Vergleichsportal Die Bank von Check24 soll in spätestens fünf Jahren profitabel sein – und braucht dafür eine Million Kunden

Henrich Blase gehört zu den Check24-Gründern und ist Geschäftsführer des Vergleichsportals. Der neu gestarteten C24 Bank gibt er viel Zeit.
Frankfurt, Berlin Es gehört schon Mut dazu, in dieser Zeit eine neue Bank zu gründen. Der Wettbewerb ist intensiv, die Dauerniedrigzinsen üben Druck auf die Margen aus. Seit sieben Monaten ist das jüngste Produkt des Vergleichsportals Check24, die C24 Bank, auf dem Markt – von vielen Verbrauchern unbemerkt.
Anders als für Strom-, Versicherungs- oder Kreditvergleiche hat Check24 für die Bank bisher nicht offensiv geworben, das Bankgeschäft läuft eher unter dem Radar. „Wir sind sicherlich nicht mit dem Anspruch von N26 gestartet“, sagte Co-Geschäftsführer Henrich Blase im Interview mit dem Handelsblatt. Die Berliner Smartphonebank N26 wurde 2013 gegründet und hat nach eigenen Angaben mittlerweile sieben Millionen Kunden. Der Wettbewerb in der Branche ist laut C24-Geschäftsführer Blase extrem hart.
So gibt Blase der eigenen Bank viel Zeit: „Wenn wir in drei bis fünf Jahren mit der Bank eine schwarze Null schreiben, ist das eine sehr zufriedenstellende Entwicklung.“ Unabhängig von der Profitabilität sei die Bank auch aus strategischen Gründen zur Kundenbindung sehr wichtig für die Unternehmensgruppe.
Blase ist einer von vier Check24-Geschäftsführern und seit Kurzem zuständig für die Bank. Der bisherige Unternehmenschef Christoph Röttele, der auch den Aufbau der C24 Bank vorangetrieben hatte, hat Check24 vor wenigen Wochen verlassen.
Check24 zählt wie Verivox zu den größeren Vergleichsportalen in Deutschland. Hervorgegangen ist die Check24-Gruppe mit Sitz in München im Jahr 2007 aus mehreren kleineren Portalen. Rund 15 Millionen Verbraucher nutzen die kostenfreien Online-Preisvergleiche, die auch in den Bereichen Shopping, Reise, Handy angeboten werden.
Bekannt ist das Unternehmen für seine Werbeclips als Sitcom-Parodie, teils kurz vor der „Tagesschau“ – wenngleich das bislang nicht für die C24 Bank gilt. Angesichts provokanter Werbung stritt Check24 auch schon vor Gericht mit anderen Firmen, unter anderem mit dem Versicherer Huk Coburg.
Finanzierung komplett aus eigenen Mitteln
Das Unternehmen beschäftigt rund 1000 Mitarbeiter und erzielte im Jahr 2015/2016 einen Umsatz von rund 500 Millionen Euro – neuere Umsatzangaben sind nicht bekannt. Die drei Firmengründer – Blase sowie Georg Heusgen und Eckhard Juls, ebenfalls Geschäftsführer – halten fast 90 Prozent der Anteile, Check24 ist bislang komplett ohne externe Finanzierung ausgekommen und hat nach eigenen Angaben auch keine Bankschulden.
Auch zu den Geschäftszahlen schweigt Check24. Da Check24 Investitionen wie die Bankgründung selbst stemmt, liegt es nahe, dass das Unternehmen insgesamt sehr profitabel ist. Der Bilanzgewinn jedenfalls lag laut Angaben aus dem Unternehmensregister im Geschäftsjahr 2017/2018 bei knapp 8,5 Millionen Euro, 2018/2019 schnellte er auf fast 14 Millionen Euro nach oben. Check24 äußert sich dazu nicht weiter.
„Wir sind mehr als ausreichend finanziert – durch einbehaltene Gewinne“, so Blase. Dauerhaft wolle er einen Börsengang nicht ausschließen. Aber es gebe dazu derzeit „keinerlei Gespräche oder Überlegungen, auch nicht mit Blick auf die kommenden drei Jahre“.
