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Warburg-Pincus-Partner René Obermann Prinzip Heimatliebe – warum es den Ex-Telekom-Chef immer wieder an den Rhein zieht

René Obermann wechselte die Branchen, als er zu Warburg Pincus ging. Geblieben ist die Nähe zum Telekomsektor, zu Gründern und zu Bonn.
19.03.2018 - 13:15 Uhr Kommentieren
Der Partner beim Finanzinvestor Warburg Pincus würde heutzutage Informatik studieren. Quelle: Marie Emmermann Skizzomat für Handelsblatt / Foto: Roger Cremers
René Obermann

Der Partner beim Finanzinvestor Warburg Pincus würde heutzutage Informatik studieren.

(Foto: Marie Emmermann Skizzomat für Handelsblatt / Foto: Roger Cremers)

Bonn Draußen senkt sich die Dämmerung auf die vorbeifahrenden Frachter, die Rheinauen und das Hotel am Flussufer, das mit seiner gerundeten Glasfassade an ein Raumschiff erinnert. Drinnen, in der Hotellobby, gedämpftes Licht, leise Musik und der Geruch nach Kaffee und Schokolade.

René Obermann sitzt an einem kleinen Tisch an der Glasfront, vertieft in einen Stapel Unterlagen. Er komme gerne hierhin, wird er später sagen – und irgendwann ergänzen, sein alter Arbeitgeber habe für die drahtlose Netztechnik in dem Hotel gesorgt.

Es zieht ihn immer wieder an den Rhein. In seine alte Heimat. Bonn. Ende der 1990er-Jahre hat Obermann in der „Bundesstadt“ bei einem der wichtigsten deutschen Unternehmen seine Karriere begonnen – bei der Deutschen Telekom. Vor gut vier Jahren hatte er dort seinen letzten Arbeitstag. Seine Besuche seither dokumentieren ehemalige Kollegen gerne mit Fotos in sozialen Medien.

Doch es ist nicht nur die alte Verbundenheit, die ihn bis heute an den Rhein bringt. Es ist auch sein neuer Job. Obermann sitzt im Aufsichtsrat zweier Internetfirmen, die südlich von Bonn ihre Zentralen haben. An beiden Anbietern ist sein neuer Arbeitgeber beteiligt.

Vor drei Jahren heuerte der ehemalige Telekom-Chef als Partner bei dem Finanzinvestor Warburg Pincus an. Für das US-Unternehmen sucht der 55-Jährige nach Investitionsmöglichkeiten in Telekommunikation und Informationstechnologie. Überraschend und radikal fanden einige seiner einstigen Kollegen diesen Schritt, denn dafür soll er den Chefposten bei der Lufthansa abgelehnt haben.

Dabei folgt die Entscheidung einer gewissen Logik: Sein Job bei Warburg Pincus baut auf vielem auf, was sich Obermann im Lauf der Zeit erarbeitet hat und was der Mann mit dem Drang zum Perfektionismus noch vertiefen kann.

Da ist einerseits die IT- und Telekombranche, mit der er sich seit Jahrzehnten auskennt. Und da ist andererseits die Nähe zu Firmengründern. Auch Obermann war mal einer. Mitte der 1980er-Jahre baute er ABC Telekom auf und handelte mit Telefonen, Anrufbeantwortern und Kopierern.

„Ich könnte mich täglich mit einer neuen Sache befassen“, erzählt Obermann angesichts der vielen Anfragen und Innovationen, die auf seinem Schreibtisch landen. „Das macht mir besonders Spaß.“ Sogar ein technisches Studium könne er sich inzwischen vorstellen: „Wenn ich noch einmal vor der Entscheidung stünde, ein Studienfach zu wählen, dann würde ich mich für Informatik entscheiden. Denn ich sehe jeden Tag, dass Software die Welt erobert.“

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Obermann selbst hat nach einer Ausbildung zum Industriekaufmann mit Volkswirtschaftslehre an der Uni in Münster angefangen. Er brach das Studium aber nach wenigen Semestern ab, als seine Firma wuchs und mehr Zeit in Anspruch nahm.

Sein neuer Job bringt ihm jetzt eine andere Art von Fortbildung ein: „Ich bin ein Lernender, weil mir das M&A-Geschäft aus der Perspektive des Vorstandschefs bekannt war.“ Für die finanztechnischen Details hatte er damals seine Spezialisten. „Inzwischen habe ich mir dieses Wissen angeeignet.“ Seine Lieblingsdomäne sei es allerdings nicht.

