Umbau in Kontrollgremium Unicredit-Chef Orcel wird Aufsichtsratsvorsitzender der Hypo-Vereinsbank

Die Bank gehört seit 2005 zur italienischen Großbank Unicredit.
München Diese Personalie zeigt, wie wichtig die deutsche Tochter im Unicredit-Konzern ist: Andrea Orcel, seit Mitte April neuer Vorstandschef der italienischen Großbank, übernimmt ab sofort den Aufsichtsratsvorsitz der Hypo-Vereinsbank. Das gab die Bank am späten Mittwochnachmittag bekannt.
Orcel löst damit Gianpaolo Allessandro ab, der als Stellvertreter im zwölfköpfigen Gremium bleibt. Fiona Melrose, die Strategiechefin der Unicredit, zieht ebenso neu in den Aufsichtsrat ein. Das Gremium verlassen dafür Olivier Khayat, der als Co-CEO für die Region Westeuropa zuständig ist, und Finja Kütz, Chief Transformation Officer der Unicredit.
In Münchener Finanzkreisen werden die Personalien als Zeichen für die auch künftig enorme Bedeutung der Hypo-Vereinsbank im Konzern gewertet. Die HVB, die seit dem Jahre 2005 zur italienischen Großbank gehört, ist in der Mailänder Zentrale vor allem deswegen gut gelitten, weil sie seit Jahren verlässlich gute Zahlen liefert.
Das gelang zumindest teilweise auch in Corona-Zeiten. Allerdings verzeichnete das Investmentbanking wie vielerorts außerhalb der US-Großbanken einen Einbruch. Auch das Handelsergebnis, das jahrelang ein großer Ertragsbringer der Bank war, ging deutlich zurück.
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Dagegen zeigen sich im deutschen Privat- und Firmenkundengeschäft Erfolge der neuen Strategie. Seit dem Start des neuen Firmenkundenvorstands Markus Beumer Ende 2018 treibt die Bank den Ausbau des Geschäfts mit kleinen und mittelständischen Unternehmen voran. Neue Teams wurden formiert, Regionen wie Westdeutschland, in denen die HVB bisher schwach aufgestellt war, ausgebaut. Allerdings stand auch hier die Pandemie einem rascheren Wachstum entgegen.
Konsequenter Umbau seit vielen Jahren
In eine ähnliche Richtung soll der Ausbau des Privatkundengeschäfts mit Vermögenden vorangetrieben werden. Vor einem Jahr hat die Bank dafür mit Carsten Kahl einen international erfahrenen Banker zum Leiter des Bereichs Wealth-Management und Private Banking gemacht.
Experten loben vor allem die seit Jahren umgesetzte Verschlankung der Bank. So wurde die Zahl der Filialen schon seit dem Jahr 2013 etwa halbiert. Bis ins Jahr 2023 will die HVB die Zahl der Mitarbeiter von rund 12.000 im Jahr 2019 auf unter 11.000 reduzieren. Zum Vergleich: Die ähnlich große Commerzbank beschäftigt bundesweit beinahe die dreifache Zahl. Bekannt ist zudem, dass die Mitarbeiter bei der Hypo-Vereinsbank zwar gut verdienen können, die Gehälter aber längst nicht das Niveau Frankfurter Großbanken oder gar von US-Häusern erreichen.
Eine der ersten großen Aufgaben des neuen Aufsichtsratschefs Orcel wird ebenfalls eine Personalie sein. Jörg Frischholz, der erst vor etwa 15 Monaten als Verantwortlicher für die Privatkundenbank in den HVB-Vorstand aufgestiegen war, verlässt das Münchener Institut zum Jahresende bereits wieder, um den Vorstandsvorsitz bei der NordLB in Hannover anzutreten.
Frischholz, der im Jahr 2015 zur HVB gekommen war, hatte in der Bank zuletzt vor allem den digitalen Veränderungsprozess vorangetrieben. Im Frühjahr startete ein Pilotprojekt, bei dem mehr als eine halbe Million Kunden per Stimmroboter, einem sogenannten Voice-Bot, mit der Bank kommunizieren können. Unter den deutschen Geschäftsbanken sieht sich die HVB hier als Vorreiter.
Frischholz’ Nachfolger muss somit neben dem Verständnis für den Privatkundenmarkt auch eine Begeisterung für technische Innovationen mitbringen. Auf den neuen Chefaufseher Orcel warten im München somit große Herausforderungen.
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