Tamas Erdei BayernLB feuert Chef von defizitärer Ungarn-Tochter

Die MKB zählt zu den größten Banken in Ungarn.
Budapest Eine Meldung, die weder bestätigt, noch dementiert ist. Die Bayerische Landesbank wechselt einem Medienbericht zufolge den langjährigen Chef ihrer defizitären Ungarn-Tochter MKB aus. Tamas Erdei solle von seinem Stellvertreter Pal Simak ersetzt werden, berichtet das Wirtschaftsmagazin „Figyelo“ auf seiner Internetseite.
Erdei leitete die MKB, die zu den größten Banken in Ungarn zählt, seit 1994, als die Landesbank ihre ersten 25 Prozent an dem Institut kaufte. Er gilt als Routinier in der ungarischen Bankenlandschaft. In der Branche arbeitet er schon seit 1972, damals begann der ausgebildete Wirtschaftsprüfer seine Karriere bei der ungarischen Nummer eins, der OTP-Bank. Bei der MKB ist Erdei ein echtes Urgestein gewesen. Seit 1983 arbeitete er dort – als in Ungarn noch die Kommunisten das Sagen hatten. Damals war das Institut noch „Außenhandelsbank“ und musste dafür sorgen, dass die ungarische Regierung immer ordentlich Devisen auf ihren Konten hatte. Inzwischen erinnert nur noch der Name an ihre einstige Funktion, heute ist sie normale Geschäftsbank. Ein MKB-Sprecher lehnte eine Stellungnahme ab.
Die BayernLB wurde in der Finanzkrise vom Land gerettet und muss sich nun auf Druck der EU-Kommission von Geschäftsteilen trennen. Im Rahmen der Schrumpfkur will die BayernLB sich auch von der MKB trennen. Im derzeitigen Marktumfeld und angesichts der trüben Geschäftsaussichten in Ungarn dürfte ein Käufer allerdings schwer zu finden sein. Im ersten Halbjahr 2011 machte MKB unter dem Strich einen Verlust von umgerechnet rund 65 Millionen Euro.
Auch im Januar trieben die Ungarn-Geschäfte die BayernLB, die zu 94 Prozent dem Freistaat Bayern gehört, ins Minus - Eigentümer von Genussscheinen und Halter von Stillen Einlagen müssen sich wohl am Verlust beteiligen, teilte die Bank, damals mit. Eine genaue und verbindliche Aussage darüber könne erst Ende April 2012 getroffen werden.
Die Wertberichtigung in Ungarn sei unter anderem wegen einer Bankenabgabe und dem jüngst verabschiedeten Fremdwährungswandelgesetz in dem Land notwendig. Der zu erwartende Verlust bezieht sich auf die Bilanzierung nach dem Handelsgesetzbuch. Damit reißen die Probleme für die Landesbank nicht ab.
Fast jede zweite Familie in Ungarn hat ein Darlehen oder eine Hypothek in Franken oder Euro abgeschlossen - insgesamt geht es um etwa 20 Milliarden Euro. Seit Beginn der Finanzkrise hat der ungarische Forint jedoch etwa 30 Prozent gegenüber den westlichen Währungen an Wert verloren. Immer weniger Ungarn können deshalb Zinsen und Tilgungsraten für die Fremdwährungskredite aufbringen.
Im Oktober hatte die ungarische Regierung einseitig eine Zwangskonvertierung eingeführt. Bankkunden können ihre Fremdwährungsdarlehen in Forint-Kredite zu extrem günstigen Konditionen weit unterhalb der aktuellen Wechselkurse eintauschen. Die Kosten dafür tragen die Banken. Nach Angaben der ungarischen Finanzmarktaufsicht PSZAF haben ungefähr 100.000 Haushalte von diesem Umtauschprogramm Gebrauch gemacht. Da sich Fremdwährungsschuldner bis zum Jahreswechsel für dieses Programm anmelden konnten, dürfte die Zahl der teilnehmenden Haushalte noch steigen. Auf den gesamten ungarischen Bankensektor kommt dadurch eine Belastung von etwa einer Milliarde Euro zu.
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