Steuerflucht Schweizer Banken im Geschäft mit Offshore-Konten führend

Die Dienste der Schweizer Bank sind besonders oft gefragt, wenn es um Offshore-Konten geht.
Brüssel Wenn es um die Gründung umstrittener Offshore-Firmen geht, dann sind die Dienste der Schweizer Banken UBS und Credit Suisse offenbar besonders stark gefragt. Dafür spricht eine neue Studie der Grünen-Fraktion im Europaparlament. Es handelt sich um eine Auswertung der drei größten Steuerdatenlecks der vergangenen Jahre: Offshore Leaks (April 2013), Panama Papers ( April 2016) und Bahamas Leaks (September 2016). Ergebnis: UBS hat den geleakten Dokumenten zufolge 13.285 Offshore-Firmen gegründet und liegt damit an der Spitze, gefolgt von Credit Suisse mit 11.347 gegründeten Briefkastenfirmen.
UBS bestätigte auf Anfrage, „eigene Trusts unter vollständiger Einhaltung aller anwendbaren gesetzlichen und regulatorischen Bestimmungen“ anzubieten. Die Zusammenarbeit mit Drittanbietern habe UBS in diesem Zusammenhang aber 2010 eingestellt. Auch Credit Suisse bestritt nicht, mit Offshore-Firmen zu arbeiten. Doch dabei sei es von „entscheidender Bedeutung“, dass Kunden diese „Vermögensstrukturen ausschließlich für zulässige Zwecke nutzen“.
Weitere Großbanken
Unter den führenden Vermittlern von Offshore-Firmen finden sich der Studie zufolge weitere namhafte Großbanken, darunter auch die französischen Geldhäuser Société Générale, BNP Paribas und Crédit Agricole. Die drei Banken betonten auf Anfrage, dass sie alle gesetzlichen Vorschriften beachten und kaum oder keine Offshore-Firmen mehr eröffnen. Die Commerzbank steht im Ranking der Studie an der 44. Stelle von insgesamt 140 namentlich genannten Firmen und Banken. Sie wollte sich dazu nicht äußern. Die Deutsche Bank rangiert auf Platz 46. Sie räumte ein, dass die „Offshore-Anlage von Geldern oder Vermögenswerten zur Steuerhinterziehung, Geldwäsche oder andere Finanzdelikte benutzt wurde und werden kann“. Die Deutsche Bank verfüge aber über die erforderlichen Verfahren, um dies zu verhindern.
Im Zuge von Offshore Leaks, Panama Papers und Bahama Leaks waren riesige Datensätze in die Hände des Mediennetzwerks International Consortium of Investigative Journalists gelangt. Aus den Daten ist abzulesen, welche Dienstleister im Auftrag von Kunden Offshore-Firmen gegründet haben. Diese Trusts oder Briefkastenfirmen haben nach Ansicht von Kritikern vor allem einen Geschäftszweck: Vermögen aus Hochsteuer-Ländern vor dem Fiskus zu verstecken.
Zwei Wirtschaftsprüfer
Die Studie der Grünen zeigt, dass auch die Wirtschaftsprüfungsgesellschaften Deloitte & Touche und Pricewaterhouse Coopers bei der Gründung von Offshore-Firmen vorn mit dabei waren. Von den beiden Unternehmen war bis zum Redaktionsschluss keine Stellungnahme zu erhalten. „Wir brauchen starke Gesetze und eine effektive Aufsicht über Rechtsanwaltskanzleien, Notare, Steuerberater und Wirtschaftsprüfungsgesellschaften. Die EU-Kommission und die Mitgliedstaaten sind in der Pflicht, Gesetzgebung vorzuschlagen, um die Beförderung von Steuerbetrug zu beenden“, fordert Grünen-Europaparlamentarier Sven Giegold.
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