Vatikanbank: Gottes Geld und Franziskus‘ Kontrolle
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VatikanbankGottes Geld und Franziskus‘ Kontrolle
Einst hatten Topmanager der Vatikanbank Millionen von Euro veruntreut. Die Kirche ist noch immer mit der Aufarbeitung der Skandale beschäftigt. Jetzt zeigt ein Bericht der vatikanischen Finanzaufsicht erste Fortschritte.
Rom Genau 544 Fälle von suspekten Finanztransaktionen wurden im vergangenen Jahr im Vatikan aufgespürt. Der Transfer von mehr als acht Millionen Euro und rund 1,7 Millionen US-Dollar wurden gestoppt, sieben Millionen Euro und 650 000 US-Dollar eingefroren. Das ist die Bilanz der Finanzaufsicht des Vatikans (AIF), die am Donnerstag in Rom ihren vierten Jahresbericht vorstellte.
Damit war im Jahr 2015 die Zahl der suspekten Geschäfte fast viermal so hoch wie ein Jahr zuvor. „Doch der enorme Anstieg ist nicht wegen eines Anstiegs der Kriminalität geschehen, sondern weil das Meldungssystem gestärkt wurde“, sagte Tommaso Di Ruzza, Direktor der Finanzaufsicht.
Denn im Jahr 2015 wurden Steuerabkommen des Vatikans mit der Republik Italien und den USA geschlossen. Nun arbeitet der Vatikan mit 27 Staaten bei der Finanzaufsicht zusammen und tauscht Daten aus. Die AIF gehört seit 2013 dem Netzwerk der „Egmont-Gruppe“ an, in der 153 Kontrollinstitutionen weltweit den Kampf gegen Geldwäsche und Terrorfinanzierung koordinieren.
Die größten Banken Europas (nach Marktkapitalisierung)
Intesa Sanpaolo Italien 28,472 Milliarden Euro
Stand: Anfang Juli 2016. Quelle: S&P Global Market Intelligence
Nordea Bank Schweden 30,411 Milliarden Euro
Banco Bilbao Spanien 32,701 Milliarden Euro
ING Groep Niederlande 35,7527 Milliarden Euro
PAO Sberbank of Russia Russland 40,396 Milliarden Euro
UBS Group Schweiz
43,209 Milliarden Euro
Lloyds Banking Group
Großbritannien
46,368 Milliarden Euro
Banco Santander
Spanien
49,393 Milliarden Euro
BNP Paribas
Frankreich
49,495 Milliarden Euro
HSBC
Großbritannien
110,804 Milliarden Euro
Doch AIF-Präsident René Brülhart gab sich bescheiden bei der Vorstellung des 27-Seiten-Reports auf edlem Büttenpapier: „Wir arbeiten intensiv seit 36 Monaten und sind jetzt in einer Konsolidierungsphase“. Bisher sei es darum gegangen das Kontrollsystem ans Laufen zu bringen. „Man muss die richtigen Instrumente haben und auf die internationalen Standards schauen, aber die Qualität unserer Arbeit ist gut“, sagte er.
Auch wenn Di Ruzza und Brülhart auf gezielte Fragen nach Details wie zum Verhältnis zur italienischen Notenbank ausweichend antworteten, ist der neue Wind im Vatikan zu spüren. Bis vor zwei Jahren noch hatten Skandale um die Vatikanbank IOR die Schlagzeilen weltweit bestimmt und den Vatikan in den Verdacht von Geldwäsche und Korruption gerückt. Bilanzen wurden nie veröffentlicht, keine Zahlen drangen nach außen, alles blieb geheim.
Dann wurden Priester und Laien verdächtigt und aus ihren Ämtern entfernt, ein Bischof bei dem Versuch verhaftet, Bargeld in die Schweiz zu bringen. Jetzt steht die Vatikanbank IOR unter der Aufsicht der AIF. Die Analyse der Konten sei abgeschlossen, sagte Di Ruzza. „Im Oktober 2015 war die Revision beendet und 4800 Konten wurden geschlossen.“
Diese Banken sind groß – und daher gefährlich
Klasse 1
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Der Finanzstabilitätsrat teilt die Banken in fünf Klassen ein. In der ersten Klasse befinden sich laut der vorgesellten Liste 18 Banken, die nicht als besonders systemrelevant gelten – eine mehr als im Vorjahr. Sie müssen nur ein Prozent Kapitalzuschlag vorhalten. Unter diesen nicht besonders gefährlichen Banken befinden sich Geldhäuser wie die Schweizer Großbank UBS,die Société Générale, die Santander, Credit Agricole, die Royal Bank of Scotland und die Bank of China. Neu hinzugekommen in diese Gruppe ist die US-Bank Morgan Stanley, die im Vorjahr noch einen höheren Kapitalpuffer vorhalten musste.
