Benachrichtigung aktivieren Dürfen wir Sie in Ihrem Browser über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts informieren? Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Fast geschafft Erlauben Sie handelsblatt.com Ihnen Benachrichtigungen zu schicken. Dies können Sie in der Meldung Ihres Browsers bestätigen.
Benachrichtigungen erfolgreich aktiviert Wir halten Sie ab sofort über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts auf dem Laufenden. Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Jetzt Aktivieren
Nein, danke

Wertpapierhandel Warum eine Konsolidierung unter den Online-Brokern unausweichlich sein dürfte

Eine neue Studie zeigt: Die Zahl der Aufträge steigt an, aber die durchschnittlichen Erlöse je Transaktion gehen zunächst zurück. Dafür gibt es einen wesentlichen Grund.
27.09.2021 - 16:28 Uhr Kommentieren
Der Berliner Neobroker bietet seinen Kunden kostengünstigen Wertpapierhandel an. Quelle: Trade Republic
Smartphone-App von Trade Republic

Der Berliner Neobroker bietet seinen Kunden kostengünstigen Wertpapierhandel an.

(Foto: Trade Republic)

Frankfurt Vom Aktionärsboom in der Coronakrise profitieren sowohl Neobroker als auch etablierte Online-Broker in Deutschland. Doch die Rekorde aus dem Jahr 2020 werden sich so schnell nicht wiederholen lassen. Während die Zahl der Transaktionen weiter steigen wird, werden die Erlöse voraussichtlich erst 2025 wieder das Rekordniveau aus dem vergangenen Jahr erreichen.

Ein Grund ist der Boom bei niedrig bepreisten ETF-Sparplänen. Philipp Bulis, Brokerage-Experte bei der Strategieberatung Oliver Wyman, sagt: „Durch den steigenden Anteil von Sparplänen an den gesamten Transaktionen nehmen die durchschnittlichen Erlöse je Transaktion stark ab.“

Unter diesen Rahmenbedingungen ist Größe für die Anbieter extrem wichtig. Bei vielen Brokern steht daher die europäische Expansion auf der Agenda. Aber auch eine Marktkonsolidierung wird wohl unausweichlich sein, wie Oliver Wyman in einer neuen Studie analysiert.

Neobroker gewinnen Marktanteile

Zielgruppe der Online-Broker sind Anleger, die ihre Wertpapierentscheidungen überwiegend selbst treffen. Dem Deutschen Aktieninstitut zufolge gab es 2020 insgesamt 12,4 Millionen Aktien- und Aktienfondsbesitzer in Deutschland. Darunter befanden sich Oliver Wyman zufolge etwa fünf Millionen Selbstentscheider.

Diese gaben im vergangenen Jahr 160 bis 180 Millionen Transaktionen in Auftrag, doppelt so viele wie 2019. Bis 2025 dürfte die Zahl der Kundenaufträge um etwa sieben Prozent pro Jahr wachsen. Nach wie vor vereinen die Marktführer Comdirect, Consorsbank, ING und Flatexdegiro drei Viertel der Transaktionen auf sich.

Grafik


Doch neue Angreifer wie Trade Republic, Scalable Capital und Smartbroker legen zu. Die jüngsten Finanzierungsrunden geben ihnen Rückenwind, um mit ihrem kostengünstigen und intuitiven Angebot den Marktanteil von zuletzt sieben bis acht Prozent bereits bis 2023 auf 20 bis 25 Prozent auszubauen, glaubt Oliver Wyman.

Die Erlöse werden den Beratern zufolge aber erst 2025 wieder das Niveau aus dem vergangenen Jahr in Höhe von bis zu 1,7 Milliarden Euro erreichen. Denn während ETF-Sparpläne mit niedrigen oder komplett ohne Orderprovisionen im Jahr 2020 nur 15 bis 20 Prozent der Transaktionen ausmachten, werden es 2025 bis zu 50 Prozent sein.

Im Frühjahr prognostizierten auch das Online-Portal ExtraETF und der Fondsanbieter Blackrock, dass die Zahl der ETF-Sparpläne von etwa zwei Millionen im Jahr 2020 auf 9,1 Millionen im Jahr 2025 zulegen werde. Tatsächlich dürften es noch mehr werden: In dieser Auswertung seien Zahlen von Trade Republic und Scalable Capital mangels verfügbarer Daten nicht berücksichtigt worden, erklärt eine ExtraETF-Sprecherin.

Europäische Angebote könnten sich entwickeln

Größe ist für die Broker entscheidend, um im aktuellen Marktumfeld zu bestehen. „Anders als bei früheren Versuchen Anfang der 2000er-Jahre sehen wir nun die große Chance, dass sich echte europäische Angebote entwickeln“, meint René Fischer, Partner bei Oliver Wyman.

Deutsche Anbieter hätten bei einer Auslandsexpansion den Vorteil, dass das Online-Brokerage in Frankreich, Italien und Spanien lange nicht so weit entwickelt sei wie hierzulande, ergänzt sein Kollege Bulis.

Die Markteintrittsbarrieren für Online-Broker schätzen die Berater innerhalb Europas mittlerweile als gering ein. Steuerliche Unterschiede, die oftmals als Hinderungsgrund angeführt werden, seien ein lösbares Problem.

Auch eine Marktkonsolidierung wird wohl kommen. Die Übernahme von Gratisbroker durch das Online-Portal Finanzen.net sieht Bulis als einen der Vorboten an: „Aus unserer Sicht sind mehrere Konstellationen denkbar: dass Neobroker untereinander zusammengehen oder dass sich ein etablierter Anbieter, eventuell aus der zweiten Reihe, mit einem Neobroker verstärkt.“ Übernahmen könnten hier ein Mittel sein, um die eigene Plattform technologisch weiterzuentwickeln und konkurrenzfähig zu bleiben.

Übernahmen seien auch über Ländergrenzen hinweg möglich. Allerdings dürfte eine paneuropäische Fusion wie bei Flatex und Degiro eher die Ausnahme bleiben, da kaum ein anderer Anbieter in so vielen Ländern tätig ist wie Degiro. Starke nationale Player gibt es aber in Skandinavien mit der Saxo Bank aus Dänemark sowie Avanza und Nordnet aus Schweden.

Im US-Markt ist ein weiterer Trend erkennbar. Dort entwickeln sich Neobroker wie Robinhood, Stash und M1 Finance zu sogenannten „Finance Super Apps“ weiter. Sie fokussieren sich nicht nur auf ein reines Investment-Angebot, sondern bieten auch Tagesgelder, Girokonten und Kredite. „Daher sehen wir auch hierzulande Anbieter, die breiter aufgestellt sind, strategisch im Vorteil“, betont Bulis.

Mehr: Krypto und Trading: Die Hype-Branchen geraten in den Fokus der Aufsicht.

Startseite
0 Kommentare zu "Wertpapierhandel: Warum eine Konsolidierung unter den Online-Brokern unausweichlich sein dürfte"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%