Staatliche Förderbank KfW-Managerin Hengster wechselt zu Barclays

Die bisherige KfW-Chef-Aspirantin wechselt zu Barclays.
Frankfurt Die staatliche Förderbank KfW muss sich auf die Suche nach einem neuen Chef oder einer neuen Chefin für das wichtige inländische Fördergeschäft begeben. Denn Ingrid Hengster, seit sieben Jahren die zuständige Vorständin für das Inlandsgeschäft, wird Deutschlandchefin von Barclays, wie die britische Großbank am Donnerstag ankündigte.
Wann die 60-Jährige ihren neuen Posten antreten kann, steht noch nicht fest. Hengster hat den KfW-Verwaltungsrat um die Auflösung ihres Vertrags gebeten, hieß es in der Mitteilung.
Die Österreicherin hatte Finanzkreisen zufolge Interesse an der Nachfolge von KfW-Vorstandschef Günther Bräunig gezeigt, doch das Rennen machte im Juni der bisherige Deutschlandchef der amerikanischen Citigroup, Stefan Wintels. Er tritt seine Aufgabe am 1. Oktober an. Sowohl Hengster als auch Wintels hatten Kritiker wie auch Unterstützer im Verwaltungsrat der Förderbank.
Für Hengster ist der Wechsel zu Barclays so etwas wie eine Rückkehr zu den Wurzeln. Vor ihrer Zeit bei der KfW hatte sie mehrere Führungsrollen bei Auslandsbanken inne: So leitete sie seit 2005 das Deutschlandgeschäft der niederländischen ABN Amro. Nach der Übernahme des ABN-Investmentbankings durch die Royal Bank of Scotland 2008 leitete sie bis zu ihrem Wechsel zur KfW das Deutschlandgeschäft der britischen Bank, die heute Natwest heißt.
Neben ihrer Rolle als Deutschlandchefin soll Hengster auch Mitglied in einem globalen Investmentbanking-Kommittee von Barclays werden, das nach Angaben der Bank „die erfahrensten Investmentbanker“ zusammenbringt. Das Gremium soll Kundenbeziehungen pflegen und Geschäftschancen aufspüren. „Wir haben ehrgeizige Wachstumsziele für Barclays Europa“, sagte Europachef Francesco Ceccato.
Für die KfW kommt der Abschiedswunsch der promovierten Juristin zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Zum einen steht das inländische Fördergeschäft, zu dem auch das Corona-Hilfsprogramm für die Wirtschaft zählt, in der Pandemie besonders im Fokus. Zum anderen dürfte es für die KfW schwierig werden, Hengsters Nachfolge zügig zu regeln. Denn Vorstandsposten der KfW werden von der Regierung bestimmt – oft genug nach politischen Gesichtspunkten.
Das führt häufig zu einem langwierigen Gerangel hinter den Kulissen . Bis zur Bundestagswahl am 26. September wird sich die Nachfolgefrage daher kaum regeln lassen, zumal gerade das inländische Fördergeschäft der KfW eine wichtige Rolle spielt. Das bedeutet, dass die Entscheidung über Hengsters Nachfolge wohl danach von der dann neu gebildeten Bundesregierung getroffen werden kann.
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