UBS Schweizer Großbank weiter in Shoppinglaune

Europa ist für die UBS als weltgrößter Vermögensverwalter trotz hoher Wachstumsraten in Asien der zweitwichtigste Markt nach den USA.
Zürich Die Schweizer Großbank UBS ist offen für weitere Übernahmen in ihrem Vermögensverwaltungsgeschäft in Europa und will der Konkurrenz Kunden abjagen. „Mir ist es wichtig, dass wir auch in schwierigen Zeiten Marktanteile gewinnen“, sagte UBS-Manager Jakob Stott der Nachrichtenagentur Reuters in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview. In der stark fragmentierten Branche gebe es viele Zukaufsgelegenheiten. In vielen Ländern schrieben vor allem kleinere Wettbewerber wegen steigender Kosten Verluste. „Früher oder später wird es eine Konsolidierung geben“, sagte der gebürtige Däne, der das europäische Vermögensverwaltungsgeschäft der Großbank leitet.
Im vergangenen Jahr hatte die UBS in Italien zugekauft und von der spanischen Bank Santander deren dortige Aktivitäten mit reichen Privatkunden übernommen. Die größte Bank der Schweiz wolle nicht um jeden Preis zukaufen, sagte Stott. Übernahmeziele müssten strategisch zu dem Institut passen und gut integrierbar sein.
Darüber hinaus will das Geldhaus schwächelnden Wettbewerbern Marktanteile abringen. „Jetzt haben wir eine Möglichkeit, in unserem Heimatgeschäft Umsatz- und Gewinnwachstum zu beschleunigen“, sagte Stott. „Es gibt andere Banken, die durch viele Dinge abgelenkt sind.“ Viele Wettbewerber wie Credit Suisse, die Deutsche Bank oder Barclays stecken mitten im Umbau. UBS hatte sich bereits nach ihrer Rettung im Zuge der Finanzkrise verstärkt auf die Vermögensverwaltung konzentriert und das kapitalintensive Investmentbanking zurückgefahren.
In den vergangenen Jahren sah sich das Schweizer Institut mit diversen Steuerverfahren konfrontiert. Behörden in den USA und Europa hatten der Bank vorgeworfen, ihren Kunden bei der Steuerhinterziehung geholfen zu haben. Nach dem Abschluss vieler dieser Verfahren hoffe die UBS nun, im grenzüberschreitenden Geschäft mit europäischen Kunden wieder neue Gelder an Land zu ziehen, sagte Stott. „Ich bin ziemlich optimistisch, weil wir fünf Jahre damit verbracht haben, mit verschiedentlichem Gegenwind im europäischen Vermögensverwaltungsgeschäft zurechtzukommen“, sagte Stott. Neben den Steuerverfahren habe die Frankenaufwertung Anfang 2015 für steigende Kosten gesorgt und damit den Gewinn geschmälert.
Europa ist für die UBS als weltgrößter Vermögensverwalter trotz hoher Wachstumsraten in Asien der zweitwichtigste Markt nach den USA. Hier verwaltete die Bank zuletzt ein Kundenvermögen von 343 Milliarden Franken. In Asien/Pazifik waren es 272 Milliarden Franken. Auch ein möglicher Euro-Austritt Großbritanniens mache das Geschäft nicht weniger attraktiv. „Brexit oder kein Brexit – Großbritannien wird weiter existieren“, sagte Stott. Dort gebe es nach wie vor viele reiche Leute, die Beratung für die Anlage ihres Vermögens brauchten.