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Wirecard Marsalek-Vertrauter Henry O’Sullivan soll in Singapur gegen Mini-Kaution freikommen

Der britische Geschäftsmann gilt als Schlüsselfigur im Wirecard-Skandal. Doch die Chancen auf eine schnelle Auslieferung nach Deutschland sinken.
08.09.2021 - 13:39 Uhr Kommentieren
Henry O’Sullivan war als Partylöwe bekannt, der einen extravaganten Lebensstil pflegte. Quelle: privat
Faible für Privatjets

Henry O’Sullivan war als Partylöwe bekannt, der einen extravaganten Lebensstil pflegte.

(Foto: privat)

Düsseldorf Der im Wirecard-Skandal festgenommene britische Geschäftsmann Henry O’Sullivan soll gegen Kaution freikommen. Ein Bezirksgericht in Singapur hat am Mittwoch entschieden, dass der 46-Jährige die Untersuchungshaft bis zu einem möglichen Urteil verlassen kann, wenn er 150.000 US-Dollar als Sicherheit hinterlegt.

O’Sullivan ist in dem südostasiatischen Stadtstaat in insgesamt fünf Fällen wegen Beihilfe zur Urkundenfälschung angeklagt, wie die Tageszeitung „The Strait Times“ berichtete. Die Behörden hatten den 46-Jährigen am Montag vergangener Woche verhaftet, das Gericht hörte ihn schon zwei Tage später per Video in einem ersten Fall an.

Konkret werfen die Ermittler O’Sullivan vor, dem früheren Geschäftsführer des Wirecard-Treuhänders Citadelle, Rajaratnam Shanmugaratnam, mehrfach zur Fälschung von Dokumenten angewiesen zu haben. Dabei gehe es um Saldenbestätigungen über angebliche Treuhandvermögen von Wirecard. Doch diese Gelder existierten nie.

Wirecard war im Juni 2020 nach Bekanntwerden milliardenschwerer Luftbuchungen zusammengebrochen. O’Sullivan war ein enger Vertrauter des seitdem abgetauchten früheren Vorstands Jan Marsalek. Der Brite hatte zwar keine offizielle Funktion bei Wirecard inne, gilt aber als Strippenzieher, der im Hintergrund etliche große Deals einfädelte.

So steht O’Sullivan in Verbindung mit der Übernahme der indischen Unternehmensgruppe Hermes im Jahr 2015. Für 326 Millionen Euro kaufte Wirecard die Firmen dem auf Mauritius registrierten Fonds Emerging Markets Investment Fund 1A (EMIF 1A) ab. Der Fonds hatte dasselbe Paket wenige Monate zuvor für nur 35 Millionen Euro erworben.

Insider berichten, dass O’Sullivan und Marsalek diejenigen waren, die den Deal planten und letztlich wohl auch davon profitierten. Zudem war der britische Geschäftsmann die zentrale Figur bei Wirecards berüchtigtem Drittpartner Senjo in Singapur, mit dem Wirecard einen Großteil seines angeblichen Umsatzes erzielte.

Jan Marsalek und Henry O’Sullivan trafen sich im Januar 2016 mit Managern aus dem Hermes-Umfeld. Quelle: privat
Four Seasons in Mumbai

Jan Marsalek und Henry O’Sullivan trafen sich im Januar 2016 mit Managern aus dem Hermes-Umfeld.

(Foto: privat)

O’Sullivans Anwälte äußerten sich auf Anfrage nicht. In Singapur drohen ihrem Mandanten für jede Fälschung eines Dokuments bis zu zehn Jahre Gefängnis. Der ebenfalls angeklagte Shanmugaratnam soll laut den Ermittlern in Singapur 14 Dokumente verfasst haben, die vermeintliches Wirecard-Vermögen auf nicht existenten Konten bei Citadelle auswiesen.

Auch in Deutschland interessieren sich Ermittler für O’Sullivan. Die Staatsanwaltschaft München I hat vor einigen Wochen ein Rechtshilfeersuchen nach Singapur übermittelt, um zu klären, welche Rolle der Brite in dem Skandal um den früheren Dax-Konzern spielt. Seine Festnahme und die Anklagen in Singapur wollten die Ermittler nicht kommentieren.

Ob O’Sullivan ausgeliefert werden kann, ist fraglich. Möglicherweise schützt ihn seine Staatsbürgerschaft. Der Kölner Strafverteidiger Nikolaos Gazeas ist auf Auslieferungsrecht spezialisiert. Er glaubt, dass es letztlich „eine Frage des singapurischen Rechts sein“ wird. Der Fall sei ein Novum, mit dem auch Deutschland juristisches Neuland betrete.

Solange ein Strafverfahren in Singapur laufe, sei eine Auslieferung aber ohnehin „eher aussichtslos“, sagt der Jurist Gazeas. Derzeit sei das wahrscheinlichste Szenario, dass O’Sullivan zunächst in dem südostasiatischen Stadtstaat der Prozess gemacht wird und erst anschließend eine Auslieferung erfolgt.

Anders gesagt: Die Ermittlungen in Singapur schützen O’Sullivan vor dem, was ihn in Deutschland erwartet. Je länger sie laufen, desto besser für den Briten.

Mehr: „Es ist ein Wahnsinn ...“: Die letzten 48 Stunden von Wirecard

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