Studie Wie Großbanken den Klimawandel begünstigen

Globale Bank-Giganten fördern mit ihrem Geld die fossile Industrie.
Frankfurt Grün ist die neue Modefarbe in der Finanzbranche. Es gibt kaum Institut, das in seinen Statuten nicht betont, wie wichtig das Thema Nachhaltigkeit für die eigenen Geschäfte ist. Doch die Praxis sieht oft anders aus. Das ist zumindest der Tenor einer neuen Studie, die dem Handelsblatt vorliegt.
Kernergebnis der Untersuchung der Organisationen Rainforest Action Network, BankTrack, Sierra Club, Oil Change International, Indigenous Environmental Network und Honor the Earth: Durch die Finanzierung fossiler Energien tragen 33 große internationale Banken mit zum Klimawandel bei.
Seit der Pariser Klimavertrag Ende 2015 verabschiedet wurde, haben die Banken den Berechnungen zufolge insgesamt rund 1,9 Billionen Dollar für die Finanzierung fossiler Brennstoffe bereitgestellt. Von Jahr zu Jahr sei das Volumen weiter gestiegen. Allein in den vergangenen drei Jahren flossen 600 Milliarden Dollar an Unternehmen, die sich mit dem Ausbau fossiler Energien beschäftigen.
Die Liste der Umweltsünder unter den Banken führt der Untersuchung zufolge der Wall-Street-Riese JP Morgan Chase an. Die Studie hat berechnet, dass JP Morgan der größte Finanzierer von Öl- und Gasprojekten in der Arktis ist. Die Autoren bezeichnen den Konzern als „weltweit schlimmsten Banker des Klimawandels“ und „Top-Geldgeber für fossile Brennstoffe“. 196 Milliarden Dollar soll JP Morgan im Zeitraum 2016 bis 2018 für Unternehmen bereitgestellt haben, die ihr Geld mit fossilen Brennstoffen verdienen. Das ist rund ein Drittel mehr, als der Listenzweite Wells Fargo.
Dabei hatte sich Vorstandschef Jamie Dimon vor zwei Jahren noch klar gegen den von US-Präsident Donald Trump propagierten Ausstieg aus dem Pariser Klimaabkommen positioniert. Man müsse sich für eine Politik einsetzen, sagte der Konzernchef damals, die das Leben der Menschen verbessert und die Umwelt schützt.
Nach JP Morgan und Wells Fargo folgen zwei weitere US-Banken: Citi und die Bank of America. Gemeinsam stellten die vier Geldhäuser seit dem Pariser Klimaabkommen 600 Milliarden Dollar für fossile Energien bereit.
Auf dem elften und zwölften Platz der Liste finden sich Morgan Stanley und Goldman Sachs, womit alle sechs US-Bankriesen unter die Top 30 fallen. Zusammen entfallen auf die US-Häuser seit dem Pariser Klimaabkommen 37 Prozent der globalen Finanzierung für fossile Brennstoffe.
JP Morgan will die Ergebnisse der Studie nicht kommentieren. Stattdessen verweist die Pressesprecherin auf die Bemühungen, die das Finanzunternehmen im Sinne der Umwelt tätigt. Gut 200 Milliarden Dollar will JP Morgan, so das Versprechen, ökologischen Projekten zuführen. Bis zum Jahresende 2017 seien bereits 60,6 Milliarden Dollar geflossen. Außerdem bemühe sich die Bank, alle ökologischen und sozialen Risiken abzuschätzen, die mit ihren Geschäften verbunden sind.
Der Report listet 16 Unternehmen auf, die sich ihrer Verantwortung für Menschenrechte und Klimaschutz entziehen. JP Morgan Chase soll zwischen 2016 und 2018 elf davon unterstützt haben.
Energy Transfer
Drummond
ExxonMobil
Peabody
Total
Saudi Aramco
National Iranian Oil Company
Coal India
Pemex
CNPC (PetroChina)
Die Deutsche Bank hatte im selben Zeitraum neun der angeprangerten Unternehmen auf ihrer Kundenliste. Insgesamt landet das hiesige Geldinstitut mit Platz 17 im Mittelfeld der dreißig größten Unterstützer der fossilen Industrien.
Zwar habe die Deutsche Bank ihre Finanzierung insgesamt seit 2016 jedes Jahr reduziert, unterstützte den Sektor jedoch zuletzt noch immer mit 14,6 Milliarden Euro. Im Kohlebergbau habe das Institut seine Geschäfte in den vergangenen Jahren sogar gesteigert, monieren die Autoren der Studie.
Dazu sagt die Deutsche Bank: „Wir begrüßen, dass immer mehr Banken und Versicherungen weltweit aus der Kohlefinanzierung aussteigen. Auch wir haben vor einigen Jahren unsere Richtlinie angepasst und gehen seitdem keine Finanzierungsverpflichtungen mehr ein.“ Tatsächlich sind die Zahlungen für Kohleenergie rückläufig. Insbesondere bei Expansionsprojekten, Teersandprojekten oder bei der Öl- und Gasförderung in der Arktis gehört die Deutsche Bank jedoch zu den führenden Finanziers.
In seinen Statuten verspricht die Bank, Geschäfte zu vermieden, bei denen die negativen Konsequenzen für Mensch und Umwelt nicht vertretbar sind. Die Deutsche Bank rühmt sich auf ihrer Website zudem mit einer umfassenden Energie- und Klimastrategie. Dort heißt es aber auch: „Als globale Bank sind wir Teil der Realwirtschaft und unterhalten Geschäftsbeziehungen in allen Wirtschaftssektoren.“
„So verheizt die Bank die Zukunft“
Gleichzeitig förderte die Deutsche Bank aber auch Projekte zur Förderung erneuerbarer Energien mit einem Volumen von rund 2,2 Milliarden Euro. „Damit ist die Deutsche Bank in Europa weiterhin einer der Hauptfinanzierer von privatwirtschaftlichen Projekten, die erneuerbare Energien fördern“, sagt ein Pressesprecher.
Regine Richter ist Energie-Campaignerin bei der Umwelt- und Menschenrechtsorganisation Urgewald. Der Verein ist ebenfalls an der Studie beteiligt. Zu den Geschäften der Deutschen Bank hat Richter eine klare Meinung: „So verheizt die Bank die Zukunft. Dem Vorstand sollte klar sein, dass solche Geschäfte tonnenschwer auf der Reputation der Bank lasten“, sagt die Umweltschützerin.
Aber es sind nicht nur die westlichen Banken, die dem globalen Klima schaden. Die vier großen chinesischen Geldhäuser – Agricultural Bank of China, Bank of China, China Construction Bank, und ICBC – finanzierten fossile Energien seit 2016 zusammen mit 168 Milliarden Dollar. Zwar ist das weniger als das Finanzierungsvolumen von JP Morgan alleine, allerdings sieht die Studie die chinesischen Banken mit Abstand an erster Stelle, wenn es um die Finanzierung von Kohlebergbau und -energie geht.
Für die Zukunft fordern die Umweltorganisationen von den Banken mehr Engagement als ihre Statuten versprechen: „Sie sollten sich verpflichten, ihre gesamten Strategien und Praktiken für fossile Brennstoffe an den vom Weltklimarat beschriebenen Emissionspfad anzupassen, in dem gefordert wird, die Emissionen bis 2030 mehr als zu halbieren und bis 2050 effektiv auf null zu reduzieren.“
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