Volksbanken Umstrukturierungen bei Österreichs Banken

Die ÖVAG will für die Volksbanken zentrale Aufgaben übernehmen.
Wien/Frankfurt Die angeschlagene Österreichische Volksbanken AG (ÖVAG) steht Eigentümer- und Finanzkreisen zufolge vor einer groß angelegten Umstrukturierung. Künftig soll die ÖVAG nur noch als Zentralinstitut für die gut 60 eigenständigen Volksbanken fungieren, sagten vier mit der Situation vertraute Personen am Donnerstag zu Reuters. Der Umbau ist Thema auf einer für den Abend geplanten außerordentlichen Aufsichtsratsitzung. Die ÖVAG wollte sich nicht dazu äußern. Bisher gehört die ÖVAG zu knapp 61 Prozent den regionalen Volksbanken und zu 23 Prozent dem deutschen genossenschaftlichen Spitzeninstitut DZ Bank.
Mit der neuen Struktur könne sich die kapitalschwache ÖVAG über einen Haftungsverbund das Kapital der einzelnen Volksbanken zurechnen lassen, sagten die Insider. Die einzelnen Institute erstellen danach zwar weiterhin ihre eigenen Bilanzen, stehen im Krisenfall aber füreinander ein. „Das stärkt die Kapitalsituation jeder einzelnen Bank. Man ist sicherer für eine Krise aufgestellt“, sagte eine mit den Plänen vertraute Person. Weitere Staatshilfen sollen dadurch vermieden werden, sagte ein weiterer Insider.
Vorbild für das Modell sei die genossenschaftliche niederländische Rabobank . Wie dort solle die ÖVAG auch für die Volksbanken zentrale Aufgaben übernehmen. Bei wichtigen Gremienbeschlüssen seien die einzelnen Institute aber gleichberechtigt. Der Umbau könnte bei der ÖVAG auch mit einem Stellenabbau verbunden sein.
Die ÖVAG kämpft seit längerem mit ihrer vergleichsweise dünnen Eigenkapitaldecke, weswegen sie durch den europäischen Bankenstresstest im Sommer gerasselt war. Sie hatte den Verkauf ihrer Osteuropa-Tochter an die russische Sberbank später als geplant und für einen geringeren Preis als erhofft eingestielt. Über die Bühne gehen soll der Verkauf erst zum Jahreswechsel. Sämtliche Belastungen durch die maue Entwicklung in Teilen Osteuropas muss die ÖVAG im laufenden Jahr also noch selbst tragen.
Das Institut hatte daher für das laufende Jahr einen Verlust angekündigt und kann keine Dividenden auf die erhaltenen Staatshilfen von rund einer Milliarde Euro zahlen. Dadurch hätte Österreich das Recht, die Hilfen in ÖVAG-Aktien zu wandeln. Finanzministerin Maria Fekter (ÖVP) hatte daran allerdings wenig Interesse gezeigt.
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