(Foto: ap)
Klasse 2 – Morgan Stanley
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Die amerikanische Großbank Morgan Stanley landet auf Platz 11. Sie muss 1,5 Prozent Kapitalzuschlag vorhalten. Seit der weltweiten Finanzkrise konzentriert sich Morgan Stanley stärker auf die Vermögensverwaltung. Damit soll das Geschäft weniger schwankungsanfällig werden.
Die Mitsubishi UFJ FG (MUFG) muss ebenfalls 1,5 Prozent Kapital als Zuschlag vorhalten. Zu der japanischen Holdinggesellschaft gehört die Bank of Tokyo-Mitsubshi UFJ. Die Bankengruppe gehört im japanischen Leitindex Nikkei neben Toyota, Toshiba und Sony zu den Schwergewichten. Japanische Banken wie die MUFG profitieren derzeit von der extrem expansiven Geldpolitik der japanischen Notenbank. Sie erzielen bessere Ergebnisse als ihre schwächelnden Konkurrenten in Europa.
(Foto: AFP)
Klasse 2 – Goldman Sachs
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Auch die amerikanische Investmentbank Goldman Sachs wird als „systemisch“ eingestuft, sie muss 1,5 Prozent Kapitalzuschlag vorhalten. Im Sommer litt die Bank unter der Flaute an den Märkten. Ein florierendes Beratungsgeschäft bei Fusionen und Übernahmen (M&A) konnte das dritte Quartal nicht retten: Der Nettogewinn brach um mehr als ein Drittel ein.
(Foto: ap)
Klasse 2 – Credit Suisse
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Die zweitgrößte Schweizer Großbank Credit Suisse gilt als gefährlicher als ihr Konkurrent UBS. Der neue Chef der Bank, Tidjane Thiam, baut das angeschlagene Institut derzeit kräftig um. Er kündigte eine Kapitalerhöhung, einen Sparplan und einen Vorstandsumbau an. Aufschlag: 1,5 Prozent.
(Foto: ap)
Klasse 2 – Bank of America
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Das größte Kreditinstitut der USA, die Bank of America, landet auf Platz 7 (Aufschlag: 1,5 Prozent). Die Bank hat die Finanzkrise überstanden und schreibt inzwischen wieder schwarze Zahlen.
Die Deutsche Bank ist das einzige deutsche Geldhaus, das vom Finanzstabilitätsrat als systemrelevant eingestuft wird. Sie muss zwei Prozent Kapital vorhalten. Der britische Neu-Chef John Cryan greift momentan durch und zeigt mit einem umfangreichen Stellenabbau und dem Streichen der Dividende Härte.
Transparenz bleibt das oberste Gebot von Papst Franziskus. Schon gleich nach Amtsantritt 2013 machte das Oberhaupt der Katholischen Kirche die Durchforstung der Finanzen des Vatikans zu einem Schwerpunkt seiner Arbeit. Inzwischen arbeitet neben der Finanzaufsicht ein eigenes Sekretariat für Wirtschaftsfragen im Vatikan, flankiert von einem Wirtschaftsrat, an dessen Spitze der deutsche Erzbischof Reinhard Kardinal Marx steht. Die Finanzaufsicht AIF hatte Papst Benedikt XVI. schon 2010 ins Leben gerufen.
In Rom macht machen in diesen Tagen jedoch Spekulationen die Runde, die von Kräften im Vatikan berichten, die die Reformarbeit des Papstes behindern wollen. Das Gerücht geht um, dass der Vatikan den Beratungsvertrag mit der renommierten Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC überraschend ausgesetzt hat. Die externen Prüfer sollten Zugang zu allen Behörden im Vatikan bekommen und die Bilanzen prüfen. Vatikan-Insider vermuten Machtkämpfe hinter den Kulissen.