Vermögensverwalter DWS erzielt starkes Ertrags- und Gewinnplus und bekräftigt den Ausblick für 2021

Deutsche-Bank-Chef Sewing hat große Pläne mit der Fondstochter.
Frankfurt Auf erfreuliche Zahlen bei der Deutschen Bank folgen erfreuliche Zahlen beim Vermögensverwalter DWS: Die Deutsche-Bank-Tochter hat im ersten Quartal 2021 ihren Ertrag und ihren Vorsteuergewinn deutlich gesteigert und damit die Erwartungen der Analysten übertroffen, wie aus den Zahlen der DWS am Mittwochmorgen hervorgeht.
Die Erträge stiegen, für Analysten überraschend deutlich, auf 634 Millionen Euro. Gegenüber dem Vorjahresquartal ist das ein Plus von 21 Prozent. Ausschlaggebend seien höhere Performancegebühren und eine gute Entwicklung der chinesischen Beteiligung Harvest. Die Experten hatten gut 590 Millionen Euro erwartet.
Der bereinigte Vorsteuergewinn stieg auf 249 Millionen Euro und damit um 39 Prozent gegenüber dem ersten Quartal 2020. Ebenso deutlich legte das Konzernergebnis zu, das bei 169 Millionen Euro lag.
Das Jahr 2021 hat für DWS-Chef Asoka Wöhrmann mit Blick auf Mittelzuflüsse und Erträge „vielversprechend“ begonnen, wie er sagt. Gleichwohl verliere die DWS ihren mittelfristigen Plan nicht aus den Augen, das Unternehmen „zu transformieren und in Wachstum zu investieren, um eine echte Führungsposition in der Vermögensverwaltungsbranche einzunehmen“, wie Wöhrmann bekräftigte.
Die DWS sammelte im ersten Quartal netto eine Milliarde Euro neues Kapital ein. Im ersten Quartal 2020 waren noch per saldo 2,5 Milliarden Euro abgeflossen. Hohe Kapitalabzüge aus Geldmarktfonds von netto 8,6 Milliarden Euro – nicht untypisch am Jahresanfang – dämpften die Zuflüsse. Ohne solche Cash-Produkte berichtet das Fondshaus über Nettomittelzuflüsse von 9,7 Milliarden Euro von Januar bis März.
Anleger weichen auf andere Anlageklassen aus
Die Abzüge aus Geldmarktfonds begründet das Haus mit einem größeren Appetit der Investoren auf andere Anlageklassen. Anleger steckten vor allem neues Kapital in aktiv gemanagte Anleihefonds und börsengehandelte Aktien-ETFs sowie Rohstoff-Indexfonds. Hier gelangten netto 7,4 Milliarden Euro an neuem Kapital hinein. Ebenfalls berichtete die DWS über kräftige Zuflüsse in Fonds mit Fokus auf Nachhaltigkeit von netto vier Milliarden Euro, je zur Hälfte in aktive und passive Fonds.
Auch alternative Anlagen zogen eine Milliarde Euro neues Kapital an. Eine knappe Milliarde kam zudem von Großinvestoren für aktiv gemanagte Anleihefonds. Quantitativ gesteuerte Fonds sammelten netto 0,6 Milliarden Euro ein. Aus Mischfonds floss dagegen eine halbe Milliarde Euro ab.
Im Vergleich der großen vier deutschen Anbieter hat die DWS bei den vorrangig für Privatanleger aufgelegten Publikumsfonds mit netto 2,5 Milliarden Euro das zweitmeiste Geld eingesammelt – hinter der Allianz-Tochter Allianz Global Investors (3,5 Milliarden) und vor dem genossenschaftlichen Fondshaus Union Investment (1,5 Milliarden) sowie der Sparkassentochter Deka (1,4 Milliarden), wie Zahlen des Fondsanalysehauses Morningstar zeigen.
