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US-Banken JP Morgan überrascht erneut mit guten Quartalszahlen – Was das Geschäft der großen US-Banken treibt

Mit JP Morgan vermeldet die erste US-Bank für das dritte Quartal einen höheren Gewinn als erwartet. Doch die Kosten der Branche steigen auch wegen höherer Gehälter.
13.10.2021 - 18:33 Uhr Kommentieren
Für JP Morgan sowie für andere Wall-Street-Häuser hat eine neue Phase begonnen. Quelle: imago/Pacific Press Agency
Zentrale der Bank in Manhattan

Für JP Morgan sowie für andere Wall-Street-Häuser hat eine neue Phase begonnen.

(Foto: imago/Pacific Press Agency)

New York JP Morgans Dealmaker sind derzeit die großen Stars. Dank eines Booms bei Fusionen und Übernahmen (M&A) konnten sie das stärkste Quartal aller Zeiten verbuchen. Die Umsätze aus der Beratung mit Fusionen und Übernahmen haben sich im Vergleich zum Vorjahr verdreifacht, auf 1,2 Milliarden Dollar.

Das verhalf Amerikas größter Bank zu einem überraschenden Quartalsgewinn von 11,7 Milliarden Dollar – fast ein Viertel mehr als ein Jahr zuvor. Der höhere Gewinn ist auch die Folge rückläufiger Risikovorsorge. Die Bank konnte 2,1 Milliarden Dollar an Rückstellungen für mögliche Kreditausfälle bei Privat- und Geschäftskunden auflösen.

Das Institut hatte 2020 auf dem Höhepunkt der Coronapandemie wie alle anderen Großbanken auch seine Risikovorsorge für faule Kredite massiv aufgestockt. Vorstandschef Jamie Dimon sprach von „gutem Wachstum – trotz der dämpfenden Effekte durch die Delta-Variante und der Engpässe bei den Lieferketten“. Das starke M&A-Geschäft hat auch Schwächen im Wertpapierhandel ausgeglichen.

Für JP Morgan sowie für andere Wall-Street-Häuser hat eine neue Phase begonnen. Die gute Stimmung im Anleihehandel, die in der Pandemie für starke Ergebnisse sorgte, ist abgeflacht. Gleichzeitig müssen die Institute deutlich höhere Gehälter zahlen, um im Kampf und die Talente mithalten zu können. Das treibt die Kosten.

Zudem rechnen Analysten branchenweit mit leicht schwächeren Erlösen. Bei Branchenführer JP Morgan lagen sie noch leicht über dem Vorjahresniveau bei 29,7 Milliarden Dollar, aber unter den Erwartungen der Analysten. Am Donnerstag legen Wells Fargo, Citigroup, Bank of America und Morgan Stanley ihre Ergebnisse für das dritte Quartal vor. Goldman Sachs folgt am Freitag.

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Branchenkennern zufolge könnte der Boom bei Fusionen und Übernahmen noch eine ganze Weile anhalten. Deals im Wert von 3,8 Billionen Dollar wurden in diesem Jahr weltweit abgeschlossen, wie aus Daten des Finanzdienstleisters Bloomberg hervorgeht. Damit könnte der Rekord von 4,1 Billionen Dollar aus dem Jahr 2007 bald geknackt werden.

Berthold Fuerst, globaler Chef des Geschäfts für Fusionen und Übernahmen bei der Deutschen Bank, geht davon aus, dass der Boom noch Jahre anhalten kann. Getrieben wird das Geschäft vor allem durch Tech-Übernahmen. Die Pandemie hat Unternehmen aus einer ganzen Reihe von Branchen verdeutlicht, wie wichtig die Nutzung von neuen Technologien und digitalen Angeboten ist.

Entsprechend groß ist der Drang aufzurüsten. Analysten zufolge wird das auch die Ergebnisse von Goldman Sachs und Morgan Stanley beflügeln, die traditionell ein starkes Investmentbanking-Geschäft haben.

Für Universalbanken rückt jedoch die Frage in den Mittelpunkt, in welchen anderen Bereichen künftig Wachstum generiert werden wird. Dank üppiger Hilfsprogramme der US-Regierung und der Notenbank Federal Reserve sind Verbraucher und Unternehmer grundsätzlich in guter Verfassung.

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Die Kreditausfallraten sind bei JP Morgan laut Finanzchef Jeremy Barnum zufolge so niedrig wie lange nicht mehr. Das führte jedoch auch dazu, dass das Kreditgeschäft, ein zentraler Geschäftsbereich für die Banken, eher schleppend läuft.

Unternehmen hatten sich gleich zu Beginn der Pandemie am Kapitalmarkt eingedeckt. Mehrere Konsumschecks aus Washington und steigende Aktienmärkte haben zudem viele Verbraucher mit ausreichenden Mitteln versorgt, um Schulden abzubezahlen.

Bei JP Morgan lag das Kreditgeschäft für Verbraucher und Unternehmen zwei Prozent unter dem Vorjahresniveau. Barnum zufolge gebe es jedoch erste Anzeichen, dass sich die Stimmung drehen könnte. Allerdings werde es eine Weile dauern, bis die Vorkrisenniveaus erreicht würden, räumte er ein. Amerikaner zahlen wieder deutlich mehr mit Kredit- und Debitkarten. Auch die Nachfrage nach Autokrediten sei deutlich gestiegen.

