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US-Geldinstitut Weiterer Skandal bei Wells Fargo

Wells Fargo kommt nach einem riesigen Vertriebsskandal nicht zur Ruhe. Erneut muss die amerikanische Großbank Fehler einräumen, diesmal bei Autodarlehen, die zum Teil Kunden in den Ruin getrieben haben.
31.07.2017 - 11:40 Uhr Kommentieren
Die US-Großbank hat in der Vergangenheit viele Fehler gemacht. Quelle: Reuters
Filiale von Wells Fargo

Die US-Großbank hat in der Vergangenheit viele Fehler gemacht.

(Foto: Reuters)

New York Wells Fargo muss sich schon wieder entschuldigen. Diesmal geht es um Autodarlehen. Das versetzt dem Image der Großbank aus San Francisco erneut einen Schlag. Seit Monaten kämpft sie bereits mit den Folgen eines Vertriebsskandals, bei dem Mitarbeiter ohne Wissen der Kunden Konten für diese eröffnet hatten.

Die Großbank will bis Ende des Jahres rund 80 Millionen Dollar an etwa 570.000 Kunden für Geschäfte in den Jahren 2012 bis 2017 auszahlen. Die Bank hatte bei der Vergabe von Krediten für Autokäufe jeweils automatisch auch eine Versicherung für die betreffenden Fahrzeuge beantragt, sofern die Kunden nicht bereits auf eigene Initiative eine derartige Police erworben hatten. Der Grund dafür ist plausibel. Die Autos dienen ja als Sicherheit für die Darlehen. Deswegen will der Kreditgeber verhindern, dass das Auto als Sicherheit seinen Wert verliert, wenn es zu Schrott gefahren wird.

Offenbar ist es dabei aber zu Unregelmäßigkeiten gekommen, wie die Bank einräumt. Zum Teil mussten die Kunden im Endeffekt zweimal Versicherungsprämien zahlen, weil sie sich selber schon abgesichert hatten. In manchen Fällen trug diese Doppelbelastung dazu bei, Kunden in den Ruin zu treiben. Allein an diese rund 20.000 Kunden will die Bank 16 Millionen überweisen, die Teil des Gesamtpakets von 80 Millionen Dollar sind. „Wir übernehmen die volle Verantwortung für unser Versagen dabei, dieses Versicherungsprogramm angemessen zu managen“, sagt Franklin Codel, der Chef der Verbraucherkredit-Sparte von Wells Fargo.

Versicherungen in Zusammenhang mit Krediten oder anderen Dienstleistungen sind immer wieder ein ärgerliches Thema. Denn häufig sind die Policen überteuert, weil daraus lukrative Vertriebsprämien finanziert werden. So locken Autovermieter in den USA gerne mit niedrigen Gebühren, schlagen dann aber beim Versicherungsschutz richtig zu, der beim Abholen des Fahrzeugs noch schnell zusätzlich vereinbart wird. In Deutschland gab es früher jahrelang Streit über überteuerte Restschuldversicherungen, die letztlich die Kosten für optisch billige Kredite hochgetrieben haben.

Wells Fargo ist schon seit dem vergangenen Jahr in den Schlagzeilen. Mitarbeiter im Vertrieb der Bank hatten jahrelang Konten für Kunden ohne deren Wissen eröffnet, um so ihre Vertriebszahlen zu schönen. Im Laufe der Zeit feuerte die Bank Tausende von Mitarbeitern deswegen, packte aber die Wurzel des Problems nicht an. Im vergangenen Jahr kam die Sache dann spektakulär an die Öffentlichkeit. Konzernchef John Stumpf, bis dahin einer der angesehensten Banker weltweit, musste gehen und wurde durch Tim Sloan ersetzt. Seither bemüht sich die Bank, das Vertrauen der Kunden wiederzugewinnen.

Trotz aller Bemühungen zeigt sich aber ein wiederkehrendes Muster. Einmal ist die Bank offenbar sehr schnell bei der Hand, Kunden möglichst viele Produkte aufzudrücken. Diese Strategie hat sie selber immer wieder gegenüber ihren Aktionären offensiv als Cross-Selling vertreten. Sie beinhaltet aber stets die Gefahr, den Kunden Verträge aufzuhalsen, die sie nicht brauchen. Der zweite Punkt: Wells Fargo räumt die Probleme erst ein, wenn sie in der Öffentlichkeit bekannt werden, und agiert auch dann erst umfassend. Hinzu kommt: Die Bank möchte jederzeit die Kontrolle über den Prozess behalten. Sie besteht auch in Fällen von grobem Fehlverhalten eigener Mitarbeiter auf Vertragsklauseln, nach denen Kunden Schadensersatz nur über Schiedsgerichtsverfahren einfordern können, nicht über ordentliche Gerichte.

Die Senatorin Elizabeth Warren hat die Bank häufig sehr hart kritisiert. Vor kurzem forderte sie, den gesamten Verwaltungsrat zu feuern – bisher ohne Erfolg.

Bemerkenswert ist auch: Tim Sloan‧, der neue Konzernchef, ist schon lange in leitender Funktion tätig. Er war ohnehin als Nachfolger für Stumpf vorgesehen – als Garant für Kontinuität.

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