Tarifverhandlungen Gewerkschaft Verdi droht deutschen Privatbanken mit Streik

Die Deutsche Bank und die Commerzbank müssen sich auf Warnstreiks einstellen.
Frankfurt Die Deutsche Bank, die Commerzbank und andere private Geldhäuser müssen sich angesichts der zähen Tarifverhandlungen bald auf Streiks einstellen. Die Gewerkschaft Verdi droht vor der dritten Verhandlungsrunde für rund 140.000 Angestellte der Privatbanken in Deutschland offen mit Arbeitsniederlegungen.
„Wenn es bei den Gesprächen am Freitag wie zu befürchten keine Fortschritte gibt, werden wir den Druck erhöhen“, sagte Verdi-Verhandlungsführer Jan Duscheck dem Handelsblatt. „Erste Warnstreiks sind sehr wahrscheinlich.“
In den bisherigen Gesprächen habe der Arbeitgeberverband des privaten Bankgewerbes (AGV) die Verdi-Forderungen zum Arbeiten von zu Hause aus pauschal abgelehnt und auch kein Angebot für eine Gehaltserhöhung vorgelegt, moniert Duscheck. „Das ist gerade angesichts der stark gestiegenen Inflation nicht akzeptabel.“
Ein Wahlrecht für die Arbeitnehmer, ob diese mehr Gehalt oder mehr Freizeit bekommen, hätten die Arbeitgeber bislang ebenfalls abgelehnt, obwohl dies für die Banken kostenneutral sei. „Das ist für uns völlig unverständlich“, betonte Duscheck. „Wenn das auch in der dritten Runde der Kurs bleibt, werden die Beschäftigten nicht zögern, in den Streik zu ziehen.“
Mobilisierungsschwierigkeiten sieht Verdi dabei trotz Corona nicht. „Die Bereitschaft der Bankbeschäftigten, sich für bessere Arbeitsbedingungen einzusetzen, steigt seit Jahren“, beobachtet Duscheck. „Ich habe keinerlei Zweifel, dass dies im Rahmen der laufenden Tarifrunde anders sein wird.“
Verdi fordert für die Beschäftigen 4,5 Prozent mehr Gehalt sowie einen im Tarifvertrag festgeschriebenen Anspruch auf 60 Prozent Homeoffice. Der Deutsche Bankangestellten-Verband (DBV) will sogar ein Gehaltsplus von 4,8 Prozent erreichen.
Kompromissbereitschaft beim Thema Homeoffice
Aus Sicht des AGV liegen die Forderungen „weit über den Möglichkeiten der Branche“. Der Kosten- und Ertragsdruck im Bankengewerbe sei weiter hoch und die Unsicherheit wegen Corona groß. Beim Arbeiten von zu Hause aus sind branchenweite Regelungen aus Sicht der Arbeitgeber wegen der unterschiedlichen Geschäftsmodelle der Banken nicht sinnvoll. Mobiles Arbeiten müsse vielmehr in jedem Institut individuell geregelt werden.
Nach der zweiten Gesprächsrunde Ende August hatte der AGV den Gewerkschafen vorgeworfen, an ihren Maximalforderungen festzuhalten und sich nicht ausreichend zu bewegen. „Solange sich kein Gesamtpaket abzeichnet, werden wir auch beim Kernthema Gehalt nicht vorankommen“, sagte AGV-Verhandlungsführerin und Commerzbank-Vorständin Sabine Schmittroth damals.
Duscheck hat dafür kein Verständnis. „Wir sind bereit, gemeinsam nach Kompromissen zu suchen, aber dazu muss es erst mal eine grundsätzliche Verhandlungsbereitschaft auf der Arbeitgeberseite geben“, sagt der Gewerkschafter.
Er will für einen grundsätzlichen Anspruch auf drei Tage Homeoffice pro Woche kämpfen. „In Bereichen, wo dies nicht oder nur eingeschränkt möglich ist, sind wir aber bereit, über differenzierte Regelungen zu sprechen.“ Hier müsse man sich dann über andere Möglichkeiten Gedanken machen, um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu verbessern.
Besser als mit den privaten Geldhäusern laufen laut Duscheck die Tarifgespräche mit den öffentlichen Banken. „Der Arbeitgeberverband der Öffentlichen Banken hat bisher deutlich mehr Gestaltungswillen.“ Positiv sei auch, dass sich beide Seiten bereits auf einen Tarifvertrag für Nachwuchskräfte geeinigt haben.
„Die öffentlichen Banken haben jedoch auch einige Forderungen, die mit uns nicht zu machen sind – beispielsweise die Ausweitung von Nachtarbeit oder der sachgrundlosen Befristung von Arbeitsverhältnissen“, sagte Duscheck. Die zweite Verhandlungsrunde mit den öffentlichen Banken an diesem Mittwoch werde deshalb kein Spaziergang. „Es gibt einige Themen, bei denen es ordentlich zur Sache gehen wird.“
Mehr: Banker bleiben lieber zu Hause: Banken und Belegschaft ringen um das Recht auf Homeoffice.
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Die üppigen Bankgehälter sollen trotz des enormen Konkurrenzdruck weiter steigen, die EZB verlangt Negativzinsen, die Geschäftsmodelle sind aufgrund der massiven Regulierungen eingeschränkt - wie soll man da noch Geld verdienen?
Die Antwort ist: MITARBEITER ENTLASSEN UND DIE GESCHÄFTSPROZESSE AUTOMATISIEREN UND INS INTERNET VERLEGEN.
Dann könne die Kunden im home office ihre Bankgeschäfte erledigen.