Vergleichsportal Check24 bietet Bankkunden erstmals unabhängigen Konditionen-Vergleich

Auf der zertifizierten Website können Verbraucher Konditionen von 550 Banken und Sparkassen vergleichen.
Berlin Lange hat es gedauert: Eigentlich hätte es für Kunden von Banken und Sparkassen schon seit Ende 2018 möglich sein sollen, ihre Kontogebühren auf einem unabhängigen Onlineportal mit den Angeboten der Konkurrenz zu vergleichen. Jetzt ist es endlich so weit.
Der Tüv Saarland hat zum ersten Mal eine entsprechende Webseite in Deutschland zertifiziert. Das Vergleichsportal Check24 darf ab sofort für sein spezielles Angebot das Siegel „GVW – Geprüfte Vergleichswebsite Zahlungskonten“ führen. „Verbraucher erhalten bei uns einen Überblick über Entgelte unterschiedlichster Kontomodelle – umfassend und transparent“, sagte Rainer Gerhard, Geschäftsführer Karten & Konten bei Check24.
Die Zertifizierung eines Vergleichsportals bestätige Verbrauchern, dass sie sich auf objektive Informationen verlassen könnten, erläutert Thorsten Greiner, Geschäftsführer der Tüv Saarland Certification GmbH die Bedeutung. „Dafür müssen die Betreiber auch sensible Inhalte, Prozesse und Algorithmen offenlegen, die wir umfangreich prüfen. Die Einhaltung der Vorgaben werde vierteljährlich überwacht. Für die Verbraucher sei der Vergleich kostenfrei.
Das Verfahren, das die Bundesregierung für die Organisation des Vergleichsportals gewählt hat, ist jedoch nicht unumstritten. Verbraucherschützer hätten ein staatlich initiiertes Portal bevorzugt. Andere privatwirtschaftliche Vergleichsportalanbieter wie Biallo.de strichen die Segel mit Blick auf die hohen Kosten. Das Portal Verivox wird zu jenen gezählt, die ebenfalls Interesse an einer entsprechenden Zertifizierung haben.
Das Vergleichsportal steht später zur Verfügung, als es sollte. Die EU-Zahlungskontenrichtlinie schrieb allen Mitgliedsstaaten vor, bis zum 31.10. 2018 sicherzustellen, dass Verbraucher „entgeltfreien Zugang zu mindestens einer Website haben, die einen Vergleich der Entgelte für Zahlungskonten ermöglicht“. Mit fast zweijähriger Verzögerung haben Verbraucher also erst jetzt die Möglichkeit, die Konditionen für viele Bankdienstleistungen zu vergleichen und zu entscheiden, ob sich der Wechsel ihres Kreditinstituts lohnt.
„Die aufwendige Umsetzung hat zwar deutlich länger gedauert als in anderen Ländern, hat sich aber im Sinne des Verbrauchers auf jeden Fall gelohnt“, räumt Greiner vom Tüv Saarland ein. Mit dem Zertifizierungsprogramm und Umsetzungskonzept liege Deutschland im europäischen Vergleich an der Spitze und garantiere ein hohes Maß an Transparenz im Zahlungskontenvergleich. Die Verzögerung hing auch damit zusammen, dass der Tüv Saarland und das speziell für den Kontenvergleich entwickelte Zertifizierungsprogramm selbst geprüft werden musste. Das geschah wiederum durch die Deutsche Akkreditierungsstelle (Dakks).
Vergleich deckt Großteil des Bankenmarktes ab
Auf der von Check24 bereitgestellten Webseite werden noch nicht alle rund 1800 Banken in Deutschland berücksichtigt. „Derzeit sind es die Konditionen von 550 Instituten, die wir regelmäßig aktualisieren. Damit erfüllen wir die Anforderungen, da wir nach der Bilanzsumme den Markt zu 80 Prozent abdecken“, sagte Check24-Geschäftsführer Gerhard dem Handelsblatt. Dazu gehören alle Großbanken, die Top 50-Onlinebanken, alle PSD-Banken und die größten Sparkassen und Volksbanken.
Auf Basis der Entgeltinformationen, die Banken im Internet veröffentlichen müssen, stellt Check24 die nach dem Gesetz für den Vergleich vorgeschriebenen Gebühren zusammen. Insgesamt sind es 19 verschiedene Positionen für jedes erfasste Institut. Dabei geht es beispielsweise um die Kosten für die Kontoführung, Kosten für eine Debit- und Kreditkarte, die Kosten für eine eingeräumte und geduldete Kontoüberziehung, Kosten für Bargeldauszahlungen, Bargeldauszahlungen mit der Debit- und Kreditkarte oder Bargeldauszahlungen am Schalter. Für den Vergleich hat Check24 eigens eine neue Girokontenseite gebaut.
Hilfreich wäre aus Sicht des Check24-Geschäftsführers eine zentrale Datenbank für Bankkonditionen. Kreditinstitute müssten zuvor durch den Staat verpflichtet werden, ihre kompletten aktuellen Girokonten-Informationen zur Verfügung zu stellen. „Dann könnten wir ohne Probleme den gesamten Markt abdecken“, erläutert Gerhard.
Verbraucher wechseln selten die Bank
Die Vergleichswebseite, auf die Verbraucher jetzt zugreifen können, berücksichtigt nicht alle Kontomodelle der gelisteten Banken. Zum Vergleich herangezogen werde mindestens ein Modell, „weil nicht alle Varianten der Banken automatisch extrahiert werden können“, sagt Gerhard. In der Regel sei das Modell gewählt worden, das die meisten Kunden bevorzugen.
Ob die größere Transparenz über die Bankkonditionen Konsequenzen haben wird, muss abgewartet werden. Nach Umfragen haben in den vergangenen fünf Jahren rund 14 Prozent der Verbraucher ihr Hauptkonto mindestens einmal gewechselt. Und jeder Fünfte könnte sich vorstellen, es zu tun. Auf jeden Fall gibt es dafür jetzt eine neue Informationsgrundlage.
Verbraucherschützer hoffen, dass mehr Menschen als bisher von der Möglichkeit Gebrauch machen, ihr Konto zu wechseln. Untersuchungen beispielsweise über Dispokredite zeigen immer wieder, dass die Unterschiede zwischen den preiswertesten und teuersten Anbietern mehrere Prozentpunkte ausmachen können.
Wenn das Girokonto mehr als 60 Euro im Jahr kostet, sollte der Verbraucher über einen Bankwechsel nachdenken, empfiehlt beispielsweise Stiftung Warentest. Seit 2016 ist der Kontowechsel auch relativ einfach geworden. Die bisherige und die künftige Bank sind gesetzlich gehalten zu kooperieren. Die bisherige Bank muss eine Übersicht aller Buchungen der letzten 13 Monate liefern, die künftige Bank soll alle Zahlungspartner von der neuen Kontoverbindung schriftlich unterrichten. Beide Banken haften für Schäden, die aus einem fehlgeschlagenen Kontowechsel entstehen. Innerhalb von zwölf Tagen soll der Kontowechsel erledigt sein.
Mehr: Deutsche Bank muss Basiskonto billiger anbieten – Bundesregierung räumt Mängel ein
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.