Abgeschüttelt hat er dagegen die Maschinerie und das enge Korsett eines Großkonzerns, das Taktieren und Paktieren, etwa um Sparrunden durchzusetzen – sich dabei aber nicht mit Gewerkschaft und Betriebsrat zu verkämpfen und sich auch keinen Ärger mit dem Bund als Mehrheitsaktionär einzuhandeln. Das ist ihm bis zum Ende seiner Zeit bei der Telekom selbst nach 15 Jahren noch schwergefallen.

Als ehrgeizig bis zur Verbissenheit haben ihn Kollegen dort in seiner Anfangszeit beschrieben und ihm Spitznamen wie „Bulldozer“ und „Dobermann“ verpasst. Es hat ihm eine Blitzkarriere beschert – im Schlepptau des ehemaligen Telekom-Chefs Kai-Uwe Ricke.

Erst löste Obermann ihn an der Spitze der deutschen Telekom-Mobilfunktochter ab, später als Vorstandsvorsitzender der internationalen Mobilfunksparte und 2006 als Lenker des Mutterkonzerns Deutsche Telekom – zu einer Zeit, als das Unternehmen stärker unter Beschuss stand als jemals zuvor.

Der Aktienkurs auf immer neuen Tiefstständen, Großaktionäre, Öffentlichkeit und Mitarbeiter angesichts immer neuer Umbauprogramme frustriert – die in der Regel nicht weit genug gingen: Obermann traf sie, die unpopulären, lange Zeit hinausgezögerten Entscheidungen, zog einen radikaleren Konzernumbau durch und lagerte 50.000 Mitarbeiter in Servicegesellschaften aus – trotz massiver Streiks. Er legte sich auch mit Führungskräften an, als er Festnetz und Mobilfunk kombinierte und so die Macht einiger Entscheidungsträger beschnitt.

Für einen deutschen „recht geschmeidig“

Als Partner im Londoner Büro von Warburg Pincus hat er heute den Ruf, „für einen Deutschen recht geschmeidig vorzugehen“, wie ihn ein Branchenkollege umschreibt. „Man kann manchmal zwar ahnen, dass es ihm lieber wäre, die Dinge gingen schneller, aber er weiß das meistens zu verbergen.“

Jedes Investment durchläuft bei Warburg Pincus einen mehrstufigen Prozess. Die Partnerrunde innerhalb von nur wenigen Wochen von einem größeren Investment zu überzeugen gilt als schwierig bis unmöglich. Dafür hat der Finanzinvestor aber einen eher langen Atem – von acht bis zehn Jahre.

Die längerfristige Sicht auf die Dinge, die hält Obermann schon lange hoch. Es ist eines der Themen, bei denen er seine Meinung nicht in gedrechselten Formulierungen oder Manager-Sprech verbrämt. Die kurzfristige Sicht auf die Dinge „halte ich schlicht für falsch“, sagt er. Es brauche gerade bei Infrastrukturinvestitionen eine längerfristige Strategie.

Wohin das Gegenteil davon führen kann, erlebt er in seiner neuen Heimat London, wo Verkehrsinfrastruktur und Immobilien schon lange unter dem Wachstum der Stadt ächzen und die Lebensqualität senken. Es sind auch andere Erfahrungen, die er in Großbritannien nach dem Brexit-Referendum gesammelt hat, die ihn bekennen lassen: „Ich bin ganz und gar Europäer.“

Und er ergänzt: „Ich liebe es hier und könnte mir ein Leben etwa in Amerika nicht vorstellen – zumal es derzeit wichtiger denn je ist, sich für Europa einzusetzen, damit unser freies, demokratisches und vergleichsweise faires System erhalten bleibt.“

Noch in seiner Zeit als Telekom-Chef hat er politische Äußerungen in der Öffentlichkeit zu vermeiden versucht, um nicht anzuecken. Jetzt geht er einen anderen Weg und hat vor wenigen Monaten in einem Gastbeitrag in der Wochenzeitung „Die Zeit“ alle Unternehmer aufgerufen, sich dem anzuschließen und für Europa zu kämpfen: „Wir sind von einem starken Europa existenziell abhängig. Eine zweite Heimat haben wir nicht.“

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