Wagnisfinanzierer: Silicon Valley Bank vor Deutschland-Start
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WagnisfinanziererSilicon Valley Bank vor Deutschland-Start
Eine offizielle Bestätigung gibt es noch nicht, doch die Zeichen für einen Markteintritt der Silicon Valley Bank in Deutschland können kaum anders gedeutet werden. Ein bekannter Ex-Commerzbanker ist bereits an Bord.
Frankfurt Heimlich eine Bank in Deutschland zu eröffnen ist gar nicht so einfach. Auf das Schweigen der Finanzaufsicht Bafin kann man wohl vertrauen. Doch spätestens, wenn die Suche nach Mitarbeitern beginnt, muss man sich aus der Deckung wagen – Bewerber wollen schließlich wissen, wo ihr Einsatzort sein wird. Wenn dann auch noch ein frisch eingestellter Managing Director im Karrierenetzwerk Linkedin seinen neuen Arbeitgeber veröffentlicht, ist Leugnen zwecklos. Genau so geht es gerade der Silicon Valley Bank (SVB), die allem Anschein nach ihren Markteintritt in Deutschland vorbereitet.
Gegründet wurde die SVB 1983 und ist seitdem vom Silicon Valley in andere Teile der USA, nach China, Israel, Irland und Großbritannien expandiert. Zu ihren Hauptgeschäftsfeldern gehört die Kreditvergabe. Dabei fließen nach SVB-Angaben etwa 94 Prozent der Gelder in größere wachstumsstarke Unternehmen und sechs Prozent in Start-ups. Zu ihren Kunden gehören dabei nicht nur die Wachstumsunternehmen selbst, sondern beispielsweise auch Risikokapitalgeber und Business Angel. In Deutschland könnte die Bank insbesondere mit dem Angebot von Venture Debt auf große Nachfrage treffen, da diese Finanzierungsform hierzulande noch eher unterrepräsentiert ist.
Der Markteintritt in Deutschland käme nicht überraschend. Schon vor drei Jahren hatte SVB-CEO Greg Becker im Handelsblatt-Interview gesagt: „Die Frage ist nicht, ob wir nach Deutschland gehen, sondern eigentlich nur, wann.“ Gebremst hatte ihn demnach zunächst das regulatorische Umfeld. „Wir müssen die regulatorischen Vorschriften in den Ländern verstehen, bevor wir dort einsteigen“, so Becker. Damals reizte ihn Deutschland insbesondere, da es nach Großbritannien den zweitwichtigsten Start-up-Markt in Europa hat. Er sah hierzulande insbesondere in der Start-up-Finanzierung eine Marktlücke. Über den nun offenbar tatsächlich bevorstehenden Markteintritt hatte zuerst Finanz-Szene.de berichtet.
Investments, Namen und Kooperationen 2017
ING startet Fintech-Fonds
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Die niederländische Bank ING hat am 25. Oktober bekannt gegeben, dass sie den 300-Millionen-Euro schweren Fonds ING Ventures gestartet hat, um damit in Fintechs zu investieren. Mit Fintechs zu kooperieren und in sie zu investieren gehöre zum Kern ihrer Innovationsstrategie. Weltweit hat die Bank nach eigenen Angaben in den vergangenen drei Jahren bereits 115 strategische Partnerschaften und Investments getätigt.
Die Deutsche Bank beteiligt sich mit knapp 25 Prozent am Fintech Dwins. Es ist das erste Investment des neuen Digi-Venture-Fonds der Privatkundensparte. Der Fonds soll in strategisch interessante Finanztechnologie-Unternehmen investieren und ist aktuell mit einem mittleren zweistelligen Millionenbetrag ausgestattet. Ab Dezember sollen Deutsche Bank-Kunden den von Dwins entwickelten Finanzplaner „Finanzguru“ exklusiv nutzen können...
N26 will in die USA expandieren
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Die Smartphone-Bank N26 will ab Mitte 2018 in den US-Markt eintreten und Kunden dort ein Girokonto mit Karte, Überweisungen, Barabhebungen sowie einem speziellen Kundenbindungsprogramm anbieten. Nach Angaben des Berliner Finanztechnologie-Start-ups können sich US-amerikanische Kunden ab sofort in eine Warteliste eintragen. „Die USA sind ein spannender Markt für N26, der uns große Möglichkeiten eröffnet“, sagte Gründer und Geschäftsführer Valentin Stalf, der die Pläne am 23. Oktober in Las Vegas vorstellte...
(Foto: PR)
Bux sammelt 10,6 Millionen Euro ein
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Die niederländische Börsen-App Bux hat 10,6 Millionen Euro von einem Investorengremium um den deutschen Fonds Holtzbrinck Ventures eingesammelt. Bux widmet sich einem sehr deutschen Problem: der weit verbreiteten Angst vor Aktien. Gründer Nick Bortot (Foto) will vor allem jungen Leuten die Börse spielerisch näherbringen. Das Amsterdamer Start-up soll bereits 1,2 Millionen Nutzer haben, ein Drittel davon in Deutschland und Österreich...
