Unicredit Streit um Gehalt von Andrea Orcel überschattet Aktionärsversammlung

Lediglich 54 Prozent der Aktionäre stimmten für sein Gehaltsmodell.
Rom Es waren nicht die künftige Strategie oder Spekulationen über mögliche Zukäufe, die sonst die größten Baustellen im Reich der Unicredit sind. Das bestimmende Thema vor der außerordentlichen Aktionärsversammlung war ausgerechnet das Gehalt des designierten Vorstandschefs: 7,5 Millionen Euro soll Andrea Orcel in seinem ersten Jahr bei der italienischen Großbank erhalten. Neben 2,5 Millionen Fixgehalt soll darin ein Aktienbonus im Wert von fünf Millionen Euro enthalten sein – und das unabhängig von seiner Leistung.
Stimmrechtsberater wie ISS und Glass Lewis machten schon im Vorfeld der Versammlung Stimmung gegen die Gehaltspläne. Die Zustimmung war am Ende knapp: 54 Prozent der Aktionäre votierten für das Vergütungsmodell. Nötig waren 50 Prozent plus eine Stimme. Zum CEO wählten Orcel 76 Prozent der Aktionäre.
Sein Vorgänger Jean Pierre Mustier, der im November 2020 im Streit über die langfristige Strategie seinen vorzeitigen Abgang aus Mailand verkündete, soll nur ein Fixgehalt von 1,2 Millionen Euro erhalten haben. Die stark angehobene Vergütung würde den 57-jährigen Orcel direkt zum bestverdienenden Banker Italiens machen.
Es ist nicht das erste Mal, dass Orcels Gehalt die Schlagzeilen bestimmt. Noch immer befindet sich der gelernte Investmentbanker im Rechtsstreit mit der spanischen Santander. Eigentlich sollte er dort vor zwei Jahren zum Vorstandschef berufen werden, die Spanier versuchten, ihn von der Schweizer UBS abzuwerben.
Am Ende scheiterte der Wechsel, weil Santander nicht bereit war, einen Teil der ausstehenden Boni zu zahlen, die Orcel in sieben UBS-Jahren angesammelt hatte – kolportiert wird eine zugesagte Summe von 35 Millionen Euro, die später wieder kassiert worden sein soll. Bei Unicredit soll Orcel keinen Ausgleich für verlorene Ansprüche bekommen.
Die Unicredit steht vor richtungsweisenden Entscheidungen
Die Gehaltsdiskussion überschattet die strategische Neuausrichtung, die von Orcel erwartet wird. Noch immer ist unklar, in welche Richtung er das Institut manövrieren will: Wird er die Mutter der deutschen Hypo-Vereinsbank breiter im Ausland aufstellen? Oder konzentriert er sich stärker auf den italienischen Markt, wo Unicredit durch den Zusammenschluss der Turiner Großbank Intesa und der mittelgroßen UBI Banca zunehmend unter Druck gerät?
Das größte Fragezeichen steht weiter hinter der verstaatlichten Bank Monte dei Paschi di Siena (MPS). Italiens Finanzministerium muss die Bank in diesem Jahr loswerden – seit Monaten wird ein Käufer gesucht. Orcels Vorgänger Mustier hatte sich vehement gegen Zukäufe gewehrt, auch den MPS-Deal lehnte er ab.
„Ich bin sehr optimistisch, wenn ich auf die Zukunft der Bank schaue“, erklärte der scheidende Verwaltungsratspräsident Cesare Bisoni in seiner Abschiedsrede. Orcel beschreibt er als Person mit einer „bemerkenswerten Erfolgsbilanz“ bei der Transformation von Finanzorganisationen. Als Bisonis Nachfolger wurde Pier Carlo Padoan bestätigt – Italiens Ex-Finanzminister und seit Oktober kooptiertes Mitglied im Verwaltungsrat.
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