Umweltschutz Banken verpflichten sich zu mehr Klimaschutz bei Krediten und Anlagen

Durch die Pandemie sind viele Firmen in finanzielle Schwierigkeiten geraten. Auf die Banken könnte das in der zweiten Jahreshälfte durchschlagen.
Frankfurt Klimaschutz soll nach dem Willen von Banken aus verschiedenen Lagern bei Krediten und Anlagen mehr Gewicht bekommen. 16 Akteure des deutschen Finanzsektors haben eine Selbstverpflichtung unterzeichnet, in der sie zusichern, ihre Kredit- und Investmentportfolios im Einklang mit den Zielen des Pariser Klimaabkommens auszurichten.
Die Unterzeichner verpflichten sich in der am Dienstag in Frankfurt vorgestellten Erklärung, „durch die Finanzierung der Transformation hin zu einer emissionsarmen und klimaresilienten Wirtschaft und Gesellschaft, die Erderwärmung auf deutlich unter 2 Grad zu begrenzen und das 1,5-Grad-Ziel anzustreben“.
Die Begrenzung der Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad gegenüber dem vorindustriellen Niveau ist der Kern des Pariser Klimaabkommens von 2015.
Seinerzeit verpflichteten sich alle Staaten gemeinsam zum Klimaschutz, mittlerweile hat die US-Regierung von Präsident Donald Trump das Abkommen aufgekündigt. Viele Experten halten inzwischen noch größere Anstrengungen für notwendig, um den weltweiten Treibhauseffekt einzudämmen und den Klimawandel zu begrenzen.
Unterstützt wird die Initiative der Banken, die von der Alternativ-Bank Triodos und dem WWF vorangetrieben wurde, bislang unter anderen von den großen Privatbanken Deutsche Bank und Commerzbank, der Direktbank ING Deutschland, der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), von GLS Bank sowie der Evangelischen Bank.
Die insgesamt 16 Unterzeichner verwalten den Angaben zufolge mehr als 5,5 Billionen Euro Vermögen und haben zusammen mehr als 46 Millionen Kundenverbindungen in Deutschland.
Umweltschützer vermissen klare Anforderungen
Die Selbstverpflichtung dokumentiere, „welchen hohen Stellenwert das Thema Klimawandel für alle Häuser hat“, sagte Triodos-Deutschlandchef Georg Schürmann. „Das Thema ist in der Breite der deutschen Finanzindustrie angekommen.“ Deutsche-Bank-Vertreter Gerald Podobnik bekräftigte, es sei wichtig, dass Deutschland bei diesem Zukunftsthema „als Finanzplatz gemeinsam aktiv wird“.
Bis spätestens Ende 2022 wollen die Institute gegenseitig akzeptierte Methoden zur Messung der Klimaauswirkungen ihrer jeweiligen Kredit- und Investmentbestände entwickeln und einführen. Vereinbart sind jährliche Berichte über den Fortschritt.
Die Umweltschutzorganisation Urgewald vermisst klar formulierte Anforderungen. Die Absicht der Banken sei „gut und notwendig“, kommentierte Urgewald-Vertreterin Kathrin Petz. Ob die Banken die Ziele mit der Selbstverpflichtung erreichen, sei jedoch mehr als fraglich. „Jedes Institut darf sich aussuchen, in welchem Bereich es die größte Wirkung vermutet und aktiv werden will“, gab Petz zu bedenken.
Die Naturschützerin forderte, die Bundesregierung solle ihre an diesem Mittwoch beginnende sechsmonatige EU-Ratspräsidentschaft nutzen, „um dem Finanzsektor auf EU-Ebene Klima-Leitplanken zu setzen“. Auch Gerhard Schick, Vorstand der Bürgerbewegung Finanzwende, mahnte verbindliche Regeln für den Finanzsektor an. Die Bundesregierung stehe hier in der Pflicht.
Zudem zeigte Schick sich „irritiert, dass fast alle Landesbanken und Sparkassen die Vereinbarung bisher nicht unterzeichnet haben“. „Gerade vom öffentlichen Finanzsektor erwarte ich eine Vorbildfunktion bei der Ausrichtung des Geschäftsmodells auf das Gemeinwohl, schließlich sind die Sparkassen gesetzlich darauf verpflichtet.“
Wenn alle Sparkassen und ihre Verbundinstitute mitmachen würden, könnte Deutschland im Bereich nachhaltiger Geldanlage, aber auch bei der Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsaspekten bei der Kreditvergabe, schnell aus der Nische in die Breite zu kommen. „Der öffentliche Finanzsektor muss vom Bremsklotz zum Zugpferd beim Thema nachhaltige Finanzen werden.“ Auch die Volks- und Raiffeisenbanken zählen nicht zu den Unterzeichnern der Selbstverpflichtung.
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