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Übernahmen Deutsche Börse macht der Mailänder Börse Avancen

Um den Anschluss an die Konkurrenz nicht zu verlieren, sucht Vorstandschef Weimer nach Übernahmezielen. Die italienische Börse würde passen.
18.02.2020 Update: 18.02.2020 - 15:58 Uhr Kommentieren
Deutsche-Börse-Chef Weimer: Neue Strategie kein Richtungswechsel Quelle: Reuters
Theodor Weimer

„Wenn wir nicht weiter wachsen, werden wir durchgereicht“, sagt der Deutsche-Börse-Chef.

(Foto: Reuters)

Frankfurt Vor wenigen Tagen hat Theodor Weimer seinen Vertrag als Chef der Deutschen Börse bis Ende 2024 verlängert. Und für die nächsten Jahre hat sich der 60-Jährige einiges vorgenommen. „Es gibt bei der Deutschen Börse natürlich Luft nach oben“, sagte er am Dienstag bei der Bilanzpressekonferenz in Frankfurt. Das gelte besonders für das Thema Fusionen und Übernahmen (M&A).

Seit seinem Amtsantritt vor gut zwei Jahren hat Weimer mehrere kleine und mittelgroße Deals gestemmt. Große Übernahmen sind ihm im Gegensatz zur Konkurrenz jedoch nicht gelungen. Die Folge: Die London Stock Exchange (LSE), die gerade den Datenanbieter Refinitiv für 27 Milliarden Dollar übernimmt, ist gemessen an der Marktkapitalisierung an der Deutschen Börse vorbeigezogen.

Im weltweiten Börsenranking sind die Hessen, die aktuell 32 Milliarden Dollar wert sind, dadurch auf Platz fünf zurückgefallen. Die großen US-Börsen CME und ICE bewegen sich mit Marktwerten von 76 beziehungsweise 43 Milliarden Dollar in anderen Dimensionen.

Weimer wurmt diese Entwicklung. „Natürlich haben wir den Ansporn, dass uns die LSE und andere nicht zu weit enteilen“, sagt er. Schließlich sei die Börse in einem anziehenden Geschäft aktiv. „Wenn wir nicht weiter wachsen, werden wir durchgereicht.“

Der Vorstandschef ist deshalb intensiv auf der Suche nach Übernahmezielen. „Wir haben zwei Milliarden Euro Firepower“, betont er. Zudem könne der Dax-Konzern bei Übernahmen eigene Aktien einsetzen und bei Bedarf eine Kapitalerhöhung in Angriff nehmen.

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Die Deutsche Börse hat fünf Bereiche definiert, in denen sie gerne zukaufen würde: Im Datengeschäft, im Handel mit Währungen und Rohstoffen, im Fondsservicegeschäft und im Anleihehandel. Weimer machte jedoch deutlich, dass er auch für Übernahmen in anderen Segmenten offen ist, falls attraktive Firmen zum Verkauf gestellt werden.

Sollte die LSE nach der Übernahme durch Refinitiv die Mailänder Börse losschlagen, „würden wir uns das definitiv ansehen“, sagte Weimer. Ein Onlinemarktplatz wie Ebay, an dem die ICE Interesse hatte, passe dagegen nicht zur Deutschen Börse.

Mehr Fokus auf Nachhaltigkeit

Wichtig ist aus Sicht des langjährigen Investmentbankers Weimer, dass sich das Unternehmen beim Thema Übernahmen zeitlich nicht unter Druck setzt. Weitere Details zu seinen M&A-Plänen will er am 28. Mai im Rahmen der neuen Strategie „Compass 2023“ vorstellen.

Angesichts steigender Gewinne gebe es für die Deutsche Börse keinen Anlass, ihre Ausrichtung fundamental zu ändern, sagt Weimer. „Aber wir müssen an der einen oder anderen Stellschraube ansetzen.“

Aus bestimmten Subsegmenten will sich der Konzern zurückziehen. Unter anderem will das Unternehmen andere Börsen nicht mehr mit neuen Technologien versorgen. „Das sind so Themen, die wir durchgehen“, sagte Weimer. Bisher haben die Hessen Technologie unter anderem an die Börsen in Wien, Dublin und Bombay verkauft.