Ähnlich hatte sich zuletzt auch Richard Ramsden, Analyst von Goldman Sachs, geäußert. Er geht von einer Trendwende aus. „Der Ausblick ist zunehmend ermutigend“, hielt er in einer Analyse fest. Allerdings haben die steigenden Covid-Infektionszahlen, getrieben durch die hochansteckende Delta-Variante, die Laune der Verbraucher etwas gedämpft.

Kampf um Talente treibt die Kosten

Daher könnte das allein nicht reichen, um die steigenden Kosten zu kompensieren, warnen Analysten. Bei JP Morgan stiegen sie im dritten Quartal um ein Prozent. Der Kampf um die Talente hat sich an der Wall Street zuletzt deutlich aufgeheizt.

Das bringt Banken in eine schwierige Situation. Einerseits müssen sie Kosten abbauen. Gleichzeitig müssen sie ihren Toptalenten, gerade im Investmentbanking, mehr zahlen, um sie zu halten. Gerard Cassidy, Bankenanalyst von RBC Capital, erwartet eine Reihe von Sparprogrammen, falls sich die Ertragssituation nicht bald bessert. „2021 wird es schwierig für Banken, ihre operativen Kosten in Schach zu halten. Aber die, die zeigen, dass sie ihre Kosten in diesem Umfeld gut managen können, werden mit besseren Aktienbewertungen belohnt werden“, glaubt er.

Praktisch alle Banken haben ihre Grundgehälter für junge Banker angehoben. Goldman Sachs zahlt im ersten Jahr 110.000 Dollar, 25.000 Dollar mehr als zuvor. Die Institute sehen sich zunehmend Konkurrenz durch Fintechs und Hedgefonds ausgesetzt, die Talente mit besseren Arbeitsbedingungen locken.

Im Frühjahr hatte eine Gruppe von Goldman-Bankern mit einer Präsentation für einen Aufschrei gesorgt. Sie prangerten das hohe Arbeitspensum mit gut 100 Stunden pro Woche an. Seitdem wird nicht nur in der Finanzwelt, sondern auch bei Anwaltskanzleien und Beratern offener über Burn-out-Probleme diskutiert. Bislang zeichnet sich jedoch nicht ab, dass sich an den hohen Anforderungen grundlegend etwas ändern wird.

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Die Bank geht davon aus, dass die Kosten auch im kommenden Jahr steigen werden, um Talente anzuziehen und weiter in neue Technologien zu investieren. Dimon hatte sich bereits im Frühjahr in seinem viel beachteten Brief an die Aktionäre besorgt über die zunehmende Konkurrenz von Tech-Konzernen und Fintech-Start-ups geäußert. „Daher werden wir soviel ausgeben wie nötig, um im Wettbewerb mit all denen mitzuhalten, die in unserem Bereich agieren“, stellte Dimon klar. Ein neuer Trend aus dem Fintech-Bereich sind Ratenzahlungen unter dem Stichwort „Buy Now Pay Later“, das auch von dem schwedischen Start-up Klarna angeboten wird. „Das ist auf jeden Fall etwas, was wir uns anschauen und was ziemlich interessant ist“, gab CFO Barnum zu bedenken.

Bank-Aktien gehören zu den besten Performern in diesem Jahr, auch wenn der Aufwärtstrend zuletzt abgenommen hat. Der KBW-Bankenindex legte seit Januar rund 35 Prozent zu. Im dritten Quartal bewegten sich die Kurse vor allem seitwärts. Das Papier von JP Morgan stieg seit Jahresanfang um rund 28 Prozent und lag am Mittwoch im frühen New Yorker Handel in einem schwachen Markt gut zwei Prozent im Minus.

Dimon, der am längsten amtierende CEO einer Wall-Street-Bank, zeigte sich am Dienstag optimistisch, was die wirtschaftliche Lage angeht. Angesichts der Probleme mit den globalen Lieferketten, der steigenden Inflation und der anhaltenden Pandemie hatten Ökonomen von Goldman Sachs ihre Wachstumserwartungen für die US-Wirtschaft zuletzt leicht nach unten korrigiert.

Dimon geht nicht davon aus, dass die Probleme von Dauer sein werden. „Die Chancen stehen gut, dass wir in einem Jahr nicht mehr über Lieferketten sprechen und sich Covid von einer Pandemie zu einer Endemie gewandelt hat“, sagte Dimon. Covid könnte damit eine Infektionskrankheit werden, die regelmäßig auftritt, jedoch nicht mehr zu großen Schäden in der Wirtschaft führt.

Er geht jedoch nicht davon aus, dass sich die Inflation in den kommenden Monaten abschwächen wird, und widerspricht damit der Ansicht von Notenbank-Chef Jerome Powell, der lange Zeit davon ausging, dass die Preissteigerungen nur temporär seien.

Am Mittwoch veröffentlichte Daten zeigen, dass die Verbraucherpreise in der größten Volkswirtschaft der Welt um 5,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen sind und damit mehr als erwartet. Das bringt auch neuen Druck auf die US-Notenbank, von ihrer ultralockeren Geldpolitik abzurücken.

Mehr: Billig und mit guten Aussichten: Diese zehn Bank-Aktien haben Potenzial

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