Zu Zahlen der Bank äußert sich Blase ebenso wenig. Nur so viel: Mit einer Million Kunden lasse sich die Bank profitabel betreiben. Blase sieht „gute Chancen“, dass Kunden ihr Gehaltskonto auf seine Bank übertragen.
Wie andere Neobanken umwirbt C24 Kunden mit einem Gratiskonto. Neben N26 bieten beispielsweise auch Klarna und Vivid sowie einige Onlinebanken Girokonten ohne monatliches Entgelt. „Der Plan ist, dass wir auch künftig ein kostenloses Konto anbieten werden. Ich gehe davon aus, dass viele Wettbewerber das nicht auf Dauer können“, sagt Blase.
Noch allerdings ist die C24 Bank nicht da, wo sie hinsoll. So sieht der Check24-Geschäftsführer in puncto Funktionalität der App Nachholbedarf: Erst müsse man auf das Niveau kommen, „das die guten Wettbewerber vorgegeben haben – um danach besser zu werden“. Aber man sei schon nah an den Topkonkurrenten dran.
C24-Kunden sollen Produkte von Wettbewerbern erhalten
Der Manager bezieht seinen Optimismus aus der strategischen Ausrichtung seiner Bank. Keine andere Bank in Deutschland verfolge das Prinzip des Open Bankings so strikt wie C24. Open Banking aus Sicht von Bankkunden bedeutet, dass Geldhäuser ihnen Produkte aus dem gesamten Markt, also auch von Wettbewerbern, anbieten.
Hintergrund für den Ansatz von Open Banking ist eine EU-Richtlinie namens PSD2, laut der Kreditinstitute auf Wunsch ihrer Kunden bestimmten Drittanbietern den Zugriff auf die Bankkonten gewähren müssen. Das nutzen beispielsweise Konto-Apps wie Finanzguru, Finanzblick und Outbank, über die Nutzer ihre Konten bei verschiedenen Banken bündeln können. Doch meist beziehen sich solche Angebote bisher auf einen kleinen Ausschnitt des Bankgeschäfts und nicht auf eine breite Auswahl an Produkten verschiedener Banken und Versicherer.
Kunden der C24 Bank haben Zugriff auf die Check24-Plattform. Wenn sie einen Ratenkredit brauchen, können sie sich den günstigsten Anbieter der Kreditplattform aussuchen. Ähnliches gilt für Versicherungen, Baufinanzierungen oder Geldanlagen.
„Unser Interesse ist es nicht, eigene Produkte zu verkaufen. Wir bieten unseren Kunden an, über die Bank Vergleichsprodukte zu erwerben“, sagt Blase. Mit anderen Worten: Wenn der Kunde spart, verdient C24 Geld, da durch die Vermittlung der Kunden an entsprechende Anbieter Provisionen fließen.
Für Aufsehen sorgte Check24 zuletzt, weil das Unternehmen im Januar und damit nur gut fünf Monate nach dem Start seine nicht kommerzielle Internetseite zum kostenlosen Vergleich von Girokonto-Gebühren einstellte. Zuvor hatte der Verbraucherzentrale Bundesverband wegen unzureichender Marktabdeckung gegen die vom Tüv Saarland zertifizierte Seite geklagt.
Damit gibt es nun keinen privaten Anbieter, der eine solche Vergleichswebsite zur Verfügung stellt – in Deutschland war Check24 der einzige, der sich der umfangreichen Zertifizierung unterzogen hatte.
Eine EU-Richtlinie schreibt vor, dass in allen EU-Staaten Verbraucher einen kostenlosen Zugang zu mindestens einer Website mit einem unabhängigen Vergleich der Kontokonditionen haben müssen. Im kommenden Jahr sollte eigentlich die Finanzaufsicht Bafin mit einem entsprechenden Angebot starten. Doch darauf konnte sich die Koalition doch nicht verständigen. Nun ist erst einmal Stiftung Warentest in die Bresche gesprungen.
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