der Nutzung von Sprachassistenten Datenmissbrauch oder die Überwachung durch Dritte. Das Thema hat auch bei den Geldinstituten oberste Priorität, teilweise wurden offenbar bereits Lösungen gefunden.

Die Sparkassen etwa wollen sicherstellen, dass keine Banking- oder Zugangsdaten im Dialog mit Alexa übertragen werden. Wie das technisch funktioniert, erklärt ein Sprecher des Sparkassen-IT-Dienstleisters Finanz Informatik: „Wenn der Kunde den Alexa-Skill erstmalig konfiguriert, wird er zur Internet-Filiale der Sparkasse geführt, wo er sich mit seiner Online-Banking-Kennung einloggt und dann den Alexa-Skill autorisiert.“ Die Ersteinrichtung erfolgt also nicht per Sprachsteuerung, sondern über die Sparlassen-Website. Ein „digitaler Token“ verknüpfe dann den Skill mit dem Banking. Aus dem Dialog mit Alexa sollen sich so keine Kunden- oder Kontodaten ableiten lassen.

Von diesem Vorgehen hatten sich die Sparkassen auch eine zeitnahe Freigabe ihres Skills durch Amazon erhofft. Dass die noch nicht erfolgt ist, könnte aber auch mit einer neuen EU-Richtlinie für Zahlungsdienste zusammenhängen, PSD2 genannt. Die soll im kommenden Januar in nationale Gesetze umgesetzt werden und erlaubt lizensierten Drittanbietern auf Kundenwunsch den Zugriff auf Kontodaten. Amazon selbst bringe sie ins Spiel als Erklärung, warum die Banking-Skills bisher nicht zugelassen werden, sagen informierte Personen.

Offen bleibt dabei aber, welches Interesse der Konzern tatsächlich verfolgt. Geht es um die regulatorische Freigabe? Oder will Amazon per Alexa vielleicht selbst den Zugang zu Bankkonten schaffen – so wie es für das Smartphone schon Multibanking-Apps tun?

Ein Fintech ist bereits an Bord

Für zusätzliche Verwirrung sorgt der Alexa-Skill des Fintechs Bonify. Das Finanztechnologie-Start-up ist seit April 2016 am Markt und bietet seinen Nutzern laufend eine kostenlose Bonitätsauskunft in Kooperation mit der Auskunftei Creditreform Boniversum. Per Alexa können Nutzer seit September nicht nur ihre Bonität abfragen, sondern auch ihren Kontostand auf einem hinterlegten Konto oder den insgesamt verfügbaren Betrag auf mehreren Konten. Im Gespräch mit dem Handelsblatt berichtet Bonify-Gründer und Geschäftsführer Gamal Moukabary, von einer „problemlosen Kommunikation mit Amazon“. „Unser Skill wurde in mehreren Entwicklungsstufen manuell von Amazon geprüft und immer zügig freigegeben“, so Moukabary. Ob bei Bonify alles glatt lief, da sein Skill keine Transaktionen ermöglicht, vermag Moukabary nicht zu sagen.

Für Banken ist die Verzögerung ärgerlich, denn Sprachassistenten sind für sie weit mehr als nur eine Spielerei. Da die Kunden kaum noch in die Filialen kommen, wollen sie auf diesem Weg den Kontakt pflegen. Abschreiben müssen sie ihre bisherigen Investments in Sprachsteuerung aber nicht. Amazon ist schließlich nicht der einzige Anbieter. Die Geldhäuser gestalten ihre Sprach-Anwendungen so, dass sie mit unterschiedlichen Systemen verknüpft werden können. „Wir sind für verschiedene Lösungen im Gespräch und bewerten aktuell die einzelnen Umsetzungsmöglichkeiten mit Google, Amazon und Co.“, erklärt auf Handelsblatt-Anfrage eine Sprecherin der Fiducia & GAD, dem IT-Dienstleister der genossenschaftlichen Finanzgruppe. Das Thema sprachgesteuertes Banking habe „hohe Priorität“.

Nach Angaben einer Sprecherin des Bundesverbands der Volks- und Raiffeisenbanken (BVR) soll über das weitere Vorgehen bis Ende des Jahres „in den zuständigen Gremien beim BVR“ entschieden werden. Ziel sei es, eine „gemeinsame Voice-Banking-Lösung der genossenschaftlichen Bankengruppe“ zu erreichen. Dabei könnte es sich um einen „Master-Skill“ handeln, der von einzelnen Volks- oder Raiffeisenbank individualisiert werden könne. Das gleiche schwebt offenbar auch den Sparkassen vor. „Wir entwickeln einen einheitlichen Skill für alle Sparkassen, analog zur S-App“, so der Finanz-Informatik-Sprecher.

Konkurrenz hat Alexa in Deutschland seit Anfang August in Form des Google Assistant. Der war zuerst nur über den intelligenten Lautsprecher „Home“ – das Pendant zu Amazons „Echo“ – verfügbar und kann inzwischen auf allen Smartphones ab Android 6.0 genutzt werden. Seine Apps heißen „Action“. Die Comdirect ist auch hier Vorreiter und bietet über den Google Assistant seit Oktober den gleichen Service wie über Alexa an. In der vergangenen Woche folgte die Anwendung des Derivate-Portals der DZ Bank. Darüber können Nutzer ebenfalls Kurse, Nachrichten und einen Marktüberblick abfragen. „In der nächsten Stufe folgen Podcasts“, sagte eine DZ-Bank-Sprecherin dem Handelsblatt. Auch die Anbindung von Musterdepots sei in Planung.

Neben Google dürfte auch die Deutsche Telekom ein interessanter Kooperationspartner werden. In der vergangenen Woche hatte der Konzern bekanntgegeben, dass er im ersten Halbjahr 2018 ein Konkurrenzprodukt zu Amazon Echo und Google Home auf den Markt bringen will. Es soll auf „Hallo Magenta“ hören. Schon jetzt wirbt die Telekom damit, dass sich die Server ausschließlich in Deutschland befinden und damit dem strengen deutschen Datenschutzrecht unterliegen. Das dürfte in der deutschen Finanzbranche gut ankommen. Der „HomePod“ von Apple dagegen lässt nach neuesten Informationen wohl noch etwas länger auf sich warten. In den USA, Großbritannien und Australien soll er ab Anfang 2018 verkauft werden.

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