Der auf Firmenkunden spezialisierte Kreditvermittler Compeon sammelt zwölf Millionen Euro ein. Wie die Vermittlungsplattform für Unternehmensfinanzierungen am 12. Oktober meldet, stammt das Geld von seinen Altinvestoren. Angeführt wurde die zweite Finanzierungsrunde von Tengelmann Ventures. Beteiligt sind daneben auch btov Partners und Dieter von Holtzbrinck Ventures – letztere gehört zur Verlagsgruppe Handelsblatt. Compeon bezeichnet sich selbst als Marktführer unter den digitalen Plattformen für gewerbliche Finanzierungen und kooperiert mit mehr als 220 Banken, Fördermittelanbietern und Spezialfinanzierern. Gegründet wurde das Fintech von Nico Peters, Frank Wüller und Kai Böringschulte (Foto: von links). Die Plattform ging Mitte 2013 an den Markt.
(Foto: PR)
Element bekommt Bafin-Lizenz
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Das von dem Berliner Company-Builder Finleap gegründete Start-up „Element“ hat für sein Versicherungsgeschäft eine Lizenz von der Finanzaufsichtsbehörde Bafin erhalten. Wie das Fintech am 11. Oktober meldet, gilt die Erlaubnis für Schaden- und Unfallversicherungen, was Sach-, Haftpflicht-, Unfall- und Rechtsschutzversicherungen sowie das Reisegeschäft einschließt. Als möglichen Partner nennt Element neben anderen Start-ups aus der Versicherungsbranche – sogenannten InsurTechs – auch etablierte Marken und Händler sowie klassische Versicherungen und Vermittler. Geschäftsführer Sascha Herwig (links im Bild, mit Wolff Graulich und Henning Groß) war zuletzt Bereichsleiter bei der Nürnberger Versicherung.
(Foto: PR)
Eine Sprecherin der Bank wollte die Vorgänge gegenüber dem Handelsblatt nicht kommentieren. Solange der Antrag auf eine deutsche Banklizenz nicht durch ist, wäre das wohl auch nicht allzu geschickt. So viel zumindest verrät das Bafin-Online-Register: Noch ist die Silicon Valley Bank hierzulande nicht lizensiert. Für den Fall, dass die Aufseher grünes Licht geben, will man aber wohl vorbereitet sein. Bei Linkedin sucht die SVB unter anderem einen Director Sales für den Standort Frankfurt. Und: Christian Hoppe hat soeben auf der gleichen Plattform offenbart, dass sein neuer Arbeitgeber Silicon Valley Bank heißt und er dort am ersten November als Managing Director angeheuert hat.
Hoppe wollte sich gegenüber dem Handelsblatt ebenfalls nicht äußern. Für den ehemaligen Gründer und Geschäftsführer der Commerzbank-Tochter Mainincubator wäre der Aufbau einer deutschen SVB-Dependance aber ein schöner Karrieresprung. Im Oktober 2013 hatte der Commerzbanker gemeinsam mit seinem Kollegen Matthias Lais den Frühphaseninvestor und Company Builder in Frankfurt gegründet. Ende September dieses Jahres hatte er ihn überraschend verlassen. In den vergangenen vier Jahren investierte der Mainincubator in mehrere Fintechs wie Gini, Bilendo, Grover und Optiopay. Daneben wurde die Veranstaltungsreihe Between the Towers als monatlicher Szenetreff in Frankfurt etabliert.
Tipps für erfolgreiche Fintech-Kooperationen
Ein eigenes Innovationslabor innerhalb eines Start-up-Ökosystems kann helfen, sich von organisatorischen und kulturellen Zwängen zu lösen. Komplett abgeschnitten von der Hauptorganisation sollte dies aber auch nicht sein, eine umsichtige Verbindung fördert den wirtschaftlichen Erfolg.
Große Organisationen sollten flexible Prozesse bereithalten, um Fintechs schnell einzugliedern.
Lizenzbedingungen gewinnen an Bedeutung. Deshalb sollten Banken auch hier einen flexiblen Ansatz wählen.
Fintechs werden immer unterschiedlicher und Fintech-Zentren entwickeln sich global. Multinationale Banken brauchen deshalb einen koordinierten Plan und eine zentrale Wissensbasis, um die attraktivsten Innovationen zu identifizieren.
Bevor Banken mit einem Fintech kooperieren, sollten sie die Gründer persönlich kennenlernen. Das bringt mehr Erkenntnisse als beispielsweise ein 200-seitiger Fragebogen.
Zunächst einen Minderheitsanteil an einem Fintech zu erwerben kann sinnvoller sein als das junge Unternehmen gleich komplett zu übernehmen. So wird vermieden, dass Innovationen ausgebremst werden.
Simmons & Simmons, Hyperfinance, April 2017
Das Arbeitspensum in seinen neuem Job dürfte für Hoppe nicht gerade gering sein. Doch der 40-Jährige hat sich auch in den vergangenen vier Jahren nicht nur mit dem Mainincubator beschäftigt. Parallel dazu hat er weiterhin als Head of Credit Solutions im Verbriefungsgeschäft der Commerzbank gearbeitet. Und zwischen 2008 und 2016 war er neben bei noch mit dem Anleihen-Finder, einer Plattform mit Fokus auf Mittelstandsanleihen, selbst unternehmerisch aktiv.
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