US-Banken JP Morgan kauft britischen Robo-Advisor – und liefert sich Duell mit Goldman

In den kommenden Monaten will JP Morgan auch eine neue Smartphone-Bank in Großbritannien unter der Marke Chase launchen.
London Die US-Bank JP Morgan Chase treibt ihren Vorstoß ins internationale Privatkundengeschäft voran. Am Donnerstag gab sie den Kauf des britischen Robo-Advisors Nutmeg für eine nicht genannte Summe bekannt. Der digitale Vermögensverwalter soll die Digitalbank für britische Privatkunden ergänzen, deren Start JP Morgan für dieses Jahr angekündigt hat.
JP Morgan folgt dem Beispiel des Wall-Street-Rivalen Goldman Sachs. Die Bank hatte bereits 2018 ihre Digitalbank Marcus in Großbritannien gestartet und einen Robo-Advisor für das erste Quartal 2022 angekündigt. Beide Institute wollen das Privatkundengeschäft und die Vermögensverwaltung stärker verzahnen. Der Eintritt in den britischen Privatkundenmarkt gilt nur als der erste Schritt ihrer Expansion nach Europa.
Mit dem Kauf von Nutmeg hat JP Morgan sich eine ansehnliche Kundenbasis auf der Insel gesichert. Der bekannteste britische Robo-Advisor hat 140.000 Kunden und verwaltet ein Anlagevermögen von 3,5 Milliarden Pfund. Profitabel ist das Start-up allerdings noch nicht: 2019 fiel ein Vorsteuerverlust von 22 Millionen Pfund an. Nutmeg-Chef Neil Alexander soll nach der Übernahme im Amt bleiben und den Integrationsprozess vorantreiben.
In den kommenden Monaten will JP Morgan auch eine neue Smartphone-Bank in Großbritannien unter der Marke Chase launchen. Das hatte das Institut bereits im Januar verkündet. Die App wird derzeit noch getestet. Sie soll Privatkunden eine „neue Art von Girokonto“ bieten – mit personalisiertem Rund-um-die-Uhr-Kundenservice. Die Zentrale der britischen Tochterfirma liegt im Londoner Finanzviertel Canary Wharf, der Kundenservice im schottischen Edinburgh.
Trotz des großen Namens wird es für den Newcomer nicht einfach, denn der britische Bankenmarkt ist hart umkämpft. Neben den traditionellen Anbietern wie HSBC, Barclays und Lloyds gibt es auch schon mehrere erfolgreiche Smartphone-Banken wie Revolut, Monzo und Starling.
Der Bankenmarkt in Großbritannien ist hart umkämpft
Gegen diese Konkurrenz tut sich auch Goldmans Marcus bisher schwer. In den drei Jahren seit dem Start hat die Bank 700.000 Kunden gewinnen können, während die britischen Anbieter jeweils mehrere Millionen Kunden aufweisen. Anfangs hatte Marcus Neukunden mit einem hohen Zinssatz von 1,5 Prozent gelockt, doch seither ist der Zinssatz auf 0,4 Prozent gefallen.
JP Morgan will dem Wall-Street-Rivalen das Feld nicht einfach überlassen. Die Nutmeg-Übernahme unterstreicht die Ambitionen von Sanoke Viswanathan, dem Chef des internationalen Privatkundengeschäfts: Langfristig will er nach Europa und Lateinamerika expandieren.
Mehr: Goldman-Tochter soll zur Finanzplattform ausgebaut werden
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.