Umstrittene Ausschüttungen Viele Volksbanken wollen auch in der Coronakrise eine Dividende zahlen

Viele Volks- und Raiffeisenbanken werden wahrscheinlich eine Dividende zahlen. 400 Millionen Euro stehen dafür bereit.
Frankfurt Ein großer Teil der rund 840 deutschen Genossenschaftsbanken wird trotz der Coronakrise wahrscheinlich eine Dividende zahlen. Die Präsidentin des Bundesverbands der Volks- und Raiffeisenbanken (BVR), Marija Kolak, sagte dem Handelsblatt: „Ich bin zuversichtlich, dass viele Mitglieder wie gewohnt eine Ausschüttung erhalten. Die Tendenz geht in Richtung Dividendenzahlung.“
In diesem Jahr sind die Dividendenzahlungen alles andere als selbstverständlich. Denn die europäischen Bankenaufseher hatten die Geldhäuser kurz nach Ausbruch der Corona-Pandemie aufgefordert, auf Ausschüttungen bis mindestens Anfang Oktober 2020 zu verzichten. Später wurde das Quasiverbot für Dividenden bis Ende Januar 2021 verlängert.
Doch die deutsche Finanzaufsicht Bafin hat ihren strikten Kurs für die von ihr beaufsichtigten kleineren Banken und Sparkassen vor Kurzem gelockert. Diese Geldhäuser dürfen ausschütten, wenn sie bestimmte Kriterien erfüllen, zum Beispiel eine Ertragsprognose haben sowie ausreichend Kapitalpuffer auch in einer längeren Krise. „Wir finden es gut, dass die Bafin bei der Frage der Ausschüttungen eine Differenzierung vorgenommen hat“, sagte Kolak.
Die größte Volksbank, die Berliner Volksbank, und die größte Sparda-Bank, die Sparda-Bank Baden-Württemberg, hatten Mitte August bereits angekündigt, eine Dividende zahlen zu wollen. Abschließend entscheidet darüber jeweils die Vertreterversammlung, eine Art Hauptversammlung der Bank.
Dividendenzahlungen sind ein zentrales Mittel der genossenschaftlichen Banken, um neue Kunden zu gewinnen und bestehende an sich zu binden. Mehr als 18 Millionen Deutsche sind nicht nur Kunde, sondern auch Teilhaber ihrer Bank. Rund 400 Millionen Euro haben die Genossenschaftsbanken in ihren Jahresabschlüssen 2019 für Ausschüttungen reserviert.
Keine Problemfälle
Kolak machte deutlich, dass sie in ihrem Sektor trotz der weiter schwelenden Pandemie und der absehbaren Belastungen für die Geldhäuser keine Problemfälle sieht. „Es gibt keine einzige Bank, die aufgrund der Coronakrise in unserem Monitoringsystem auf Rot steht“, sagte die Verbandschefin. Für das laufende Jahr rechnet der BVR zwar mit einer höheren Risikovorsorge im Kreditgeschäft und sinkenden Gewinnen, fürchtet aber keine Welle von faulen Krediten bei den Genossenschaftsbanken

„Was wir feststellen, ist, dass sich Negativzinsen für Neukunden mehr und mehr etablieren.“
Kolak verwies darauf, dass die großen Herausforderungen bleiben: die Niedrigzinsen, die Digitalisierung und die Demografie. Mit Blick auf die Dauerniedrigzinsen sagte sie: „Was wir feststellen, ist, dass sich Negativzinsen für Neukunden mehr und mehr etablieren.“ Laut dem Verbraucherportal Biallo berechnen inzwischen mehr als 160 Geldhäuser Strafzinsen auch von Privatkunden – ab einer bestimmten Anlagesumme, meist mindestens 100.000 Euro, oder für Neukunden auch ab dem ersten Euro.
Mit Strafzinsen für Neukunden wollen Kreditinstitute sich davor schützen, dass viele Vermögende hohe Summen bei ihnen parken. Wenn die Kunden keine anderen Geschäfte machen, verlieren die Banken, die für Kurzfristeinlagen ihrerseits Strafzinsen bei der Europäischen Zentralbank zahlen müssen, Geld.
Kolak betonte, dass neue Kunden bei den Genossenschaftsbanken willkommen seien. Es gehe aber darum, „das Gesamtvermögen von Kunden zu betrachten und sie insgesamt vor Negativzinsen zu schützen“.
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Welchen Grund sollte man haben, Kunde einer Volksbank zu sein? Da könnte man vielleicht ein dichtes Filialnetz nennen. Mehr aber auch nicht. Schlechte Kreditkonditionen, Strafzinsen für Guthaben, teils horrende Kotoführungsgebühren und arrogantes Verhalten sind jedenfalls keine guten Voraussetzungen für eine Kontoeröffnung. Das gilt auch für viele Sparkassen.