Von 2012 bis 2018 Geldwäsche kostete Europas Banken schon 16 Milliarden Dollar Strafe

Die niederländische Bank musste im vergangenen Jahr 775 Millionen Euro Strafe zahlen.
Frankfurt Europäische Banken haben wegen laxer Geldwäschekontrollen in den vergangenen Jahren Milliardensummen für Strafzahlungen aufbringen müssen. Das schreibt die Ratingagentur Moody’s in einem aktuellen Bericht. Zwischen 2012 und 2018 hätten europäische Kreditinstitute für Geldstrafen wegen Geldwäsche, Sanktionsverstößen und Schwächen ihrer Kontrollsysteme mehr als 16 Milliarden US-Dollar zahlen müssen, heißt es in der am Dienstag veröffentlichten Analyse.
Die jüngsten Geldwäsche-Skandale mehrerer nordeuropäischer Banken sind darin noch gar nicht berücksichtigt.
Vor allem die amerikanischen Behörden verhängten solche Strafzahlungen: Etwa 75 Prozent der gezahlten Strafen seien von US-Behörden verhängt worden – allen voran vom US-Justizministerium. Mittlerweile würden aber auch die europäischen Aufsichtsbehörden den Instituten höhere Strafsummen auferlegen. Als Beispiel nannte Moody’s die 775 Millionen Euro schwere Strafe, die die niederländische Staatsanwaltschaft im September 2018 gegen die ING verhängte.
Damit werden die laxen Geldwäschekontrollen für die betroffenen Institute eine ökonomische Hypothek: Auch wenn die meisten Geldstrafen unter den jährlichen Vorsteuergewinnen der Institute liegen, seien sie für die europäischen Banken teuer, warnt die Ratingagentur. Immerhin stellten sie ein wichtiges Risiko für die Finanzlage und die Reputation einer Bank dar.
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In einigen Fällen hatten die Behörden Banken einen Aufschub der Strafverfolgung angeboten, falls diese sich einer zusätzlichen regulatorischen Aufsicht unterwerfen und ihre Kontrollsysteme verbessern. Das ziehe in der Regel Investitionen in Compliance-Systeme und operationelle Prozesse nach sich – nach Ansicht von Moody's ist das einerseits gut für die Kreditwürdigkeit, kann aber andererseits die Profitabilität belasten.
Neue Vorschriften wie die aktuelle Fassung der fünften europäischen Anti-Geldwäscherichtlinie sind aus Sicht von Moody’s so konzipiert, dass sie Banken zu mehr Geldwäsche-Prävention anhalten, sodass hohe Geldstrafen weniger wahrscheinlich werden.
Allerdings wird das einige prominente laufende Untersuchungen nicht mehr verhindern können: Derzeit ermitteln international mehrere Behörden gegen die Danske Bank wegen des womöglich größten europäischen Geldwäscheskandals, der über Jahre in der estnischen Filiale des dänischen Instituts stattfand. Auch gegen die Swedbank haben schwedische, estnische und litauische Behörden Untersuchungen eingeleitet.
Ob und in welcher Höhe Danske Bank oder Swedbank mit Geldstrafen rechnen müssen, ist noch offen. Allerdings hat die Danske Bank ihr Management ausgetauscht und bereits Rückstellungen für mögliche Strafen gebildet. Auch die Swedbank feuerte wegen der Geldwäschevorwürfe vor kurzem ihre Vorstandschefin.
Bei der Deutschen Bank, die als Transaktionsbank der estnischen Danske-Filiale indirekt von dem Geldwäscheskandal betroffen ist, wurden noch keine drastischen Konsequenzen gezogen: Das Institut hat bislang noch keine Rückstellungen wegen Danske gebildet.
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