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Volksbanken Trotz Coronakrise wollen Genossenschaftsbanken Dividenden zahlen – 400 Millionen Euro stehen bereit

Die bundesweit größte Volksbank und die größte Sparda-Bank planen, Geld an ihre Mitglieder auszuschütten. Eine gelockerte Regulierung macht das möglich.
19.08.2020 - 16:21 Uhr Kommentieren
Die größte deutsche Volksbank will eine Dividende zahlen, die Höhe steht aber noch nicht fest. Quelle: imago images/Eibner
Berliner Volksbank

Die größte deutsche Volksbank will eine Dividende zahlen, die Höhe steht aber noch nicht fest.

(Foto: imago images/Eibner)

Frankfurt Die deutschen Genossenschaftsbanken peilen trotz der Coronakrise Dividendenzahlungen an. Das ist heikel, denn in der Coronakrise wollen die Aufseher eigentlich, dass die Banken ihr Kapital zusammenhalten. Doch die größte deutsche Volksbank, die Berliner Volksbank, fühlt sich stark genug, um Mittel an ihre Mitglieder auszuschütten. „Wir haben im vergangenen Jahr gut gewirtschaftet. Daran wollen wir unsere Mitglieder mit einer Dividende teilhaben lassen“, heißt es bei dem Geldhaus.

Die größte Sparda-Bank, die Sparda-Bank Baden-Württemberg, ist sogar einen Schritt weiter und avisiert ihren Mitgliedern bereits die Höhe der Ausschüttung. „Vorstand und Aufsichtsrat schlagen eine Dividende von 1,5 Prozent vor“, sagte eine Sprecherin des Geldhauses. Abschließend entscheidet darüber jeweils die Vertreterversammlung, eine Art Hauptversammlung der Bank.

Für die Kreditgenossen ist die Ankündigung der beiden großen Geldhäuser ein wichtiges Signal. Dividendenzahlungen sind ein zentrales Mittel, um neue Kunden zu gewinnen und bestehende an sich zu binden. Mehr als 18 Millionen Deutsche sind nicht nur Kunde, sondern auch Teilhaber ihrer Bank. Rund 400 Millionen Euro haben die rund 840 Genossenschaftsbanken in ihren Jahresabschlüssen 2019 für Ausschüttungen reserviert.

Doch in diesem Jahr sind die Dividendenzahlungen alles andere als selbstverständlich. Denn die europäischen Bankenaufseher hatten die Geldhäuser kurz nach Ausbruch der Corona-Pandemie aufgefordert, auf Ausschüttungen bis mindestens Anfang Oktober 2020 zu verzichten. Später wurde das Quasi-Verbot für Dividenden bis Ende Januar 2021 verlängert.

Hintergrund dieses Eingriffs: Die Aufseher sind den europäischen Banken in der Coronakrise entgegengekommen und haben einige wichtige Regularien gelockert oder aufgeschoben. Diese Erleichterungen sollen es den Banken ermöglichen, trotz der befürchteten Folgen der Pandemie ihre volkswirtschaftliche Aufgabe wahrzunehmen und Unternehmen und Verbraucher mit Krediten zu versorgen. Im Gegenzug erwarten die Aufseher, dass die Banken in der Krise ihr Kapital zusammenhalten und nicht über Dividendenzahlungen oder Aktienrückkäufe an ihre Eigentümer weitergeben.

Bafin lockert die Zügel

Die EZB will dieses Quasi-Verbot für die ihr direkt unterstellten großen Kreditinstitute auch in aller Konsequenz durchsetzen. Doch die deutsche Finanzaufsicht Bafin hat ihren strikten Kurs für die von ihr beaufsichtigten kleineren Banken und Sparkassen mittlerweile gelockert. Die Volksbanken nutzen nun diese vorsichtige Öffnung der Dividendenpolitik, die die deutsche Bafin Anfang August angekündigt hat. Zwar spricht sich die Behörde dafür aus, dass Institute mit Dividendenzahlungen weiterhin „sehr restriktiv“ umgehen sollen, nannte aber erstmals Bedingungen, unter denen sie solche Ausschüttungen für akzeptabel hält.

„Nach Ansicht der Bafin sollten Dividenden nur ausgeschüttet werden, wenn das jeweilige Institut über eine nachhaltig positive Ertragsprognose verfügt und die Kapitalsituation auch in einer anhaltenden Stressphase weiterhin ausreichend Puffer ausweist“, heißt es in einer Bafin-Mitteilung. Im März hatte sich die Bafin dagegen noch strikt gegen jede Ausschüttung ausgesprochen.

Das kommt bei den Betroffenen gut an. „Mit Blick auf eine mögliche Dividendenausschüttung begrüßt die Sparda-Bank West es ausdrücklich, dass die Bafin klargestellt hat, dass es kein grundsätzliches Dividendenverbot geben soll“, sagt eine Sprecherin des Düsseldorfer Instituts. Die Sparda-Bank West hat allerdings noch keine Entscheidung getroffen, welchen Vorschlag zur Dividende sie ihrer Vertreterversammlung im November unterbreiten will.

Die Berliner Volksbank sieht die neuen Bafin-Kriterien für sich nach aktuellem Stand als erfüllt an, wie sie erklärte. Über die konkrete Höhe der Dividende und ob diese dann tatsächlich ausgezahlt wird, darüber entscheide die außerordentliche Vertreterversammlung, die im vierten Quartal 2020 stattfinden werde, die die Berliner Volksbank.

Viele andere Genossenschaftsbanken dürften ebenfalls Interesse haben, Mittel auszuschütten, auch wenn viele sich noch nicht entschieden haben, was genau sie ihren Vertreterversammlungen – die nun vielfach statt im Frühsommer im Herbst stattfinden – vorschlagen. Die gewählten Vertreter repräsentieren die Mitglieder, die Anteile an dem Kreditinstitut halten.

Der Bundesverband der Genossenschaftsbanken BVR hatte Mitte Juli von den Aufsehern grünes Licht für mögliche Dividendenzahlungen gefordert. BVR-Vorstand Gerhard Hofmann sagte damals: „Das Jahresergebnis und die finanzielle Stärke der genossenschaftlichen Finanzgruppe erlauben es, ihre Mitglieder ab Herbst 2020 am guten Ergebnis 2019 zu beteiligen.“

Für das laufende Jahr rechnet der BVR zwar mit einer höheren Risikovorsorge im Kreditgeschäft und sinkenden Gewinnen, fürchtet aber keine Welle an faulen Krediten bei den Genossenschaftsbanken. Er sah zuletzt auch keine Institute in Schieflage. Die Volks- und Raiffeisenbanken haben in den vergangenen Jahren ordentlich verdient und ihr Eigenkapital deutlich gestärkt. Laut BVR ist das bilanzielle Eigenkapital in der Finanzgruppe seit der Finanzkrise 2008 auf 116 Milliarden Euro gestiegen und hat sich so mehr als verdoppelt.

Die Höhe der Dividenden ist gleichwohl seitdem immer weiter gesunken, sie lag 2008 noch bei deutlich über fünf Prozent. Wenn die Geldhäuser auch dieses Jahr alle wie ursprünglich geplant ausschütten, beträgt die Durchschnittsdividende laut BVR noch 3,8 Prozent.

Mehr: EZB empfiehlt Dividendenstopp und verärgert damit Banken

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