Vermögensverwaltung JP Morgan plant massive Expansion im deutschen Privatbanking

„Wir können bei der Qualität keine Kompromisse machen.“
Frankfurt Der US-Finanzriese JP Morgan hat sich entschlossen, sein Angebot für sehr reiche Kunden in Deutschland deutlich auszubauen. Im Branchenjargon läuft diese Klientel unter dem Kürzel Ultra High Net Worth Individuals oder kurz UHNWIs. „Wir haben uns das Ziel gesetzt, zur größten deutschen Bank in diesem Segment zu werden“, kündigt Hakan Strängh, Leiter der Private Bank von JP Morgan in Deutschland, im Gespräch mit dem Handelsblatt an. Die Amerikaner konzentrieren sich mit ihrer deutschen Privatbank auf Kunden, die ein liquides Vermögen von mindestens 100 Millionen Euro mitbringen.
Die Wachstumsstrategie bedeute, dass sich die Größe der Privatbank in den kommenden fünf bis sechs Jahren verdoppeln müsse, was ungefähr einem jährlichen durchschnittlichen Wachstum des verwalteten Vermögens und der Einnahmen von etwa 20 Prozent entspreche, erläutert Strängh. Die Rangliste der Fachzeitschrift „Euromoney“ führt JP Morgan beim Private Banking insgesamt in Deutschland derzeit auf dem dritten Platz hinter der UBS und der Deutschen Bank. Im Geschäft mit UHNWIs belegen die Amerikaner Rang zwei, auch in diesem Segment führt die UBS.
Strängh setzt bei seinem Expansionskurs auf organisches Wachstum: „Das ist der einzige Weg, unser Ziel zu erreichen.“ Die größte Herausforderung sieht der Banker darin, das geeignete Personal für die Wachstumsoffensive zu finden: „Wir können bei der Qualität keine Kompromisse machen.“ Derzeit arbeiten neun Kundenbetreuer für die Privatbank plus vier Portfoliomanager. Strängh rechnet damit, dass sich die Zahl der Betreuer in den kommenden fünf Jahren in etwa verdoppeln und die Zahl der Portfoliomanager auf sechs bis acht steigen wird.
Der Private-Banking-Markt in Deutschland gilt als notorisch schwierig. Das von den Anbietern verwaltete Vermögen wächst zwar kontinuierlich, wegen der harten Konkurrenz bleibt die Entwicklung der Erträge nach Einschätzung der Beratung ZEB allerdings schwach. Im Ländervergleich fallen die Gewinnmargen der deutschen Privatbanken teils deutlich geringer aus als in Österreich oder der Schweiz – Tendenz seit Jahren fallend. Den ZEB-Daten zufolge kletterten die Assets under Management von 2015 bis 2019 um gut 12,4 Prozent, die Erträge wuchsen im gleichen Zeitraum allerdings nur um 1,2 Prozent, und das Ergebnis sank um 7,4 Prozent.
2021 sei für die deutsche Privatbank von JP Morgan das beste Jahr seit 2016, betont Strängh. Dazu trage auch die Welle von Börsengängen und Übernahmen bei, die frische Liquidität in die Kassen von Unternehmern und Großaktionären spüle. Dennoch bleibe der Margendruck hoch. „Es wird höchste Zeit, dass die Branche einen Boden findet“, meint Strängh.
Als „Gamechanger“ für seinen Bereich sieht der Banker die Tatsache, dass JP Morgan sich bei der Auswahl des Standorts für seine Zentrale in Kontinentaleuropa für Frankfurt entschieden hat. Die US-Bank wird dadurch gemessen an der Bilanzsumme voraussichtlich zur dritt- oder viertgrößten deutschen Bank aufsteigen. Für den Banker ist das ein „einschneidendes Ereignis, das es uns ermöglicht, auch mit der Privatbank ein neues Niveau zu erreichen“.
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