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Übernahme US-Broker Morgan Stanley wagt einen Milliardendeal

Der Finanzriese von der Wall Street will den Onlinebroker E-Trade kaufen. Es wäre der größte Zukauf einer US-Bank seit der Finanzkrise.
20.02.2020 Update: 20.02.2020 - 17:29 Uhr Kommentieren
E-Trade: Morgan Stanley übernimmt US-Handelsplattform Quelle: AP
US-Handelsplattform E-Trade

Für 13 Milliarden Dollar will Morgan Stanley den US-Broker kaufen.

(Foto: AP)

New York/Frankfurt Es ist der vielleicht größte Coup in der langen Amtszeit von James Gorman. Seit zehn Jahren führt der Australier das Wall-Street-Haus Morgan Stanley, und in dieser Zeit hat der die Bank konsequent umgebaut, weg von schwankungsanfälligen Geschäften wie dem Handel und dem Investmentbanking hin zu stabileren Erlösquellen vor allem aus der Vermögensverwaltung. Diese Strategie kommt bei den Investoren und den Regulierern gut an. Jetzt will Gorman mit der 13 Milliarden Dollar schweren Übernahme des US-Onlinebrokers E-Trade noch stärker auf die Vermögensverwaltung für Jedermann setzen.

E-Trage werde Morgan Stanley einen besseren Zugang zu privaten Kunden sichern – so begründete die Bank am Donnerstagnachmittag den Deal. Gemeinsam kommen beide Firmen auf 8,2 Millionen Privatkunden und verwalten 3,1 Billionen Dollar an Vermögen. Davon stammen 5,2 Millionen Kunden und 360 Milliarden Dollar von E-trade.

„Unsere Kunden fordern immer stärker digitale Bank-Sevices und Beratung bei der Verwaltung ihres Vermögens“, sagte Gorman der Nachrichtenagentur Bloomberg. Der Deal sei Teil der „anhaltenden Evolution von Morgan Stanley hin zu einem stabilen breit diversifizierten Geschäftsmodell.“ Der Deal soll im vierten Quartal abgeschlossen werden. Die Vermögensverwaltung wird dann fast 60 Prozent der Vorsteuergewinne von Morgan Stanley ausmachen. Gorman kündigte an, dass E-Trades Handelsplattform eng mit der persönlichen Beratung von Morgan Stanley verzahnt werden soll. „Die Technologie wird in allen Bereichen immer ähnlicher“, erläuterte der Vorstandschef im Interview mit dem US-Börsensender CNBC.
Gorman hat mit E-Trade große Ambitionen. „Ich wollte schon lange eine Plattform haben, mit der wir auch ins Ausland gehen können“, sagte er. Bislang biete Morgan Stanley im kleinen Stil Vermögensverwaltung in Asien und Lateinamerika an. Ob er auch an eine Expansion nach Europa denkt, ließ er offen.

Unterschiedliche Kulturen

Die Firmenkulturen der beiden Unternehmen unterscheiden sich deutlich, was sich auch am Stil der beiden Vorstandschef zeigt. E-Trade-Topmanager Michael Pizzi „ist mehr ein Jeans- und T-Shirt-Typ“, Gorman trägt dagegen die klassische Bankeruniform, Anzug und Krawatte. Es ist ein weiteres Zeichen dafür, dass sich die Wall Street, die lange Zeit nur Geschäfte mit Unternehmen, institutionellen Investoren und reichen Einzelpersonen machte, sich dem Massenmarkt annähert.
„Die Übernahme ist ein sehr schlauer Schritt. Sie passt genau in Morgan Stanleys Strategie“, meint Roger Altman, Gründer der Investmentbank Evercore.

Neben einer Handelsplattform für Aktien und andere Wertpapiere bietet E-Trade auch Onlinebanking und weitere Dienste an. Besonders interessant dürfte für Gorman das lukrative Geschäft mit Mitarbeiterbeteiligungsprogrammen von E-Trade sein. Morgan Stanley hatte erst Anfang Februar das junge kanadische Technologieunternehmen Solium Capital übernommen, das sich ebenfalls auf die Verwaltung von solchen Programmen spezialisiert hat.

Der Aktienkurs von Morgan Stanley legte seit Oktober um rund 40 Prozent zu. Auch das wird Gorman die Entscheidung für die größte Übernahme einer US-Bank seit der Finanzkrise leichter gemacht haben. Nach der Veröffentlichung der Kaufpläne sackte der Kurs der Großbank um rund vier Prozent ab, während die Aktie von E-Trade um rund ein Viertel zulegte. Den Kaufpreis will das New Yorker Geldhaus vollständig in Aktien zahlen. Die Aktionäre des Brokers sollen für eine ihrer Aktien 1,0432 Morgan-Stanley-Anteilsscheine erhalten, was 58,74 US-Dollar entspricht.

E-Trade stand seit November 2019 verstärkt unter Druck, die Zukunft des Unternehmens schien ungewiss, genau wie das der gesamten Branche. Die großen Broker in den Vereinigten Staaten haben zwar vom längsten Bullenmarkt aller Zeiten profitiert, der nach der Finanzkrise junge und alte Investoren an die Märkte lockte. Doch sie bekommen zunehmend Konkurrenz, zum Beispiel von sogenannten Robo-Advisors, die mittels Algorithmen die Kunden bei der Vermögensverwaltung beraten. Dazu kommt der gnadenlose Preiskampf, der auch einen Großanbieter wie E-Trade hart trifft.

Der Branchenprimus Charles Schwab verzichtet seit Anfang Oktober auf Gebühren für den Onlinehandel mit US-Aktien, börsengehandelten Fonds und Optionen. Die Konkurrenz musste notgedrungen nachziehen. Gleichzeitig müssen die Broker hohe Summen in ihr Geschäft investieren, um technologisch auf der Höhe zu bleiben. Der Wettbewerber TD Ameritrade, einer der größten US-Wertpapierhändler, flüchtete Ende November in die Arme von Charles Schwab, der den Broker für 26 Milliarden Dollar übernahm. Gemeinsam bedienen sie 24 Millionen Kunden und erzielten zuletzt Gewinne von rund sieben Milliarden Dollar.

Angezettelt wurde der Preiskampf vor sechs Jahren von dem kalifornischen Start-up Robinhood. Das Fintech war damals der erste Anbieter, der gebührenfreien Aktienhandel anbot. Mittlerweile ist das Start-up mit 7,6 Milliarden Dollar bewertet und bereitet den Markteintritt in Großbritannien vor.
Der Deal wirft auch neue Fragen für Goldman Sachs auf. Der Morgan-Stanley-Konkurrent leitete den Strategieschwenk weg vom einst so lukrativen Handelsgeschäft deutlich später ein als andere Institute. Die Online-Bank Marcus, mit der Goldman 2016 ins Privatkundengeschäft einstieg, wächst zwar schnell. Doch die Konsumentensparte, zu der auch die Apple-Kreditkarte gehört, macht derzeit nur gut zwei Prozent des Gesamterlöses aus. Von einer größeren Übernahme hatte Goldman-Sachs-Chef David Solomon bislang stets abgesehen.

Mehr: Warum der Preiskampf der US-Broker so gefährlich ist.

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