Staatsgarantien Corona-Hilfen: Schnellkredite der KfW waren zuletzt besonders gefragt

Seit der KfW-Schnellkredit auch Kleinstfirmen mit weniger als elf Mitarbeitern zugänglich ist, erlebt dieses Produkt einen neuen Boom.
Frankfurt Das Ausmaß der Corona-Hilfen der Förderbank KfW lässt sich wohl historisch nennen: Im Pandemiejahr 2020 sagte die KfW Unternehmen und Selbstständigen Hilfskredite von insgesamt 46 Milliarden Euro zu. Dieses Hilfspaket ist damit bereits dreimal so groß wie die 14 Milliarden Euro, mit der die Förderbank die Wirtschaft während der Finanzkrise stützte. Und ungefähr halb so groß wie die Darlehen für den Aufbau Ost – die allerdings in einem Zeitraum von zehn Jahren flossen.
Kein Wunder, dass KfW-Chef Günther Bräunig von einem „absoluten Ausnahmejahr“ spricht. Doch trotz dieser enormen Größenordnungen haben die Corona-Hilfen nach Einschätzung von Finanzexperten den Finanzierungsmarkt nicht dramatisch verzerrt. Denn KfW-Kredite folgen dem Prinzip von Zuckerbrot und Peitsche. Einerseits locken einige der Corona-Programme mit teils sehr günstigen Zinskonditionen. Andererseits müssen sich die Antragsteller zu Dividenden- und Ausschüttungssperren verpflichten.
„KfW-Darlehen sind somit mit Nachteilen verbunden, so dass eigentlich kein gesundes Unternehmen ein KfW-Darlehen in Anspruch nehmen würde“, sagt Arno Fuchs, Chef des Finanzierungsspezialisten FCF Fox Corporate Finance. „Insofern sehen wir auch keine großen Verdrängungseffekte durch die KfW-Kredite im Markt.“
Ähnlich sieht es Hauke Burkhardt, Leiter Unternehmensfinanzierung der Deutschen Bank. „Die KfW Sonderprogramme haben genau das bewirkt, was sie sollten. In unsicheren Zeiten, in denen die Kapitalmärkte kurzzeitig zurückhaltend waren sowie eine vorausschauende Planung für die Unternehmen schwer bis unmöglich war, haben sie die Finanzierung sichergestellt“, sagt er.
Neben den KfW-Krediten seien aber auch erhebliche Kreditvolumina ohne KfW-Beteiligung durch die Banken gestemmt worden. „Wir haben zahlreiche Unternehmen gesehen, die klassische Bankkredite in Anspruch genommen haben oder auch die KfW-Kredite bereits wieder refinanziert beziehungsweise zurückgeführt haben“, betont er.
Unternehmerische Freiheit steht bei vielen im Vordergrund
Für Bernd Brunke, Managing Director bei AlixPartners, ist das keine Überraschung: „Die Staatshilfen haben gut funktioniert, aber es gehört zum Selbstverständnis von Unternehmen, Staatshilfen maximal temporär in Anspruch zu nehmen und auch ihre unternehmerische Freiheit wieder schnell und möglichst vollständig zurückzuerlangen. Diese Haltung ist weitverbreitet“, sagt er.
So erklärt sich vielleicht, dass die Nachfrage nach Corona-Krediten in den vergangenen Monaten deutlich nachgelassen hat, obwohl die wirtschaftlichen Folgen der Coronakrise noch längst nicht bewältigt sind. Mehr als die Hälfte aller Zusagen erteilte die KfW im zweiten Quartal vergangenen Jahres. Seither ebbte die Nachfrage zumindest der größeren Unternehmen kontinuierlich ab. Selbst der zweite Lockdown hat bislang noch zu keiner Antragswelle geführt, die mit der aus dem Frühjahr 2020 vergleichbar wäre.
Die einzige Ausnahme bilden die Schnellkredite der KfW, die auch in den ersten Monaten dieses Jahres das mit großem Abstand gefragteste Corona-Produkt der Förderbank waren. Bei diesen Krediten, die ein Volumen von bis zu 800.000 Euro haben dürfen, trägt der Staat das volle finanzielle Risiko, wenn der Kreditnehmer Insolvenz anmelden muss. Dafür ist der Zinssatz mit drei Prozent auch deutlich höher als bei den Programmen, bei denen auch die Hausbanken der Unternehmen zehn bis 20 Prozent des Risikos mittragen.
Gegen Ende des vergangenen Jahres hatte die Bundesregierung den Schnellkredit, bei dem Banken nur wenige finanzielle Eckdaten der Antragsteller prüfen müssen, auch für Kleinstunternehmen geöffnet, die höchstens zehn Mitarbeiter haben. Welchen Effekt das hatte, lässt sich aus den Antragsdaten aus den ersten Wochen dieses Jahres herauslesen: Von den gut 7000 Anträgen auf Schnellkredite, die die KfW bewilligte, stammten vier Fünftel von solchen Kleinstfirmen. Auf diese Klientel entfielen mit 370 Millionen Euro auch 57 Prozent des Zusagevolumens.
Wegen der Dauer der Corona-Pandemie hat die Bundesregierung das Corona-Programm der KfW mittlerweile bis zum 30. Juni 2021 verlängert. Neben den Schnellkrediten gibt es noch zwei andere Kategorien von Corona-Krediten.
Am gängigsten ist der KfW-Unternehmerkredit für Unternehmen, die mindestens fünf Jahre am Markt sind, sowie der ERP-Gründerkredit für etwas jüngere Firmen. Diese Kredite können ein Volumen von bis zu 100 Millionen Euro erreichen. Der Staat übernimmt je nach Unternehmensgröße bis zu 90 Prozent des Haftungsrisikos. Je nach Kreditwürdigkeit des Unternehmens liegen die Zinskonditionen zwischen 1,0 Prozent und 2,12 Prozent.
Benötigt ein Unternehmen ein Darlehen, das 100 Millionen Euro übersteigt, dann kann sich die KfW an einer Konsortialfinanzierung beteiligen. Damit sind Darlehen gemeint, die von einer Gruppe von Banken an ein Unternehmen vergeben werden. In diesen Fällen übernimmt die KfW zwar bis zu 80 Prozent des Haftungsrisikos. Verbilligte Zinskonditionen gibt es aber nicht. Die KfW steigt zu den gleichen Zinskonditionen ein, wie sie das Unternehmen mit seinem Bankenkonsortium vereinbart hat.
Mehr: Erste Corona-Bilanz: Viele Mittelständler waren auf KfW-Kredite angewiesen
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