Wagniskapitalfonds b-to-v Trüffelschweine für den Fintech-Markt

Viele Millionen suchen bei Fintechs eine neue Heimat – doch die Preise könnten bereits überzogen sein.
Frankfurt Er wolle eine Brücke schlagen zwischen Gründern und Großunternehmen und damit „eine Lücke schließen“. So kommentierte Carsten Kengeter, der Chef der Deutschen Börse, im Januar den Einzug in den Verwaltungsrat des Wagnisfinanzierers b-to-v Partners. Neun Monate später folgen Taten. Kengeter, Jochen Gutbrod, der früher in verschiedenen Führungspositionen für die Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck tätig war, sowie Mitgründer und Investor Florian Schweitzer sind die treibenden Kräfte hinter b-to-v, die jetzt Bewegung in den Wagniskapitalmarkt bringen.
Die Gesellschaft hat einen neuen Fonds am Start und bisher von institutionellen Geldgebern 63 Millionen Euro eingesammelt. Zusammen mit Mitteln aus einem Netzwerk von rund 200 Privatinvestoren stehen jetzt etwa hundert Millionen Euro für Investitionen in „digitale Jungunternehmer“ bereit. Weil die Gründer meistens nur kleinere Summen benötigen, können so zahlreiche Start-ups finanziert werden. „Die Investments aus dem neuen Fonds werden in der Regel zwischen 250.000 und 500.000 Euro liegen. Wenn wir uns an weiteren Finanzierungsrunden beteiligen, kommen wir im Mittel bei drei bis vier Millionen Euro raus“, erläutert Gutbrod.
Ein Schwerpunkt werden Investitionen in Fintechs sein, die beispielsweise über Kreditplattformen oder den mobilen Zahlungsverkehr traditionelle Banken herausfordern. Aktuell ist b-to-v bei sieben Start-ups aus dem Bereich engagiert. Eine wichtige Rolle spielt dabei der Vorstandschef der Deutschen Börse. „Kengeter hilft aus dem Aufsichtsrat heraus bei der Professionalisierung von b-to-v. Als Chef der Deutschen Börse sieht er auch auf internationaler Ebene, wo es Innovationen gibt. Seine Expertise über die Fintechs ist für uns ganz wichtig“, sagt Gutbrod.
Investoren aus den USA würden b-to-v als „Trüffelschweine“ für den deutschsprachigen Markt sehen. Laut einer Analyse von Barkow Consulting sind sogenannte „Business Angels“ wie etwa vermögende Privatinvestoren zusammen mit den Venture-Capital-Fonds (VC) die wichtigsten Geldgeber für Fintechs.
Insgesamt wurden im VC-Segment 2014 hierzulande 650 Millionen Euro investiert, so der Branchenverband BVK. Die Lücke gegenüber den USA betrug – nach Berücksichtigung der unterschiedlichen Wirtschaftsleistung beider Volkswirtschaften – rund sieben Milliarden Euro, hat Barkow Consulting analysiert. „Der Abstand zu den USA ist groß, aber man kann auch nicht innerhalb weniger Jahre aus der Kreisklasse in die Champions League aufsteigen“, meint Gutbrod von b-to-v.
Die Zahl neuer privater Fonds ist weiterhin überschaubar. Gut 300 Millionen Euro wurden 2014 eingesammelt. „Hier ist aus unserer Sicht noch ,Saft in der Zitrone‘“, sagt Ulrike Hinrichs, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied des BVK. Der Wagnisfinanzierer b-to-v will vor allem solche Fintechs beglücken. Doch deren Bewertungen gelten mittlerweile als sehr hoch, so dass günstige Einstiegsmöglichkeiten Mangelware sind. „Da gibt es keine Schnäppchen mehr, das ist sicher“, sagt ein Branchenexperte mit langjähriger Erfahrung. Deshalb würden auch nicht alle Renditeträume in Erfüllung gehen. Insgesamt betreut b-to-v derzeit 200 Millionen Euro investiertes Vermögen. Zu den bekannteren Investments zählen Finanzcheck.de (Kreditportal), Saving Global (Zinsvergleich) sowie Outfittery (Herrenausstatter).