Noch stärker aktiv werden will Weimer dagegen bei nachhaltigen Investments. „Das sind Themen, die den Markt verändern.“ Auch die sogenannte Tokenisierung von Assets sei ein heißes Thema, bei dem die Börse noch viel vorhabe. Tokens sind digitale Wertrechte, mit denen man sich unter anderem an Firmen, Immobilien und Bildern beteiligen kann.

Beim Thema Blockchain ist die Deutsche Börse ebenfalls aktiv und will diese Technologie schwerpunktmäßig bei ihrer Wertpapierverwahrtochter Clearstream einsetzen. Die zweitgrößte Sparte des Konzerns genießt unter Weimer Bestandsschutz – allerdings nicht für immer. „So weit ich gucken kann, sehe ich nicht, dass wir das Thema Clearstream anfassen“, sagte Weimer. Die Tochter sei integraler Bestandteil des Geschäfts. Allerdings könne er heute keine Aussage für „alle Ewigkeit“ treffen.

Da für Clearstream eine „AA“-Bonitätsnote essenziell ist, kann sich die Deutsche Börse nicht so stark verschulden wie viele andere Börsenbetreiber. Das limitiert die Möglichkeiten des Konzerns, große Übernahmen zu stemmen. Im Gegensatz zur LSE hätte sich die Deutsche Börse eine Übernahme von Refinitiv schlicht nicht leisten können, betonte Weimer. „Wir hätten den Deal nicht machen können und wir hätten ihn auch nicht machen wollen.“

Interne Untersuchung zu Cum-Ex

Im vergangenen Sommer hatte Clearstream wegen einer Razzia für Schlagzeilen gesorgt. Die Staatsanwaltschaft ging dabei dem Verdacht nach, dass Mitarbeiter des Unternehmens im Rahmen von Cum-Ex-Geschäften Beihilfe zu Steuerhinterziehung geleistet haben.

Die Deutsche Börse hat darauf reagiert und eine neue Überprüfung angestoßen. „Wir haben ganz selbstverständlich interne Untersuchungen laufen durch den Aufsichtsrat und durch den Vorstand“, sagte Weimer. Der Konzern nehme alle verfügbaren Daten unter die Lupe und prüfe, ob man die eigenen Kontrollsysteme verbessern könne.

Weimer hat bereits als Chef der Hypo-Vereinsbank Cum-Ex-Geschäfte aufgearbeitet. Nun muss er das Gleiche bei seinem neuen Arbeitgeber tun. Die Ausgangslage dabei ist jedoch anders. Denn Clearstream hat im Gegensatz zu Banken keine Aktiengeschäfte auf eigene Rechnung gemacht, sondern ist lediglich für deren Abwicklung zuständig. Einen Bedarf, Rückstellungen wegen Cum-Ex-Geschäften zu bilden, sehe die Deutsche Börse bisher nicht, sagte Weimer.

Der Vorstandschef hat in den vergangenen Jahren dafür gesorgt, dass die Deutsche Börse nach der geplatzten Fusion mit der London Stock Exchange und dem turbulenten Abgang seines Vorgängers Carsten Kengeter wieder in ruhigeres Fahrwasser gekommen ist.

Auch das Geschäft entwickelte sich gut. Der bereinigte Gewinn ist im vergangenen Jahr auf 1,1 Milliarden Euro geklettert – ein neuer Rekord. Im laufenden Jahr rechnet Weimer mit einem weiteren Anstieg auf 1,2 Milliarden Euro.

Vor Weimers Vertragsverlängerung bei der Deutsche Börse war lange darüber spekuliert worden, ob der Manager neuer Aufsichtsratschef bei der Deutschen Bank wird. Ob Weimer an dem Job ab 2025 Interesse hat, ließ er am Dienstag offen. Er habe noch keine Nanosekunde darüber nachdacht, was er 2025 machen werde, sagt er. „So viel strategisches Denken in eigener Sache gibt es bei mir nicht.“

Mehr: Der Börsenbetreiber verdient inzwischen mehr als vor der Finanzkrise. Doch das Ergebniswachstum ist rückläufig – und die Konkurrenz schläft nicht.

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