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Stefan Krause Der Macher der neuen Deutsche-Bank-Strategie

Der langjährige Zahlenmeister der Deutschen Bank hatte Lust auf etwas Neues. Stefan Krause entwickelte die neue Strategie für das Geldinstitut. Am Freitag entscheidet der Aufsichtsrat, wohin die Reise geht.
24.04.2015 - 12:06 Uhr Kommentieren
Die Deutsche Bank führte Stefan Krause ohne Staatshilfen durch die Jahre der Finanzkrisen. Quelle: dpa
Sorgte für Stabilität

Die Deutsche Bank führte Stefan Krause ohne Staatshilfen durch die Jahre der Finanzkrisen.

(Foto: dpa)

Frankfurt Einmal im Jahr zieht es Stefan Krause nach Kolumbien. In dem südamerikanischen Land, in dem er vor 52 Jahren als Sohn deutscher Eltern geboren wurde, kriegt er den Kopf am besten frei. Dort interessiert es niemanden, dass er Finanzchef der Deutschen Bank ist. Das Finanzressort, das er seit 2008 relativ geräuschlos führt, gibt Krause bald ab. In den vergangenen Monaten hatte er einen viel wichtigeren Job: er tüftelte an der neuen Strategie von Deutschlands größtem Geldhaus. Wie der künftige Kurs aussehen soll, darüber entscheidet an diesem Freitag der Aufsichtsrat in Frankfurt. Alles deutet auf einen Postbank-Verkauf und eine deutliche Schrumpfkur hin.

Chefkontrolleur Paul Achleitner musste Krause für die Herkulesaufgabe nicht lange überreden, wie Insider berichten. Der langjährige Zahlenmeister hatte Lust auf Neues. Also entwarf Krause zunächst fünf Geschäftsmodelle. Erst kamen drei davon in die engere Wahl, dann nur noch zwei: Eine Komplettabspaltung des gesamten Privatkundengeschäfts oder eben eine Trennung nur von der Postbank.

Letzteres ist nicht unbedingt der leichtere Weg. Egal, wie es ausgeht: Krause wird in den nächsten Jahren auch derjenige sein, der die neue Strategie – zusammen mit den Co-Vorstandschefs Anshu Jain und Jürgen Fitschen – umsetzt, unbehelligt vom Tagesgeschäft und ohne Rücksicht auf Befindlichkeiten rivalisierender Konzernsparten. Dafür wurde eigens der Posten des Strategievorstands geschaffen. Größtmögliche Beinfreiheit, heißt die Devise.

Die klassische Banker-Karriere hat Krause, anders als Jain und Fitschen, nicht vorzuweisen. Im Gegenteil - der studierte Betriebswirt hält sich zugute, noch immer eine gesunde Distanz zum eigenen Haus zu haben. Denn bevor Krause mitten in der Finanzkrise zur Deutschen Bank stieß und über die Zockereien der Branche auf dem US-Immobilienmarkt staunte, hatte er mehr als 20 Jahre beim Autobauer BMW verbracht – von 2002 bis 2007 als oberster Hüter der Finanzen, zuletzt als Vertriebschef. Damalige Weggefährten bescheinigen ihm einen soliden Job, auch wenn als Makel im Lebenslauf eine hohe Abschreibung wegen fehlgeschlagener Absicherungsgeschäfte bleibt.

Die Deutsche Bank führte Krause ohne Staatshilfen durch die Jahre der Finanzkrisen. Zwei Rückschläge hatte er allerdings auch hier einzustecken: Kritiker kreiden ihm die Ohrfeige der US-Regulierer wegen schlampiger Bilanzierung an. Und Krauses Unterschrift stand unter der Umsatzsteuererklärung der Bank für das Jahr 2009, die Ermittler wegen mutmaßlichen Steuerbetrugs mit CO2-Verschmutzungsrechten auf den Plan rief.

Dass Krause mit dem schwierigsten Thema in der Bank betraut wurde, hat aber offenbar noch einen anderen Grund. Kollegen beschreiben den Vater von drei Kindern, verheiratet in zweiter Ehe, als jemanden, der auch in hitzigen Debatten einen kühlen Kopf bewahrt. Selbst in langen Aufsichtsratssitzungen, wenn die Nerven blank liegen, schaffe es Krause, vor den Kontrolleuren betont gelassen die Feinheiten der Bilanz zu erörtern, berichtet einer, der ihn schon häufiger dabei erlebt hat.

Die frechsten Zitate der Deutsche-Bank-Händler
„Dann schauen wir mal, dass wir ihnen noch etwas mehr wehtun können“
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„Tiefer, mein Freund, tiefer!“: Mit diesen Worten wandte sich im September 2005 ein Fondsmanager aus London an einen Kollegen – und wollte den Zinssatz für den US-Dollar Libor damit drücken. Für die Deutsche Bank endeten die Zinsmanipulationen von Libor und Euribor nun mit einem Vergleich über 2,5 Milliarden Dollar. Die US-Aufsichtsbehörde CFTC hat Chatprotokolle der Bank-Händler ausgewertet. Und die Dokumentation nun anonymisiert online gestellt.

