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Umfrage Europäische Versicherer gehen bei der Kapitalanlage auf Nummer sicher

Europäische Versicherungskonzerne verringern ihre Risiken bei Aktien und Anleihen, zeigt eine Umfrage von Goldman Sachs. Liquidität hingegen bauen sie auf.
23.04.2018 - 19:37 Uhr Kommentieren
Die Steuersenkungen in den USA betreffen den gesamten Finanzsektor. Quelle: dpa
Bankentürme in Frankfurt

Die Steuersenkungen in den USA betreffen den gesamten Finanzsektor.

(Foto: dpa)

Frankfurt Die Zeiten minimaler Kursschwankungen an den Märkten sind vorerst vorbei – zumindest nach Ansicht vieler Versicherungskonzerne. Sie schauen derzeit vor allem auf die Entwicklung der Kapitalmarktzinsen – und da ganz besonders auf den US-Markt, wo die Rendite der US-Staatsanleihe besonders deutlich anzieht. Das ist das Ergebnis einer Umfrage von Goldman Sachs Asset Management (GSAM) unter 300 Versicherungsmanagern, die dem Handelsblatt exklusiv vorliegt.

Die befragten Investmentprofis verantworten insgesamt mehr als zehn Billionen Dollar und damit gut ein Drittel aller Investments in der Assekuranz. „Die Skepsis ist mit Blick auf die Anlagechancen deutlich größer geworden“, konstatiert Volker Anger, Leiter der deutschsprachigen Region beim Insurance Asset Management von GSAM.

Während die Unsicherheit somit steigt, sinkt entsprechend die Bereitschaft der Versicherer, Risiken einzugehen. „Erstmals seit einem Jahr sollen die Risiken verringert werden“, stellt Anger fest. Das gilt sowohl für Aktien als auch für Kreditrisiken. Die Laufzeit der Anlagen wird verringert. Einzig Liquidität bauen die Profis auf, um schnell reagieren zu können, falls sich Investmentchancen bieten.

77 Prozent der Befragten rechnen damit, dass der amerikanische Leitindex S&P 500 in diesem Jahr steigen wird. Beim Dollar ist die Meinung unter den Versicherern gespalten. Gut ein Drittel erwartet einen steigenden Dollar, ein weiteres Drittel rechnet mit einer fallenden US-Devise, die übrigen sind unentschlossen.

Bei den Zinsen scheint die Richtung klar zu sein: Zwei Drittel der Befragten sagen steigende Renditen in den USA vorher. Die zehnjährige US-Staatsanleihe soll Ende des Jahres über der Marke von drei Prozent liegen. Bereits heute pendelt die Rendite um diese Marke. Das bedeutet einen Zinsabstand von weit über zwei Prozentpunkten gegenüber zehnjährigen Bundesanleihen, die heute mit gut 0,6 Prozent rentieren. Der jüngste Inflationsanstieg in den USA auf 2,4 Prozent sowie der Sprung der Kerninflationsrate auf über zwei Prozent „haben der Erwartung weiter steigender Leitzinsen durch die Fed neue Nahrung gegeben“, beobachtet die Landesbank Helaba.

„Die Skepsis ist mit Blick auf die Chancen der Anlagen deutlich größer geworden.“ Quelle: Goldman
Volker Anger, Goldman Sachs Asset Management

„Die Skepsis ist mit Blick auf die Chancen der Anlagen deutlich größer geworden.“

(Foto: Goldman)

Die derzeit instabile Phase spiegele sich in der Verwirrung der Märkte darüber wider, wie sich die Geldpolitik letztlich niederschlägt, urteilt Didier Saint-Georges, Mitglied des Investmentkomitees bei der Fondsgesellschaft Carmignac: „Es geht schließlich um den Zusammenprall von mittlerweile restriktiverer Geld- mit liberalerer Haushaltspolitik und um die Frage, wie sich dies auf Volkswirtschaften und Vermögenswerte auswirken wird.“ Diese hätten seit Jahren von der „heldenhaften Unterstützung“ der Zentralbanken profitiert.

Angst vor Handelskrieg

Gleichzeitig fürchten Investoren eine Verschärfung des Handelskonflikts, nachdem die USA gegen China und eine Reihe anderer Handelspartner Strafzölle verkündet haben. „Dies könnte sich zu einer fundamentalen Herausforderung für die Märkte entwickeln, da die US-Politik in eine handelsbeschränkende, populistische Haltung zu wechseln scheint“, sagt Larry Hatheway, Chefökonom beim Vermögensverwalter GAM Group. Die Angriffe der Regierung auf den Onlinehändler Amazon seien erschwerend dazugekommen – gerade in einer Zeit, als die Sorgen um den Datenschutz im IT-Sektor zugenommen hätten.

Aus den Ergebnissen der Umfrage lassen sich unterschiedliche Erwartungen herauslesen. „Während sich das Wachstum in den USA seinem Höhepunkt nähert, gilt das für Europa vorerst nicht“, betont Anger von GSAM. Es bleibe zwar dabei, dass gerade Pfandbriefe und Schuldscheine bei deutschen Versicherungen den Schwerpunkt in der Anlage bildeten. Aber die Manager versuchten etwa mit außerbörslichen Beteiligungen, also Private Equity, und Investments in Anleihen oder Aktien aus Schwellenländern, Zusatzrenditen zu erzielen.

Gleichzeitig gilt für europäische Versicherer: Investments in den USA sind inzwischen weniger attraktiv geworden. „Hier senken Absicherungskosten die Renditen“, erklärt Anger. Nehme man die weitverbreitete Absicherung gegen Währungsrisiken etwa beim Dollar, dann könnten Kosten von über zwei Prozentpunkten anfallen. „Da bleibt am Ende nicht mehr so viel Rendite übrig“, betont der Kapitalmarktprofi.

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