Zahlungsabwickler Profiteur der Coronakrise: Hoher Gewinnsprung bei Adyen

Zu den bekanntesten neuen Kunden zählten Uber, Spotify, Booking.com und Ebay.
Frankfurt Der niederländische Zahlungsdienstleister Adyen gehört zu denjenigen, die von der Coronakrise wirtschaftlich profitieren konnten. Das verdeutlichen die Geschäftszahlen für das vergangene Jahr. Das Transaktionsvolumen, das Adyen 2020 abwickelte, stieg auf gut 300 Milliarden Euro – ein Plus von 27 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Einen kleinen Teil des Transaktionsvolumens erhält Adyen von Händlern als Gebühr für die Zahlungsabwicklung. Dieser Nettoumsatz zog ebenfalls um mehr als ein Viertel auf 684 Millionen Euro an, wie Adyen am Mittwoch mitteilte. Im zweiten Halbjahr 2020 gab es bei Transaktionen und Umsatz noch einmal einen Schub. Der Nettogewinn im Gesamtjahr kletterte um elf Prozent auf 261 Millionen Euro, ein Plus von elf Prozent.
Firmenchef Pieter van der Does sagte, am „Black Friday“, dem Aktionstag des Handels Ende November, hätten die Händler auf der Adyen-Plattform ein Rekordvolumen an Transaktionen erreicht. Zudem habe der Zahlungsdienstleister im zweiten Halbjahr neue Händler als Kunden gewonnen. Zu bekannten Kunden Adyens gehören Uber, Spotify, Booking.com und Ebay.
Adyen wickelt im Auftrag von Händlern Zahlungen an der Ladenkasse und vor allem im E-Commerce ab. Das Unternehmen will für den Onlinehandel möglichst alle nötigen Zahlungsmethoden wie Kreditkarte, Paypal oder Rechnungskauf aus einer Hand anbieten. So soll der Zahlungsverkehr für Kunden möglichst einfach sein. Daneben bietet es Zusatzdienstleistungen an wie zum Beispiel Betrugsschutz.
Auch in den kommenden Jahren dürfte Adyen – wie andere Zahlungsabwickler – rasant weiter wachsen. Weltweit bezahlen Menschen zunehmend mit Karte oder Smartphone an der Ladenkasse oder kaufen online ein. Die Coronakrise hat diesen Wandel noch beschleunigt. So dürfte der Trend zu mehr digitalen Zahlungen auch nach der Coronakrise nicht abebben.
Börsenwert steigt auf fast 64 Milliarden Euro
Während der deutsche Zahlungsdienstleister Wirecard im Zuge eines Bilanzskandals unterging, entwickelt sich Adyen immer mehr zu einem europäischen Börsenstar. Die Adyen-Aktie schnellte bis Mittwochnachmittag um fast zehn Prozent auf 2093 Euro nach oben – erneut ein Rekordhoch.
Der Börsenwert beträgt nun 63,5 Milliarden Euro und übertrifft die Marktkapitalisierung vieler Dax-Werte. Adyen war im Sommer 2018 an die Börse gegangen.
Das Unternehmen mit Hauptsitz in Amsterdam will den Umsatz in den nächsten Jahren durchschnittlich um mindestens 25 Prozent steigern. Zugleich will der Zahlungsabwickler die Gewinnmarge erhöhen. Der Gedanke dahinter: Je mehr Transaktionen Adyen über seine Plattform abwickelt, desto weniger kostet die einzelne Zahlung – desto mehr Gewinn macht Adyen.
Irritierendes Quartal
Mit den Zahlen für das dritte Quartal hatte Adyen allerdings für Irritationen gesorgt. Damals musste das Unternehmen Umsatz und Gewinn erheblich nach oben korrigieren. Der Grund dafür ist, dass das Unternehmen versehentlich Kosten bei Kreditkartenzahlungen doppelt verbucht hatte. Dabei geht es um Zahlungen, die entweder zurückgezogen oder abgewiesen wurden.
Doch die Doppelbuchungen hatten laut Adyen nur einen Effekt auf die Bilanzierung, aber keinen Einfluss auf die Liquidität des Unternehmens sowie auf Zahlungen von anderen Firmen oder Auszahlungen an Händler.
Neben Adyen gehören Stripe aus den USA und Checkout.com aus Großbritannien zu den Zahlungsdienstleistern, denen ein großes Wachstum zugetraut wird. Stripe und Checkout haben Kapital von Finanzinvestoren erhalten. Sie werden mit 36 Milliarden Dollar sowie 15 Milliarden Dollar bewertet. Beide Unternehmen könnten bald ebenfalls an die Börse gehen.
Stark umkämpfte Branche
Gerade im E-Commerce gewinnen die drei neuen, aber bereits relativ großen Zahlungsdienstleister viele Kunden. Die Payment-Branche ist stark umkämpft, da etliche weitere Zahlungsdienstleister, die schon lange am Markt sind, versuchen, sich zu behaupten.
Adyen erzielt bislang den allergrößten Teil des Umsatzes in Europa, will aber auch in den USA wachsen. Bislang habe das Unternehmen für US-Händler vor allem Zahlungen außerhalb ihres Heimatmarktes abgewickelt. Inzwischen habe der Zahlungsdienstleister es aber geschafft, mehr US-Transaktionen auf die eigene Plattform zu ziehen.
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