Im konkreten Beispiel gibt sich der Kollege zunächst noch vorsichtig („es wird schwer“), doch der Fondsmanager lässt nicht locker. Er erklärt, die Konkurrenz manipuliere gerade, weil sie höhere Libor-Sätze bräuchten und schon 25 Millionen Dollar verloren hätten. Der für den Libor zuständige Kollege beschließt mit: „Okay, dann schauen wir mal, dass wir ihnen noch etwas mehr wehtun können.“

(Foto: Reuters)
„Schick mir direkt morgens eine Mail von Deinem Blackberry“
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Die Anklageschriften dokumentieren den Chatverkehr bei der Deutschen Bank, gesammelt von US-Behörden. In diesem Fall lässt derjenige, der für den Libor zuständig ist, einen Händler wissen, wie er am besten vorgeht, wenn der einen anderen Zinssatz benötigt. Morgens eine E-Mail vom verschlüsselten Blackberry senden und dann „ist die Chance hoch, dass ich auf ein anderes Niveau gehen kann“.

(Foto: Reuters)
Die Aussichten für den Libor
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Der Libor-Wetterbericht. Der 1-Monats-Libor „sieht heute nach 57 aus“, schriebt ein Mitarbeiter im Sommer 2007 einem Kollegen. „Danke, du bist der ,Man'“, lautete die Antwort des Kollegen.

(Foto: Imago)
„Ladies first“
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Nicht jeder Händler bekam offenbar bei den Manipulationen seinen Willen – oder ihren. So fragte eine Händlerin, ob es möglich sei, den Euribor für einen Monat zu senken. „Schwierig“, antwortet der zuständige Kollege, ein Senior Manager hätte ihn lieber auf der höheren Seite. Die Händlerin entgegnet: „Oh nein!! Aber Ladies first, nicht wahr ;))?“ Der Kollege lässt nicht mit sich handeln: „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst.“ Die Händlerin gibt allerdings erst auf, als der Kollege sagt: „Du unterschreibst nicht meine Bonusschecks, richtig?“

(Foto: Imago)
„Ich muss Dich um einen großen Gefallen bitten“
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Der Gesprächsauszug zwischen einem Londoner Fondsmanager und einem Frankfurter Regionalmanager ist dem englischen Kollegen merklich unangenehm. Er fragt nach einem großen Gefallen, druckst aber herum: „Es ist ein, äh... sehr, sehr, sehr großer Gefallen.“ Es geht letztlich darum, den Sechs-Monats-Libor nach oben zu treiben. Der Londoner Fondsmanager lässt sich das „high“, also hoch, mehrfach bestätigen. Und lässt letztlich auch nicht locker, als er hat, was er wollte.

(Foto: Screenshot)
„Ach komm schon! Wir brauchen immer höhere Libor !!!“
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Zinsmanipulation kann eine sehr kumpelhafte Geschichte sein. Ein Händler aus New York fragt einen für den Dollar zuständigen Kollegen, ob der Libor morgen höher sein werde? „Sollte nicht“, lautet die lapidare Antwort. „Ach komm schon! Wir brauchen immer höhere Libor !!!“ erwidert der Händler, nicht ohne eine „haha“ am Ende. Der Kollege sagt darauf, er tue sein bestes. Der Händler gibt daraufhin, nur „neugierig“ gewesen zu sein.

(Foto: Screenshot)
„Sieht aus, als würde es sich gewaltig bewegen“
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Ein Fondsmanager aus London bettelt einen Händler für Euro-Wertpapiere (Swaps) bei der Barclays-Bank um Hilfe an: „Du wirst mir helfen, versprochen???“ Der Kollege gibt sich gönnerhaft: „Ahaa, na klar, mein Freund, sieht aus, als würde es sich gewaltig bewegen“, antwortet er – und spricht vom Libor. Der Fondsmanager fragt noch einmal nach, ob ihm wirklich geholfen werden. Der Barclays-Händler bejaht das.

(Foto: Screenshot)

Macht Krause das automatisch zu einem Kandidaten für die Doppelspitze mit Jain, wenn Fitschens Vertrag 2017 ausläuft? Die neue Strategie, wenn sie denn die Investoren überzeugt, könnte ein Sprungbrett sein, glauben einige, die die Bank gut kennen. Andere sagen, sobald Krause seinen Job erledigt hat, hat er sich quasi abgeschafft. Hätte man ihn befördern wollen, dann hätte er die Strategie zusätzlich zum Finanzressort bekommen und nicht als Ersatz. Krause selbst lässt sich nicht in die Karten schauen. Er gab vor einiger Zeit in einer Telefonkonferenz mit Analysten lediglich zu, dass er die Quartalsergebnisse, „das trockene Zeug“, eher nicht vermissen werde.

  • rtr
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