Die bereinigten Kosten sind gegenüber dem ersten Quartal 2020 um zwölf Prozent gestiegen auf 385 Millionen Euro. Die DWS begründet das vor allem mit einer höheren aufgeschobenen Vergütung wegen der starken Kursentwicklung der DWS-Aktie seit dem Vorjahresquartal. Der Aktienkurs ist seither um gut drei Viertel geklettert auf zuletzt rund 37 Euro. Am Mittwoch verlor die Aktie gut zwei Prozent. Analysten erkannten darin Gewinnmitnahmen von Anlegern nach „ordentlichen“ Zahlen und zu hohe Erwartungen an neues Anlegerkapital nach einem besonders starken vierten Quartal mit zweistelligem Milliardenzuflüssen.
Die hohe Nachfrage nach den margenschwachen passiven Fonds ließ die zentrale Größe, die Managementgebührenmarge, weiter sinken, von 0,295 auf 0,279 Prozentpunkte. Die Margen sind wegen des Trends zu den billigen ETFs in der gesamten Fondsbranche unter Druck.
Ihre Kosten-Ertrags-Quote konnte die DWS trotz leicht gestiegener Kosten gegenüber dem ersten Quartal 2020 dank höherer Erträge senken, auf 60,7 Prozent von 65,8 Prozent. Finanzvorständin Claire Peel rechnet damit, dass die Quote „ausgehend vom niedrigen Niveau des ersten Quartals ansteigen wird“. Als Gründe nennt sie Investitionen sowie eine „Normalisierung der Performance- und Transaktionsgebühren und sonstiger Erträge“.
DWS: Großer Abstand zu internationalen Branchenführern wie Blackrock
Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing will die Tochter, an der Deutschlands größtes Geldhaus rund 80 Prozent hält, zu einem der zehn weltgrößten Vermögensverwalter machen. Der Abstand der DWS zu Branchenführern wie Blackrock ist allerdings riesig: Das verwaltete Vermögen von Blackrock liegt bei rund neun Billionen Dollar (rund 7,5 Billionen Euro), das der Frankfurter Fondsgesellschaft zum Ende des ersten Quartals bei 820 Milliarden Euro. Vor allem dank der guten Börsenentwicklung stieg das gemanagte Vermögen der DWS im ersten Quartal um 28 Milliarden Euro.
Die DWS gilt immer wieder als möglicher Kandidat für einen Zukauf im Vermögensverwaltermarkt, der sich angesichts von Überkapazitäten und Margendruck konsolidiert. DWS-Chef Wöhrmann betont in dem Zusammenhang stets, dass die Deutsche-Bank-Tochter in Bereiche investieren wolle, in denen sie in der Branche eine Führungsrolle einnehmen könne.
Nach gut einem Jahr Coronakrise rechnet Wöhrmann damit, dass das „Konsolidierungsmomentum“ in der Branche zunimmt. „Wir schauen uns aktiv um“, sagte er in der Konferenz mit Analysten und Investoren.
Aber im passiven Geschäft fokussiere sich die DWS auf organisches Wachstum. Er äußerte sich zuversichtlich, in Europa auch mit einem durch die Übernahme von Lyxor erstarkenden Konkurrenten Amundi mithalten zu können. „Wir investieren in unsere Passiv-Plattform, heben so Skalenerträge und wollen bis 2025 einer der führenden ETF-Player in Europa werden.“ Analysten halten die DWS auch ohne eine Übernahme für gut aufgestellt im ETF-Geschäft durch speziellere Produkte wie nachhaltige ETF. Grundsätzlich verlange der sich verstärkende Margendruck allerdings, dass der Fondsanbieter weiter wachse, sagt ein großer Investor.
Zudem will die DWS nach eigener Aussage verstärkt in aktives Fondsmanagement wie Mischfonds und alternative Anlagen sowie in Nachhaltigkeit investieren. Dazu passt, dass der DWS-Chef, dessen Vertrag gerade bis Oktober 2024 verlängert wurde, die Verantwortung für Nachhaltigkeit selbst übernehmen und alle ESG-Maßnahmen der DWS leiten will. Dies solle dem Bereich noch mehr Zugkraft und Dynamik geben, heißt es bei der DWS. Außerdem will Wöhrmann strategische Partnerschaften vor allem in Asien stärken.
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