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Streit im Deutsche-Bank-Aufsichtsrat Aufklärer Georg Thoma wirft hin

Die öffentlichen Angriffe der Kollegen haben Wirkung gezeigt: Georg Thoma verlässt den Aufsichtsrat und den Integritätsausschuss der Deutschen Bank. Aktionäre sehen nach dem Zank im Kontrollgremium Klärungsbedarf.
28.04.2016 Update: 29.04.2016 - 08:49 Uhr
Der Deutsche-Bank-Aufsichtsrat verlässt zum 28. Mai das Gremium. Den Vorsitz des Integritätsausschuss hat er mit sofortiger Wirkung niedergelegt. Quelle: PR
Georg Thoma

Der Deutsche-Bank-Aufsichtsrat verlässt zum 28. Mai das Gremium. Den Vorsitz des Integritätsausschuss hat er mit sofortiger Wirkung niedergelegt.

(Foto: PR)

Frankfurt Seit einer knappen Woche stand Georg Thoma unter Druck. In einer konzertierten Aktion hatten mehrere Aufsichtsratsmitglieder der Deutschen Bank ihren Kollegen wegen angeblichen Übereifers öffentlich kritisiert. Nun hat der renommierte Anwalt die Konsequenzen gezogen: Er wird den Aufsichtsrat des Geldhauses in einem Monat verlassen, teilte die Deutsche Bank am späten Donnerstagabend mit. Den Vorsitz des von ihm bislang geleiteten Integritätsausschusses gibt er sofort ab.

Damit endet ein bizarrer Streit in einem Eklat. Thoma, einer der prominentesten deutschen Wirtschaftsanwälte, sollte im Integritätsausschuss der Bank die vielen Skandale aufarbeiten und den oft beschworenen Kulturwandel vorantreiben. Doch seine Gegner warfen dem Juristen vor, dass er mit seiner Aufklärungswut weit über das Ziel hinausschießt und der Aufwand für die Vergangenheitsbewältigung die Bank quasi lähme. Eigentlich wollte Thoma seinen Posten dennoch behalten, was ihn zum Rücktritt bewogen hat, blieb unklar. Er wollte die Situation nicht kommentieren.

Der ungewöhnliche öffentliche Streit dürfte ein Nachspiel auf der Hauptversammlung der Bank in wenigen Wochen haben. Hans-Christoph Hirt, Co-Chef der einflussreichen Aktionärsvertretung Hermes EOS, warnt vor den schädlichen Nebenwirkungen des Zanks: „Die öffentlichen Meinungsäußerungen verschiedener Aufsichtsräte sind höchst ungewöhnlich, schaden aus der Sicht von Investoren der Deutschen Bank und verstoßen potenziell gegen Verschwiegenheitspflichten“, macht Hirt klar. Spätestens auf der Hauptversammlung werde sich der Aufsichtsrat erklären müssen. Der britische Berater Pirc hat den Investoren wegen anderer Probleme bereits empfohlen, dem Aufsichtsrat und seinem Chef Paul Achleitner die Entlastung zu verweigern.

Experten wie die Professorin Julia Redenius-Hövermann von der Frankfurt School of Finance & Management fürchten, dass solche Auseinandersetzungen wie bei der Deutschen Bank es noch komplizierter als ohnehin machen, qualifizierte Aufsichtsräte zu einer Bank zu locken: „Es stellt sich tatsächlich die Frage, ob es auch im Hinblick auf die Haftungsproblematik künftig nicht immer schwieriger sein wird, Personen zu finden, die bereit sind, dieses Mandat zu übernehmen, und die gleichzeitig auch alle Anforderungen erfüllen“, warnt die Wirtschaftsforscherin.

Temporäre Nachfolgeregelung für Thoma

Thomas Nachfolgerin als Chefin des Integrationsausschusses des Deutsche-Bank-Aufsichtsrat wird vorübergehend die US-Juristin Louise Parent. Aufsichtsratschef Paul Achleitner, der Thoma selbst vor drei Jahren für das Gremium gewonnen hatte, betonte, die Bank werde bei der Aufarbeitung der Altlasten nicht nachlassen.

Thoma habe „Prozesse aufgesetzt, die für die Bank von großer Bedeutung sind und die wir weiter nutzen werden. Der Aufsichtsrat ist fest entschlossen, mögliche Verfehlungen auch künftig konsequent aufzuarbeiten und daraus die Lehren für die Zukunft zu ziehen.“ Aufsichtsratsmitglied Henning Kagermann hatte einen Schlussstrich unter die Vergangenheit gefordert und erklärt, das Gremium sei sich darin mit großer Mehrheit einig.

Der stellvertretende Aufsichtsratschef, Betriebsratschef Alfred Herling, hatte sich offen gegen Thoma gestellt. „Er überzieht, wenn er immer breitere Untersuchungen fordert und immer noch mehr Anwälte aufmarschieren“, sagte er jüngst der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“. Auch er dankte Thoma in der Mitteilung vom Donnerstag aber und erklärte: „Wir werden auch künftig sämtliche Untersuchungen gründlich und unabhängig von der Position der betroffenen Personen führen.“

Thoma hatte auch Untersuchungen gegen Achleitner vorangetrieben. Dabei ging es um die Verantwortung für die mangelhafte Kooperation mit den Behörden bei der Aufklärung von Skandalen. Die britische Finanzaufsicht hatte wegen mangelnder Kooperation in einem Fall eine Strafe von 100 Millionen Pfund verhängt.

Auf Antrag einer Aktionärin wird auf der Hauptversammlung am 19. Mai unter anderem darüber abgestimmt, ob Schadensersatzansprüche gegen Achleitner, andere Aufsichtsräte und Vorstände wegen des Libor-Skandals im Rahmen einer externen Sonderprüfung untersucht werden.

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